Jede einzelne Asbestfaser sei eine zuviel, meint Laurent Vogel von der European Trade Union Confederation, dem Verband der Europäischen Gewerkschaften:
"Asbest ist weltweit der wichtigste Killer in der Arbeitswelt. An den Fasern sterben nach Schätzungen der Internationalen Arbeiterorganisation jährlich 100.000 Menschen. Asbest komplett zu bannen, ist daher für uns sehr wichtig."
Doch in der EU dürfen fünf Chemiewerke Asbest für einen zentralen Prozess in ihren Anlagen einsetzen: um aus Salzen per Elektrolyse Chlor und Wasserstoff herzustellen. Inwieweit diese Ausnahme verlängert wird, darüber entscheidet heute in Brüssel ein Ausschuss, in dem Vertreter der EU-Kommission und der EU-Staaten die Umsetzung der EU-Chemikalienverordnung REACH regeln. Zwei dieser Chemiewerke stehen in Deutschland. Eines davon ist das Werk des US-amerikanischen Chemiekonzerns Dow Chemicals im niedersächsischen Stade. Ein Asbestverbot würde diese größte Chlorfabrik in der EU schwer treffen. Werkleiter Rudolf Lamm:
"Die Konsequenzen hier fürs Werk, sag ich mal, kann man konkret eigentlich nicht abschätzen. Wir wissen nicht, wie wir mit solch einem Verbot umgehen würden."
Eine Milliarde Euro könne es kosten, meint der Werkleiter, neue Chloranlagen aufzubauen und die anschließende Produktion an die neuen Anlagen anzupassen. Doch worum geht es eigentlich?
"Asbest ist für uns ein Stoff, um eine bestimmte Verfahrenstechnik zu ermöglichen. Diese Verfahrenstechnik ist aus unserer heutigen Sicht ökonomisch die wirtschaftlichste, vom energetischen Standpunkt die wirtschaftlichste Form, um Chlor herzustellen."
Dafür braucht Dow Chemicals jährlich bis zu 70 Tonnen an Asbest. Doch die Firma weiß um die Gefahren der berüchtigten Silikatfasern. Rudolf Lamm:
"Wir als Dow haben uns seit vielen Jahren damit beschäftigt und im Endeffekt Mittel und Wege gefunden, wie wir das notwendige Asbest handhaben, so dass wir im Endeffekt sicherstellen, dass der Asbest auf seinem ganzen Zyklus, seinem ganzen Weg hier bei der Handhabung sehr, sehr sicher gehandhabt wird und eigentlich nie in Kontakt kommt mit Menschen und mit der Umgebung."
Das Asbest kommt in seewetterfesten Containern aus Kanada nach Stade. Dort wird es voll automatisiert ins Werk gebracht und auf die Kathoden der Elektrolysezellen aufgezogen. Nach Gebrauch werden die Fasern bei 1.200 Grad Celsius geschmolzen. Die gefährliche Faserstruktur geht dabei verloren. Doch all das reicht dem Gewerkschaftler Laurent Vogel nicht:
"Asbest wird in vielen Ländern abgebaut, bearbeitet und global hin- und hertransportiert. Die Erfahrung lehrt, es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Selbst wenn also in europäischen Chemiewerken die Gesundheit der Arbeiter nicht gefährdet wird, bin ich für ein kompletten Bann von Asbest."
Auch Uwe Lahl, Chemieexperte im Bundesumweltministerium, würde Asbest am liebsten komplett verbieten, aber:
"Dann hat man zwei Seelen in seiner Brust. Und wenn man dann noch feststellt, dass diese alten Anlagen nicht ineffizient sind und aus anderen Gründen nicht so schlecht sind, dass man sie sofort abreißen sollte, dann spricht man über Altanlagenregelungen - und für diese beiden Altanlagen, glaube ich, ist es vertretbar in Abwägung der Pros und der Cons hier bei Asbest ein Auge zuzudrücken - insbesondere, weil keiner gefährdet wird."
Der Brüsseler Chemikalienausschuss denkt ähnlich. Weil für die Arbeiter in den Chemiewerken kaum ein Risiko besteht, dürfen sie Asbest zunächst weiter nutzen - doch das Ende ist absehbar. Zum einen sollen Fachleute in drei Jahren genau prüfen, ob Asbest in der EU wirklich risikofrei eingesetzt wird. Zum anderen verweist Uwe Lahl auf den Zahn der Zeit:
"Ich gehe davon aus, dass diese beiden Altanlagen irgendwann auch das Zeitige segnen und dann wird es in Deutschland kein Asbest mehr in solchen Anlagen geben."
"Asbest ist weltweit der wichtigste Killer in der Arbeitswelt. An den Fasern sterben nach Schätzungen der Internationalen Arbeiterorganisation jährlich 100.000 Menschen. Asbest komplett zu bannen, ist daher für uns sehr wichtig."
Doch in der EU dürfen fünf Chemiewerke Asbest für einen zentralen Prozess in ihren Anlagen einsetzen: um aus Salzen per Elektrolyse Chlor und Wasserstoff herzustellen. Inwieweit diese Ausnahme verlängert wird, darüber entscheidet heute in Brüssel ein Ausschuss, in dem Vertreter der EU-Kommission und der EU-Staaten die Umsetzung der EU-Chemikalienverordnung REACH regeln. Zwei dieser Chemiewerke stehen in Deutschland. Eines davon ist das Werk des US-amerikanischen Chemiekonzerns Dow Chemicals im niedersächsischen Stade. Ein Asbestverbot würde diese größte Chlorfabrik in der EU schwer treffen. Werkleiter Rudolf Lamm:
"Die Konsequenzen hier fürs Werk, sag ich mal, kann man konkret eigentlich nicht abschätzen. Wir wissen nicht, wie wir mit solch einem Verbot umgehen würden."
Eine Milliarde Euro könne es kosten, meint der Werkleiter, neue Chloranlagen aufzubauen und die anschließende Produktion an die neuen Anlagen anzupassen. Doch worum geht es eigentlich?
"Asbest ist für uns ein Stoff, um eine bestimmte Verfahrenstechnik zu ermöglichen. Diese Verfahrenstechnik ist aus unserer heutigen Sicht ökonomisch die wirtschaftlichste, vom energetischen Standpunkt die wirtschaftlichste Form, um Chlor herzustellen."
Dafür braucht Dow Chemicals jährlich bis zu 70 Tonnen an Asbest. Doch die Firma weiß um die Gefahren der berüchtigten Silikatfasern. Rudolf Lamm:
"Wir als Dow haben uns seit vielen Jahren damit beschäftigt und im Endeffekt Mittel und Wege gefunden, wie wir das notwendige Asbest handhaben, so dass wir im Endeffekt sicherstellen, dass der Asbest auf seinem ganzen Zyklus, seinem ganzen Weg hier bei der Handhabung sehr, sehr sicher gehandhabt wird und eigentlich nie in Kontakt kommt mit Menschen und mit der Umgebung."
Das Asbest kommt in seewetterfesten Containern aus Kanada nach Stade. Dort wird es voll automatisiert ins Werk gebracht und auf die Kathoden der Elektrolysezellen aufgezogen. Nach Gebrauch werden die Fasern bei 1.200 Grad Celsius geschmolzen. Die gefährliche Faserstruktur geht dabei verloren. Doch all das reicht dem Gewerkschaftler Laurent Vogel nicht:
"Asbest wird in vielen Ländern abgebaut, bearbeitet und global hin- und hertransportiert. Die Erfahrung lehrt, es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Selbst wenn also in europäischen Chemiewerken die Gesundheit der Arbeiter nicht gefährdet wird, bin ich für ein kompletten Bann von Asbest."
Auch Uwe Lahl, Chemieexperte im Bundesumweltministerium, würde Asbest am liebsten komplett verbieten, aber:
"Dann hat man zwei Seelen in seiner Brust. Und wenn man dann noch feststellt, dass diese alten Anlagen nicht ineffizient sind und aus anderen Gründen nicht so schlecht sind, dass man sie sofort abreißen sollte, dann spricht man über Altanlagenregelungen - und für diese beiden Altanlagen, glaube ich, ist es vertretbar in Abwägung der Pros und der Cons hier bei Asbest ein Auge zuzudrücken - insbesondere, weil keiner gefährdet wird."
Der Brüsseler Chemikalienausschuss denkt ähnlich. Weil für die Arbeiter in den Chemiewerken kaum ein Risiko besteht, dürfen sie Asbest zunächst weiter nutzen - doch das Ende ist absehbar. Zum einen sollen Fachleute in drei Jahren genau prüfen, ob Asbest in der EU wirklich risikofrei eingesetzt wird. Zum anderen verweist Uwe Lahl auf den Zahn der Zeit:
"Ich gehe davon aus, dass diese beiden Altanlagen irgendwann auch das Zeitige segnen und dann wird es in Deutschland kein Asbest mehr in solchen Anlagen geben."