Ende 2018, Mitte 2019 oder doch erst 2021. Daten für die bevorstehende Schließung des französischen Kernkraftwerkes Fessenheim am Rhein wurden schon viele genannt. Letztendlich aber hat es der französische Energieversorger EDF in der Hand. Dieser wird den Schlusspunkt setzten, niemand sonst, daran lässt auch der zuständige französische Staatssekretär, Sébastien Lecornu, keinen Zweifel. Im Januar bei einem Besuch im südlichen Elsass, äußerte er sich im französischen Regionalfernsehen.
"Der Kalender wird von EDF bestimmt, und die Schließung ist abhängig vom Fortschritt in Flamanville, aber im April weiß ich vielleicht genaueres."
Alles hängt vom Reaktor in Flamanville ab
In Flamanville am Ärmelkanal baut EDF zurzeit eine neue Generation Atomreaktoren. Aufgrund technischer Probleme ist die Inbetriebnahme von Block Drei des europäischen Druckwasserreaktors allerdings immer wieder aufgeschoben worden. Und nur, wenn Flamanville ans Netz geht, muss ein anderer französischer Atomreaktor irgendwo anders abgeschaltet werden. Ansonsten wird zu viel Atomstrom in Frankreich produziert, denn die jährlich erzeugte Atomstrom-Menge ist gesetzlich gedeckelt.
Fest steht allerdings auch, dass Fessenheim schließen muss, wenn es soweit ist. Es ist das älteste Atomkraftwerk und gilt aus deutscher Sicht wegen seines Sicherheitskonzeptes als Risiko. Trotzdem hofft der Bürgermeister von Fessenheim, Claude Brender, dass es noch etwas länger dauern wird am Ärmelkanal und die beiden Blöcke in Fessenheim deshalb bis zum Ende ihrer vorgesehen Laufzeit Anfang 2020 am Netz bleiben können:
"Das würde uns in die Lage versetzen, neue Gewerbegebiete vorzubereiten, denn wir werden wohl acht bis zehn Jahre benötigen, damit neue Arbeitsplätze überhaupt entstehen können, und wenn die Reaktoren bis 2023 laufen, dann hätten wir mehr Zeit. Aber diese Argumente stoßen zunehmend auf taube Ohren."
Alternativen zur Atomkraft gesucht
Hoffnung, dass schnell hunderte neue Arbeitsplätze entstehen, hat Brender nicht.
"Il n’y a pas de miracle, es gibt keine Wunder."
Und Geld habe die französische Regierung auch keines übrig, um Arbeitsplätze zu fördern, fügt Brender hinzu. Das ginge nur gemeinsam mit den deutschen Nachbarn. Dabei geht es um den Ausbau der Infrastruktur, um deutsche Unternehmen auf die französische Rheinseite zu locken. Dort soll eine Art Sonderwirtschaftszone entstehen, für die sich Brender stark machen möchte.
"Ich werde dem Staatssekretär, diese binationale Wirtschaftszone vorschlagen, aber sie muss nach deutschem Arbeitsrecht funktionieren, weil Kummer bereitet den deutschen Arbeitgebern weniger die steuerliche Belastung in Frankreich, sondern das Arbeitsrecht. Es gilt als Hemmschuh."
Morgen reist Staatssekretär Sébastien Lecornu erneut ins Elsass, um mit Vertretern der Gemeinden, des Departement und mit deutschen Politkern und Verbänden Pläne für die nachatomare Zeit in Fessenheim zu diskutieren.
Bürgermeister Claude Brender aber würde lieber auf Nummer sicher gehen. Ihm wäre es am liebsten, wenn der französische Energieversorger frisches Geld investiert - etwa in ein Gaskraftwerk auf dem bald brach liegenden Reaktorgelände. Das allerdings braucht Zeit, denn bis der Rückbau der beiden Reaktoren abgeschlossen ist, wird es nach Angaben der EDF mindestens 15 Jahre dauern.