Wahlkampfdebatte in Qaqortumi an der Südspitze Grönlands. In einer zum Fernseh-Studio umfunktionierten Sporthalle diskutieren Vertreter der sechs grönländischen Parteien. Es geht um Gewalt in der Gesellschaft, Flugverbindungen in den dünn besiedelten Süden und die richtige Wirtschaftspolitik.
Die meisten der grönländischen Betriebe haben wenige Mitarbeiter und produzieren für den Eigenbedarf. Die reichen Fischgründe sind die Grundlage für einen Großteil der Einkünfte. Doch von Fisch und Krabben allein wird ein unabhängiges Grönland nicht leben können, sagt Sara Olsvig von der regierenden Linkspartei:
"2009 trat das Autonomieabkommen in Kraft, das Grönlands Weg in die Unabhängigkeit von Dänemark skizziert. Ein wichtiger Punkt ist hier der Rohstoffsektor, den wir mittlerweile selbst verwalten. Aber wir planen noch mehr. Wir kalkulieren mit Einnahmen aus der Grubenindustrie sowie aus der Förderung von Öl und Gas. Allerdings sind wir dabei auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen."
Um Investoren anzulocken, muss das Land Zugeständnisse machen. Die Selbstverwaltung hat mit einem Gesetz für industrielle Großprojekte dafür einen rechtlichen Rahmen geschaffen. Es ist jedoch umstritten, denn es erlaubt ausländischen Akteuren, ihre Mitarbeiter nach den Standards in der Heimat zu beschäftigen. Chinesische Minengesellschaften können so etwa den geltenden Mindestlohn in Grönland von knapp elf Euro mit ihren eigenen Arbeitern unterwandern. Die Opposition spricht von Lohndumping. Sara Olsvig verteidigt das Gesetz:
"Grönland hat gerade einmal 56.000 Einwohner. Die Menschen, die keine Arbeit haben, sind vielfach Ungelernte. Deshalb müssen wir auf Bildung setzen. Um Arbeitsplätze schaffen zu können, müssen wir aber auch den Aufbau von Industrieanlagen zulassen. In der Anlagephase sind dazu ausländische Arbeitskräfte nötig. Man muss Anreize für Unternehmen schaffen, sich bei uns anzusiedeln. In Grönland zu investieren, ist richtig kostenintensiv."
Zum Beispiel für London Mining. Das mit chinesischem Kapital operierende Unternehmen will ein Eisenbergwerk an der Westküste des Landes errichten. Auf der Baustelle könnten in der Bauphase bis zu 3000 chinesische Arbeiter beschäftigt werden. Nicht nur, weil ihre Lohnkosten geringer sind, sondern auch, weil Facharbeiter in dieser Größenordnung auf der Polarinsel fehlen.
Ein weiteres Konfliktthema im Wahlkampf ist die schwierige Balance zwischen den dringend nötigen Investitionen und der Sorge um die sensible Umwelt. Stichwort Uranabbau. Dessen Förderung belastet die Umwelt durch strahlende Altlasten nachhaltig. Die regierende Linkspartei ist daher strikt gegen die Förderung. Aleqa Hammond, Spitzenkandidatin der oppositionellen Sozialdemokraten, plädiert für einen pragmatischen Ansatz:
"Ein totales Verbot der Uranförderung hilft uns nicht weiter. Wir haben daher vorgeschlagen, uns beim Uranabbau an die strikten Grenzwerte der EU anzulehnen. Und da wir hier in der Arktis besonders empfindliche Lebensräume haben, sind wir für strengste Auflagen. Wir brauchen einen parteiübergreifenden Kompromiss, damit die Industrieprojekte in Gang kommen."
Bleibt Kuupik Kleist von der sozialistischen Linkspartei Vorsitzender der Selbstverwaltung, wird er sich weiterhin für eine zügige wirtschaftliche Öffnung einsetzen. Er gilt als Staatsmann mit guten Verbindungen ins Ausland. Herausforderin Aleqa Hammond von den Sozialdemokraten hingegen wird als volksnahe Politikerin gesehen. Sie möchte, dass die Grönländer ihre Minen mit eigenen Mitteln und damit zunächst in kleinerem Rahmen aufbauen und dann selbst besitzen. Die schwierige Balance zwischen Selbstständigkeit und Öffnung kann gelingen, wenn sich die Grönländer einigen können, sagt Aleqa Hammond:
"Unsere wirtschaftliche Entwicklung darf nicht auf Kosten der Jäger und Fischer gehen. Doch wir müssen uns fragen, was das Beste für alle Grönländer ist. Als junge Nation wollen wir uns vom Ausland nicht vereinnahmen lassen. Aber Hilfe und Expertise ist willkommen."
Noch ist nicht abzusehen, welche Partei die Grönländer überzeugender finden. Laut Experten liegen Linkspartei und Sozialdemokraten in der Wählergunst etwa gleich auf.
Die meisten der grönländischen Betriebe haben wenige Mitarbeiter und produzieren für den Eigenbedarf. Die reichen Fischgründe sind die Grundlage für einen Großteil der Einkünfte. Doch von Fisch und Krabben allein wird ein unabhängiges Grönland nicht leben können, sagt Sara Olsvig von der regierenden Linkspartei:
"2009 trat das Autonomieabkommen in Kraft, das Grönlands Weg in die Unabhängigkeit von Dänemark skizziert. Ein wichtiger Punkt ist hier der Rohstoffsektor, den wir mittlerweile selbst verwalten. Aber wir planen noch mehr. Wir kalkulieren mit Einnahmen aus der Grubenindustrie sowie aus der Förderung von Öl und Gas. Allerdings sind wir dabei auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen."
Um Investoren anzulocken, muss das Land Zugeständnisse machen. Die Selbstverwaltung hat mit einem Gesetz für industrielle Großprojekte dafür einen rechtlichen Rahmen geschaffen. Es ist jedoch umstritten, denn es erlaubt ausländischen Akteuren, ihre Mitarbeiter nach den Standards in der Heimat zu beschäftigen. Chinesische Minengesellschaften können so etwa den geltenden Mindestlohn in Grönland von knapp elf Euro mit ihren eigenen Arbeitern unterwandern. Die Opposition spricht von Lohndumping. Sara Olsvig verteidigt das Gesetz:
"Grönland hat gerade einmal 56.000 Einwohner. Die Menschen, die keine Arbeit haben, sind vielfach Ungelernte. Deshalb müssen wir auf Bildung setzen. Um Arbeitsplätze schaffen zu können, müssen wir aber auch den Aufbau von Industrieanlagen zulassen. In der Anlagephase sind dazu ausländische Arbeitskräfte nötig. Man muss Anreize für Unternehmen schaffen, sich bei uns anzusiedeln. In Grönland zu investieren, ist richtig kostenintensiv."
Zum Beispiel für London Mining. Das mit chinesischem Kapital operierende Unternehmen will ein Eisenbergwerk an der Westküste des Landes errichten. Auf der Baustelle könnten in der Bauphase bis zu 3000 chinesische Arbeiter beschäftigt werden. Nicht nur, weil ihre Lohnkosten geringer sind, sondern auch, weil Facharbeiter in dieser Größenordnung auf der Polarinsel fehlen.
Ein weiteres Konfliktthema im Wahlkampf ist die schwierige Balance zwischen den dringend nötigen Investitionen und der Sorge um die sensible Umwelt. Stichwort Uranabbau. Dessen Förderung belastet die Umwelt durch strahlende Altlasten nachhaltig. Die regierende Linkspartei ist daher strikt gegen die Förderung. Aleqa Hammond, Spitzenkandidatin der oppositionellen Sozialdemokraten, plädiert für einen pragmatischen Ansatz:
"Ein totales Verbot der Uranförderung hilft uns nicht weiter. Wir haben daher vorgeschlagen, uns beim Uranabbau an die strikten Grenzwerte der EU anzulehnen. Und da wir hier in der Arktis besonders empfindliche Lebensräume haben, sind wir für strengste Auflagen. Wir brauchen einen parteiübergreifenden Kompromiss, damit die Industrieprojekte in Gang kommen."
Bleibt Kuupik Kleist von der sozialistischen Linkspartei Vorsitzender der Selbstverwaltung, wird er sich weiterhin für eine zügige wirtschaftliche Öffnung einsetzen. Er gilt als Staatsmann mit guten Verbindungen ins Ausland. Herausforderin Aleqa Hammond von den Sozialdemokraten hingegen wird als volksnahe Politikerin gesehen. Sie möchte, dass die Grönländer ihre Minen mit eigenen Mitteln und damit zunächst in kleinerem Rahmen aufbauen und dann selbst besitzen. Die schwierige Balance zwischen Selbstständigkeit und Öffnung kann gelingen, wenn sich die Grönländer einigen können, sagt Aleqa Hammond:
"Unsere wirtschaftliche Entwicklung darf nicht auf Kosten der Jäger und Fischer gehen. Doch wir müssen uns fragen, was das Beste für alle Grönländer ist. Als junge Nation wollen wir uns vom Ausland nicht vereinnahmen lassen. Aber Hilfe und Expertise ist willkommen."
Noch ist nicht abzusehen, welche Partei die Grönländer überzeugender finden. Laut Experten liegen Linkspartei und Sozialdemokraten in der Wählergunst etwa gleich auf.