"So, hier ist sie nun, die offene Tür, das offene Tor."
Drei Meter hoch ist das Denkmal - ein rechteckiger Rahmen aus dunklem Stein. Zwischen den Pfosten ist ein Regenbogen aus Glas angebracht.
Es steht mitten in der Neustadt von Hoyerswerda, am Lausitzer Platz, dort wo die Gewalt in den Septembertagen eskalierte.
"In einem dunklen Basalt. Und dieser dunkle Basalt, dieser Stein soll ein Zeichen für die Trauer sein. Für die Geschehnisse von 1991. Und der Regenbogen ist ein sehr altes Symbol für Versöhnung und Hoffnung."
Rückblende: Über mehrere Tage belagerte ein grölender Mobb ein Wohnheim für Vertragsarbeiter aus Mosambik und Vietnam. Die Polizei reagierte viel zu spät.
"Mehr als 30 Menschen wurden verletzt. Über 200 schließlich evakuiert."
Es war das erste Mal, das im vereinigten Deutschland die Gewalt gegen Ausländer eskalierte. Auf die kleine Stadt in der Lausitz schaute mit einem Mal die ganze Welt. Seitdem fühlen sich viele in Hoyerswerda zu Unrecht stigmatisiert.
Diesem Gefühl der Ohnmacht und des Verdrängens will die Stadtverwaltung mit der Initiative zum Denkmal nun endlich, nach 23 Jahren, offensiver begegnen.
"Das war ein langer Diskussionsprozess. Ein Teil der Bevölkerung will sich damit befassen, sich erinnern. Die sich damit auseinandersetzen. Ein anderer Teil lehnt das vehement ab. Das haben wir auch heute gesehen. Wieder andere interessieren sich gar nicht dafür."
Oberbürgermeister Stefan Skora, CDU, ringt noch ein bisschen nach den richtigen Worten. Er hofft, dass Hoyerswerda nun endlich einmal in einem anderen Licht wahrgenommen wird, verweist darauf, dass es in der Stadt seit einem halben Jahr nach langer Pause wieder ein Asylbewerberheim gebe und es keine organisierten Übergriffe gegeben habe.
Wie nötig die offensive Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und seinen Opfern in Hoyerswerda ist, wird im Laufe der kurzen Veranstaltung deutlich. Immer unverhohlener haben sich mitten unter den Zuhörern vier, fünf Neonazis postiert. Sie machen lautstark Witze über das Denkmal. Niemand reagiert.
Erst ein Redner der linken Initiative Pogrom 91 wird deutlich:
"Es hat ja in Hoyerswerda Tradition, dass man zum Naziproblem nicht viel sagt. Hier rechts von uns ist eine Nazi-Gruppe aus Hoyerswerda. Beteiligt an mehreren Gewalttaten."
Rund 40 Menschen haben sich zur Enthüllung auf der neu angesäten Wiesenfläche in Neustadt von Hoyerswerda versammelt. Unter ihnen ist auch Grit Maroske, sie blickt nachdenklich auf das neue Denkmal. Jahrelang hat sie sich gegen Rechtsextremismus und für den Bau engagiert. Doch mit dem Ergebnis ist sie nicht ganz glücklich. Zu niedlich, fast naiv kommt ihr der Regenbogen vor.
Aber sie ist trotz aller Kritik froh, dass endlich etwas Konkretes passiert ist.
"Und dieses Denkmal bringt jetzt wieder Unruhe in die Stadt. Ich denke, das ist ganz gut so, dass man sich darüber unterhält. Darüber streitet."
Die Bürger von Hoyerswerda, die in den Straßen der Neustadt, rund um das neue Denkmal unterwegs sind, können dieser Form der Auseinandersetzung kaum etwas abgewinnen.
"Das sollte man vergessen, was gewesen ist."
"Ich finde es eher schlecht, dass da so viel Energie reingesteckt wird, das wieder aufzuwärmen."
"Eine Zeitlang gab es ja recht wenige Ausländer hier. Und deswegen finde ich gut, wenn man daran erinnert."