Nicht Politiker, nicht Konzerne, nicht Geld, sondern ein Hormon regiert die Welt. Und dieses mächtige Hormon heißt Dopamin. Ein einfacher Botenstoff im Gehirn steuert unser Verhalten und noch mehr: Dopamin bestimmt das Schicksal der Menschheit.
Wenn es um die Wirkung dieser einfachen Substanz auf unser Leben geht, können die Worte der beiden Autoren Daniel Z. Lieberman und Michael E. Long nicht groß genug ausfallen.
"Diese chemische Substanz ist der Treibstoff für den Motor unserer Träume und die Quelle unserer Verzweiflung, wenn wir scheitern. Sie ist der Grund, warum wir forschen und erfolgreich sind und ihretwegen machen wir Entdeckungen und kommen voran. Aber sie sorgt auch dafür, dass wir nie lange glücklich sind."
Dopamin ist kein Glückshormon und auch kein Belohnungssystem. Das Hormon fordert uns vielmehr beständig auf, etwas Neues zu erreichen. Und wenn wir es erreicht haben – egal ob Sex, Status, Macht oder Geld – ist es längst nicht zufrieden. Dopamin will immer noch mehr.
"I can´t get no satisfaction"
"Wie Mick Jagger 2013 seinem Biografen erzählte, war er mit etwa 4.000 Frauen zusammen. Er hatte also während seines Erwachsenenlebens alle zehn Tage eine neue Partnerin."
Der Frontmann der Rolling Stones ist ein typischer Dopamin-Junkie. Ausruhen und Genießen bereitet ihm kein Vergnügen. Das gilt für viele Politiker, Wissenschaftler, Konzernlenker und Machtmenschen aller Art. Dopamin treibt sie an, mehr zu erreichen, und lässt sie doch niemals glücklich sein.
"Aus Sicht des Dopamins ist es uninteressant etwas zu besitzen. Nur die Jagd nach etwas ist aufregend."
Dopamin ist die Stimme der Evolution, die uns am Leben hält und die Fortpflanzung sichert.
Dopamin - Motor von Evolution und Entdeckergeist
Es ist verantwortlich für die Höchstleistungen der Menschheit, aber auch dafür, dass wir dem Planeten immer mehr zumuten. Wenn wir als Menschheit überleben wollen, müssen wir dem Dopamin die Grenzen zeigen, und das geht nach Ansicht der Autoren Lieberman und Long nicht gegen, sondern nur mit Dopamin. Denn es gibt neben dem schnellen Dopamin des Verlangens ein anderes, ein planendes Dopamin-Kontrollsystem im Gehirn. Der gleiche Stoff wirkt dann in anderen Gehirnregionen.
Beispiel Suchtverhalten: Das Dopamin des Verlangens treibt in die Sucht, und das Dopamin-Kontrollsystem kann ein Ausweg aus der Sucht sein, wenn es gelingt langfristige Ziele anzustreben.
Mit vielen Beispielen, manche davon arg plakativ, wiederholen Lieberman und Long immer wieder die gleichen Thesen: Ohne Dopamin ist alles nichts, aber wer ihm zu oft das Ruder überlässt, tut sich und anderen keinen Gefallen.
Zielgruppe: Wer klare Aussagen mit Alltagsbezug dem wissenschaftlichen Kleinklein vorzieht, wird von Lieberman und Long gut bedient.
Erkenntnisgewinn: Ohne Dopamin gäbe es weder Kriminalität noch Übergewicht. Aber die Menschheit wäre nicht das, was sie ist.
Spaßfaktor: Kleine Geschichten aus dem Alltag und aus der Promi-Welt steigern den Unterhaltungswert.
Daniel Z. Lieberman u. Michael E. Long: "Ein Hormon regiert die Welt. Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt". Übersetzt aus dem Amerikanischen von Martin Rometsch. Verlag Riva Premium, München 2018. 256 Seiten, 19,99 Euro