Anmafr Yasir, junger Pakistani, studiert an der Hochschule Ravensburg-Weingarten Informatik und Elektrotechnik. Doch kennengelernt hat er zum Studienauftakt etwas ganz anderes:
"Spätzle, und Käss-Spätzle – also, alles, was es hier gibt in der Region, habe ich schon probiert."
Katherine Bingaman, junge Kalifornierin, studiert an der Hochschule Ravensburg-Weingarten Maschinenbau:
"Ich esse Maultaschen mehrfach die Woche. Die schmecken gut, sind ganz einfach und gesund."
Theorie und Praxis in Deutschland eng verbunden
Dabei waren schwäbische Spätzle und Maultaschen natürlich nicht das Hauptmotiv für die beiden, zum Studium nach Deutschland zu kommen. Katharina Bingamann hatte in der Schule Deutsch als Fremdsprache und wurde über ein Stipendienprogramm des Bundestages in mehrere Praktika nach Deutschland vermittelt. Dass sich Praktika und Vorlesungen an der Hochschule in Deutschland ergänzen, hat sie bewogen hier zu studieren:
"Das war ein Erlebnis, das ich in den USA auch nicht hatte, weil diese Praktikumskultur da nicht existiert. Da machen die meisten in den USA das Studium fertig, ohne auch nur ein einziges Mal in einer richtigen Firma zu arbeiten."
In Deutschland sei das anders – und besser, findet die US-Amerikanerin. Anmafr Yasir aus Pakistan hat sich für die Hochschule Ravensburg-Weingarten auch deshalb entschieden, weil dort viele technische Studiengänge auf Englisch angeboten werden:
"Also wenn man eine Chance hat, in Deutschland auf Englisch zu studieren, dann muss man einfach sagen: Nehm’s! Das Studium finde ich sehr gut. Die Professoren helfen auch viel. Und was man hier erlebt, die Kultur, die Leute, die sind ganz offen."
Was er besonders wichtig findet: Die Hochschule ist eingebettet in eine High-Tech-Region im Süden Baden-Württembergs. Weltweit tätige Unternehmen wie der Autozulieferer ZF oder die Satelliten-Schmiede Airbus Defense and Space befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Da falle es nicht allzu schwer, einen Praktikumsplatz oder einen Nebenjob zu finden:
"Ich habe auch bei ZF mein Praktikum gemacht. Das war eine sehr gute Erfahrung für mich. Ich habe noch ein Semester. Und da versuche ich auch eine Firma und ein Thema für meine Abschlussarbeit zu finden."
Weniger formelle Hürden im internationalen Vergleich
Die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis ist aber nur einer der Gründe, weshalb Deutschland zunehmend beliebter wird bei Studierenden aus aller Welt:
"Es gibt viele Studierende, die sagen, dass es in Deutschland etwas leichter ist, und das andere Länder große Restriktionen machen. Das hören wir etwa aus Amerika, Kanada, Australien, dass das eher schwierig wird."
Gemeint sind vor allem formelle Hürden, beispielsweise bei der Beantragung des notwendigen Visums, erklärt Professor Thomas Spägele, Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten:
"Auch die Preise sind dort exorbitant hoch, wenn man da studieren will, was eben dann für Deutschland dann spricht, weil das Angebot dort trotz Studiengebühren exzellent ist und preiswert."
Studieren in Deutschland vergleichsweise günstig
Allerdings: Auch in Deutschland ist das Studium an manchen Hochschulen für Ausländer teurer geworden. Sächsische Hochschulen können selbst entscheiden, ob sie Gebühren für Studierende aus Nicht-EU-Ländern erheben. Baden-Württemberg hat solche Gebühren mit 1.500 Euro pro Semester generell eingeführt. Nordrhein-Westfalen überlegt noch. Dennoch ist klar: An anderen Unis weltweit wird erheblich mehr fällig:
"Wenn man an die ganz Großen geht wie Harvard oder Stanford, dann sind sie schnell bei Zig-Tausend Euro im Jahr, bis zu 80.000 Euro. Da sind wir oberschwäbisch sparsam. Und das Leben ist preiswerter als an anderen Destinationen der Welt."
Und so geht selbst in Baden-Württemberg die Zahl der ausländischen Studierenden wieder nach oben – um knapp neun Prozent im zurückliegenden Wintersemester 2018/19; neuere Zahlen liegen nicht vor. Besonders groß ist der internationale Zulauf an Hochschulen in ländlichen Regionen wie Ravensburg-Weingarten. Denn hier sind die Kosten für die Wohnung und den alltäglichen Bedarf niedrig, Studiengebühren lassen sich damit zum Teil ausgleichen. Von den über 3.500 Studierenden der Hochschule kommen über 15 Prozent aus dem Nicht-EU-Ausland, viele davon aus Indien. Und einige werden nach dem Studium bleiben. Denn: Wer einen technischen Studiengang belegt hat, findet auch schnell in Deutschland einen Job. Der Inder Lalit Grupta studiert in Weingarten Mechatronik im Master:
"Ich will schon gerne nach Indien zurück, aber nicht gleich nach meinem Master. Ich möchte erst mal hier, bei deutschen Firmen, Erfahrungen sammeln. Und dann nach fünf, sechs Jahren – ja dann geht’s zurück!"