Die Johanna-Eck-Schule in Berlin-Tempelhof: Hier fahren keine Helikopter-Eltern im SUV vor, die ihre Sprösslinge holen oder bringen. Hier kommen viele Schüler mit der S-Bahn angefahren, etliche haben einen erkennbaren außereuropäischen Migrationshintergrund, viele der kleinen Mädchen tragen Kopftuch. Und derzeit macht die Johanna-Eck-Schule mächtig Schlagzeilen:
"Eine Berliner Schule im Ausnahmezustand" - "Verstecktes Geld, Mobbing und übler Rassismus –Ermittlungen gegen Lehrkräfte" - "20.000 Euro im Geheimtresor, Mobbing und Affengebrüll – eine Schule außer Kontrolle"
Die integrierte Sekundarschule hat derzeit Probleme, die sonst keine Berliner Schule hat: Zu viel Geld, mehr Lehrer als erlaubt und Diskriminierung, obwohl am Eingangstor die Plakette "Schule ohne Rassismus" prangt. "Da ist definitiv Mehreres sehr ungewöhnlich", sagt sogar Beate Stoffers, die Pressesprecherin in der zuständigen Senatsverwaltung für Schule und Bildung.
Zehntausende Euro in einem Wand-Tresor
Die Kuriosa im Einzelnen: zu viel Geld. - Als vor Monaten die neue Direktorin ihren Posten bezog, wurde ein Wandtresor entdeckt, in dem Briefumschläge voll Geld lagerten, darauf Schülernamen. Auch ein Bank-Konto mit Geld aus unbekannter Quelle wurde entdeckt; insgesamt etwa 33.000 Euro. Alles völlig irregulär, sagt Beate Stoffers. Normalerweise würden Schulen Geld auf allseits bekannte Konten beim Bezirksamt einzahlen und nicht heimlich über Jahre vor Ort horten wie an der Johanna-Eck-Schule. Stoffers: "Wir gehen davon aus, dass es sich um Büchergelder handelt, aber warum die dort liegen, und nicht verausgabt wurden, das wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht genau, zu welchem Zweck die Gelder eingesammelt worden sind."
Die zweite Baustelle: Die Schule soll mehr Lehrer und Ressourcen zugewiesen bekommen haben als ihr zustehen. Weil mehr Schüler gemeldet wurden, als tatsächlich vorhanden sind. Der dritte Faktor für den Ausnahmezustand an der Schule wird vermutlich am Schwersten zu erhellen sein: Diskriminierung. Denn eigentlich hat die Johanna-Eck-Schule einen ausgezeichneten Ruf - gerade für ihre gute Integrationsarbeit. Sie war sogar für den Deutschen Schulpreis nominiert.
Lehrerin mit Affenmaske
Dennoch, die Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsbildungsverwaltung Saraya Gomis wurde von Lehrern der Schule kontaktiert, angeblich auch wegen entsprechender Anfeindungen gegen die türkei-stämmige Direktorin. Saraya Gomis besuchte die Schule daher mehrfach und wurde selbst zum Ziel von Diskriminierungen. Persönlich dazu äußern möchte sie sich nicht. Doch die dunkelhäutige Frau bestätigt, dass eine Lehrerin sie beim Sprechen durch Fußtrampeln gestört und öffentlich eine Affenmaske präsentiert habe. Bei anderer Gelegenheit habe jemand Affengeräusche gemacht, als Gomis im Schulgebäude unterwegs war. Die Lehrerin, die durch die Affenmaske auffällig geworden ist, sei allerdings nicht mehr an der Schule tätig betont Beate Stoffers.
Sehr deutliche Kritik an der Entwicklung kommt unterdessen von Martina Zander-Rade, der Vorsitzenden des Tempelhofer Schulausschusses: "Die öffentlich gewordenen Auseinandersetzungen an der Johanna-Eck-Schule belegen wieder einmal das Unvermögen der Senatsschulverwaltung, eine Kultur der offenen Konfliktaustragung zu etablieren. Die Situation ist jetzt nach zwei Jahren eskaliert, anstatt dass sie geklärt wurde. Was wir jetzt haben, ist ein großes Desaster zu Lasten der Schülerinnen und Schüler, zu Lasten der Schule im Allgemeinen."
Sehr deutliche Kritik an der Entwicklung kommt unterdessen von Martina Zander-Rade, der Vorsitzenden des Tempelhofer Schulausschusses: "Die öffentlich gewordenen Auseinandersetzungen an der Johanna-Eck-Schule belegen wieder einmal das Unvermögen der Senatsschulverwaltung, eine Kultur der offenen Konfliktaustragung zu etablieren. Die Situation ist jetzt nach zwei Jahren eskaliert, anstatt dass sie geklärt wurde. Was wir jetzt haben, ist ein großes Desaster zu Lasten der Schülerinnen und Schüler, zu Lasten der Schule im Allgemeinen."
Direktorin und Lehrer schweigen
Gerne hätten wir über die Vorgänge auch mit der Schuldirektorin gesprochen. Doch unsere Interviewanfrage ließ Schuldirektorin Mengü Özhan-Erhardt bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Auch alle Lehrer, die wir vor der Schule und auf anderen Wegen ansprachen, wollten sich nicht äußern. Einer berichtet, es habe eine Art Anweisung der Direktorin gegeben, sich vorerst nicht öffentlich zu den Vorgängen an der Schule zu äußern. Berliner Zeitungen melden inzwischen 21 Lehrer der Schule wehrten sich mit eidesstattlichen Erklärungen gegen die Diskriminierungsvorwürfe.