"City of Stars" singt Schauspieler Ryan Gosling in dem Film, der als großer Favorit für die kommende Oscar-Verleihung gehandelt wird. "La La Land" heißt dieser Film. Genau gesagt ist es ein Filmmusical und damit ein Genre, das von Hollywood so gut wie nicht mehr bedient wird. "City of Stars" – die "Stadt der Sterne" – ist natürlich Los Angeles. Ein Ort, der schon immer für die großen Träume stand. Träume, wie sie auch der Jazzmusiker und die Schauspielerin haben, die von Ryan Gosling und Emma Stone gespielt werden.
"La La Land" ist nicht nur eine – wie aus der Zeit gefallene – Reminiszenz an Hollywoods goldene Ära. "La La Land" erzählt auch eine wunderbare Geschichte, das heißt, vielleicht sollte man bereits lobend erwähnen, dass der Film überhaupt eine Geschichte erzählt.
"Es ist wie in '... denn sie wissen nicht, was sie tun'. – Hey, ich habe die Patronen. … Du hast ihn nie gesehen. – Ich habe ihn nie gesehen. – Oh Mann! Weißt du was, er läuft im Rialto. – Ehrlich? – Ja. Du solltest rein... ich meine, lass uns doch zu zweit reingehen! – Okay. – Zur Recherche. – Zur Recherche? – Ja."
Kino mit eigener Handschrift hat Seltenheitswert
"La La Land" – das ist zum einen Erzählkino vom Format des im Film erwähnten Klassikers '... denn sie wissen nicht, was tun' aus dem Jahr 1955. Zum anderen ist "La La Land" auch gutes Autorenkino, bei dem der Regisseur gleichzeitig der Drehbuchautor ist. So wie bei "Silence", dem neuen Film von Martin Scorsese. Im Mittelpunkt stehen zwei Jesuitenpater, die im 17. Jahrhundert nach Japan reisen.
"Our Lord said to them, 'Go ye into the whole world and preach the Gospel to every living creature."
Es hat mittlerweile Seltenheitswert in Hollywood: Das Kino, das die Handschrift seiner Macher trägt. Neben Scorsese ist Christopher Nolan einer der wenigen Filmemacher, die noch mit großem Budget arbeiten und ihre Stoffe verfilmen können. Im Sommer wird Nolan das Kriegsdrama "Dunkirk" über die Schlacht von Dünkirchen 1940 ins Kino bringen.
Disney-Konzern setzt auf Eventkino
"Es sind 400.000 Mann an diesem Strand. ..."
Vom Disney-Konzern wäre "Dunkirk" wohl nicht produziert worden. Das Filmstudio, das von allen Studios 2016 das meiste Geld verdient hat, setzt ausschließlich auf Eventkino mit Marken wie "Star Wars" und Marvel. Wo der Spezialeffekt allerdings wichtiger ist als die Geschichte, sind auch die Gesichter austauschbar. Kino ohne Identität könnte mittelfristig aber auch den Tod des Kinos bedeuten.
Erwähnenswert sind deshalb ganz andere Produktionen – darunter gleich eine ganze Reihe von Filmen, die nicht zuletzt bei den Oscars 2017 einen positiven Beitrag zur Diversitätsdebatte leisten dürften.
"At one point you decide for yourself who you want to be. You can let nobody can make that decision for you."
Oscar-Favoriten
Neben "La La Land" entpuppt sich "Moonlight" als großer Oscar-Favorit. Der bereits von den US-Kritikern gefeierte Film basiert auf einem Theaterstück über einen jungen homosexuellen Afroamerikaner. In einer weiteren Verfilmung einer Bühnenproduktion glänzt Denzel Washington.
"Fences" heißt der Film mit Washington als Familienvater in den 1950er-Jahren, der nicht daran glaubt, dass sich die Situation für Schwarze in den USA jemals ändern wird. Nur wenige Jahre später spielt das Drama "Loving" über eine verbotene Mischehe in Virginia. Und der Film "Hidden Figures" erinnert an drei Frauen afroamerikanischer Herkunft, die für die NASA arbeiten.
"Das ist John Glenn. – Was tun Sie für die NASA, Ladys? – Wir berechnen Ihre Flugbahn. – Ohne Zahlen kommt man nicht weit. – Wie kannst du dich nur an einen Weißen so ranschmeißen? – Das ist Gleichberechtigung. Ich darf in jeder Farbe was Hübsches sehen."
Das Pfund, mit dem all diese Filme wuchern, ist nicht ein Spezialeffektgewitter, sondern das Drehbuch. Vielleicht erinnern sich daran demnächst wieder mehr Filmemacher in der Stadt, in der die Sterne schon längst nicht mehr so hell leuchten.