Man kann ihn mögen oder nicht, verehren oder ablehnen. Craig Venter polarisiert. Aber eines ist klar: Dieser Wissenschaftler hat die Welt verändert. Und er ist noch nicht fertig. Während er in seinem letzten Buch "Entschlüsselt" seinen Beitrag zur Entzifferung des menschlichen Genoms feierte und über hunderte Seiten mit seinen Gegnern abrechnete, entwirft er in seinem neuen Buch die Zukunft – und die heißt: "Leben aus dem Labor – Die neue Welt der synthetischen Biologie"
Zitat, S. 181: "Die Wissenschaft des kommenden Jahrhunderts wird durch unsere Fähigkeit definiert sein, synthetische Zellen zu schaffen und das Leben zu manipulieren."
Den wichtigsten Schritt in diese Zukunft hat Craig Venter selbst getan. Nach vielen Rückschlägen und Umwegen baute seine Arbeitsgruppe das vollständige Erbgut eines einfachen Bakteriums im Labor zusammen und schleuste es in ein anderes Bakterium ein. Das neue Genom übernahm das Kommando. Nach seiner Definition entstand so ein synthetisches Lebewesen.
Zitat, S. 154: "DNA ist die Software des Lebens, und wenn wir diese Software verändern, verändern wir die Spezies und damit auch die Hardware der Zelle."
Aber Venter, der Visionär, will mehr. Der selbstbewusste Superstar verlässt sein klassisches Spielfeld – die Naturwissenschaft. Er taucht ein in die Wissenschaftsgeschichte und die Philosophie - so wie sein großes Vorbild, der Physiker Erwin Schrödinger. Der formulierte vor über 70 Jahren die Frage: Was ist Leben? Und nun liefert Craig Venter die Antwort: Leben ist ein digitaler Code. Wer die Software schreibt, beherrscht das Leben – so wie der Programmierer seinen Computer.
Zitat 3, S. 39: "Wir haben mit dem Experiment gezeigt, dass Gott für die Erschaffung neuen Lebens unnötig ist."
In seinem neuen Buch läuft der Wissenschaftsguru zur Höchstform auf. Die Zukunft ist rosig, verspricht er, und kein Problem zu gewaltig, um Antworten zu finden. Klimawandel, Seuchen, Nahrungsmangel – auf all die großen Fragen unserer Zeit werden Genforscher bald Antworten geben, glaubt Craig Venter Mit diesem Buch fordert er für sich nicht mehr und nicht weniger als einen Platz im Pantheon der großen Biologen.
Zielgruppe: Ein Buch für Freunde und Feinde dieser schillernden Persönlichkeit. Denn sie müssen wissen, was den Visionär antreibt.
Erkenntnisgewinn: Ein fanatischer und umstrittener Spitzenforscher liefert intime Einblicke in sein Labor und in seine Gedankenwelt.
Spaßfaktor: Craig Venter zeigt klare Kante. Endlich ein Wissenschaftler mit Visionen, jubeln die einen. Für die andern bleibt Kopfschütteln. Was für ein Größenwahn!