Georg Ehring: Ungefähr 30 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland gehen auf den Gebäudesektor zurück, und da steht das Heizen mit Abstand an erster Stelle. Seit Jahren redet die Bundesregierung über eine beschleunigte energetische Sanierung von Gebäuden. Wärmedämmung und eine bessere Heizung sind dabei die Stichworte. Der Vorstoß von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Ausmusterung von Ölheizungen hat das Thema jetzt wieder in die Diskussion gebracht. Am Telefon begrüße ich Jens Hakenes, Chefredakteur des Online-Portals "Co2online", das sich mit Klimaschutz im Gebäudesektor befasst. Guten Tag, Herr Hakenes!
Jens Hakenes: Guten Tag, Herr Ehring.
Ehring: Herr Hakenes, ist es eine gute Idee, Ölheizungen auszumustern?
Hakenes: Es ist grundsätzlich eine gute Idee, alte Heizungen auszumustern. Da muss man sich jetzt gar nicht unbedingt auf Ölheizungen festlegen, sondern das gilt eigentlich für alle Heizungen, die 15 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben. Da lohnt es sich auf jeden Fall zu schauen, ob eine neue Heizung für einen effizienteren oder für weniger Verbrauch sorgt.
Ehring: Wie mache ich das?
Hakenes: Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten. Sie können eigentlich bei jeder Heizanlage schauen, ob die sich optimieren lässt. Das kann dann auch eine jüngere Heizanlage sein; die muss noch nicht mal 15 Jahre auf dem Buckel haben. Da gibt es zwei Methoden, die besonders sinnvoll sind. Zum einen den Austausch der Heizungspumpe und den hydraulischen Abgleich. Das sind zwei Maßnahmen, die auch besonders stark jetzt schon gefördert werden mit einem Zuschuss von 30 Prozent und die dafür sorgen, dass die Heizanlage, die vorhanden ist, optimal läuft und optimal eingestellt ist auf das Gebäude.
Die zweite Möglichkeit ist das, was jetzt auch mit der Abwrackprämie gestärkt werden soll, nämlich den Austausch der Heizanlage. Das ist wie gesagt am sinnvollsten und am meisten sinnvoll, wenn die Heizanlage älter als 15 Jahre ist.
Alternativen wie Solarthermie oder Pelletheizung weniger C02-intensiv
Ehring: Einen großen Marktanteil hat ja aktuell die Gasheizung und es heißt heute, Gas setze weniger CO2 frei als Öl. Ist die Gasheizung ein guter Ersatz?
Hakenes: Die Gasheizung ist auf jeden Fall ein guter Ersatz, wenn es darum geht, die CO2-Emissionen zu senken, etwas für mehr Klimaschutz zu tun. Aber es gibt natürlich noch Alternativen, die wesentlich klimafreundlicher sind. Je weniger fossile Brennstoffe wie Erdöl oder Erdgas verwendet werden, desto besser. Das heißt, es ist auch sinnvoll, dann sich noch mal nach Alternativen umzuschauen, entweder eine Gasheizung dann zu ergänzen, beispielsweise mit Solarthermie, mit der Sonne dann dafür zu sorgen, dass das Warmwasser erhitzt wird, oder auch tatsächlich komplett umzusteigen auf nicht fossile Energieträger wie beispielsweise mit einer Pelletheizung, mit der man Holz nutzen kann, Pellets oder auch Holzscheite.
Ehring: Holzheizung ist besser als Öl oder Gas demnach?
Hakenes: Definitiv! Wenn Sie sich die CO2-Emissionen der verschiedenen Energieträger anschauen, gibt es einen sehr, sehr großen Abstand zwischen den fossilen Energien und regenerativen Energien wie beispielsweise Holz oder auch einer Unterstützung der herkömmlichen Heizung durch Solarthermie, durch die Sonne.
"Entscheidend, welches Gebäude man beheizen möchte"
Ehring: Nun gibt es heute auch Heizungen, die mit Strom heizen, zum Beispiel nach dem Prinzip Wärmepumpe. Ist das auch eine Alternative? Das könnte ja dann den CO2-Ausstoß bei gutem Strommix mit vielen erneuerbaren Energien deutlich verbessern.
Hakenes: Genau. Es ist immer entscheidend, welches Gebäude man beheizen möchte. Deswegen ist auch eine Energieberatung ganz wichtig für Leute, die sich Gedanken über eine neue Heizung machen. Bei der Wärmepumpe ist es im Augenblick so, dass die sich vor allen Dingen dann anbieten, wenn man beispielsweise Flächenheizungen oder Fußbodenheizung verwendet, wenn man eine relativ niedrige Temperatur hat in der Heizanlage. Wenn Sie ein altes Haus haben, das jetzt nicht besonders gut gedämmt ist, wenn Sie alte Heizkörper haben, dann ist eine Wärmepumpe eher keine Lösung. Wichtig ist, sich tatsächlich das Gebäude und die Voraussetzungen anzugucken und dann zu entscheiden, welche Heizung da in Frage kommt.
"Jetzt schon anzufangen sich zu informieren"
Ehring: Die Bundesregierung hat ja angekündigt, das verstärkt zu fördern. Wenn ich jetzt noch ein bisschen Zeit habe, sollte ich noch ein bisschen warten, bis die Subventionen verbessert sind?
Hakenes: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich denke, dass es sinnvoll ist für jeden Hauseigentümer mit einer älteren Heizung, jetzt schon anzufangen sich zu informieren. Beispielsweise im Internet kann man damit loslegen, auf unserer Website Co2online.de, und sollte dann einfach schon die nächsten Schritte gehen, sich schon mal mit einem Energieberater in Verbindung setzen, weil es einfach zwei Dinge gibt, die entscheidend sind. Erstens: Wenn ich eine Heizung habe, die schon etwas in die Jahre gekommen ist, kann es natürlich auch sein, dass die im nächsten Winter ausfällt. Das heißt: Je früher ich mich um Ersatz kümmere, desto besser.
Das zweite ist, dass natürlich durch neue Fördermittel dann auch eine größere Aufmerksamkeit für das Thema da ist und dass die Wartezeiten bei den Handwerkern sehr wahrscheinlich länger sind. Außerdem ist es so, dass die Fördermittel nicht unbedingt der entscheidende Punkt sind. Es kann durchaus sein, dass Sie mit einer neuen Heizung mehr Geld einsparen, als Sie über Fördermittel ersparen. Das heißt, es lohnt sich auf jeden Fall, bei einer älteren Heizung zu gucken, ob die ausgetauscht oder optimiert werden kann.
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