Der Unternehmensberater und Energieexperte Pawel Nierada bleibt sachlich, aber die Begeisterung ist ihm anzumerken. Denn sein Land Polen ist reich, wenn man ihm glauben darf, viel reicher als bisher angenommen.
"Schon vorsichtige Schätzungen zeigen, dass Polen plötzlich ein sehr ernst zu nehmender Exporteur auf dem europäischen Gasmarkt werden könnte. Die Vorkommen übertreffen den Verbrauch in unserem eigenen Land um ein Vielfaches. Gar nicht auszudenken, wenn sich sogar die optimistischeren Schätzungen der US-Regierung bewahrheiten. Dann hätten wir in Polen mehr Gas als Norwegen."
Das Erdgas, das bisher in Europa und Asien gefördert wird, ist relativ leicht zugänglich, es liegt in riesigen Blasen unter undurchlässigen Erdschichten, zum Beispiel aus Ton. Das Schiefergas dagegen befindet sich mitten zwischen Gesteinsschichten.
Dass der wertvolle Rohstoff dort vorkommt, ist nichts Neues. Früher interessierte sich nur niemand dafür, weil die Förderung als schwierig und deshalb unwirtschaftlich galt. Das hat sich inzwischen geändert. In den USA deckt Schiefergas schon 20 Prozent des Gasverbrauches ab. Möglich wurde das durch eine neue Technologie, die seit einigen Jahren im Einsatz ist. Spezialbohrer fressen sich zuerst senkrecht in die Erde und dann, wenn sie die Gesteinsschichten mit dem Gas erreichen, knicken sie in die Horizontale ab. Dort pumpen sie eine Flüssigkeit in den Boden, die das Gestein aufsprengt. Und das Gas strömt.
"Es gibt auch kritische Stimmen, die sagen, die Technik stecke noch in den Kinderschuhen. Das behaupten zum Beispiel die Experten von Gazprom, dem russischen Gaskonzern. Aber in den USA funktioniert die Förderung. Und auch in Polen glauben internationale Firmen an den Erfolg. Sonst hätten sie nicht schon so viel Geld für Konzessionen und Probebohrungen ausgegeben."
Der polnische Staat hat inzwischen rund 60 Genehmigungen für Probebohrungen erteilt, vor allem an amerikanische Firmen. Kein Wunder, dass das weiter im Osten - in Moskau - für Beunruhigung sorgt. Denn in Russland macht der Gas-Export einen erheblichen Teil des Bruttoinlandsproduktes aus. Und der könnte stagnieren oder sogar zurückgehen. Gazprom räumte schon ein, dass es weniger als früher in die USA verkaufen kann - wegen des dortigen Schiefergases. In einem Bericht des Unternehmens steht, Schiefergas könne den weltweiten Gasmarkt grundlegend verändern.
Die Förderung in Polen könne in frühestens zehn Jahren beginnen, sagen die Unternehmen. Experten halten einen früheren Termin aber durchaus für möglich. Dann könnte das Land an der Weichsel einen Traum verwirklichen, den es seit mehreren Hundert Jahren träumt: wirtschaftlich - und damit auch politisch - unabhängig von Russland zu sein.
Trotzdem drücken ausgerechnet die Politiker auf die Bremse. Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak erklärte vor Kurzem:
"Bisher ist das Schiefergas doch eher ein Medienphänomen. Wir wissen noch nicht, wie schwierig es sein wird, es in Polen zu fördern. Außerdem wird es teurer sein als Gas aus konventionellen Quellen, weil für die gleiche Fördermenge mehr Bohrungen notwendig sind."
Präsident Bronislaw Komorowski führte noch einen Grund gegen die Förderung des Rohstoffes an: Die Fördertürme verschandelten die Landschaft, erklärte er. Auch wenn es sachliche Gründe für Skepsis gibt: Experten kritisieren seit Langem, die polnische Politik sei zu passiv. Polen setzt seit Jahren auf Importe aus Russland, ohne an die Ausbeutung zumindest der konventionellen Gasvorkommen im Land zu denken. Hauptgrund sei das Monopol des staatlichen Gaskonzerns PGNiG, so Pawel Nierada:
"Der Konzern hatte nie ein Interesse daran, selbst Gas zu fördern. Er hat ja sehr leicht Geld verdient, indem er das Gas aus Russland kaufte und einfach seine Marge aufschlug. Wie hoch der Endpreis war, interessierte den Konzern nicht."
Diese Passivität kommt Polen jetzt teuer zu stehen. Um für den anstehenden Winter genug Gas zu haben, muss der staatliche Konzern noch dringend einen Vertrag mit Gazprom über zusätzliche Liefermengen abschließen. Aber die Bedingungen, die Gazprom diktierte, seien nicht hinnehmbar, meint die EU-Kommission - und legte ihr Veto ein. Die Verhandlungen zwischen Brüssel, Warschau und Moskau laufen. Solche Probleme wird es vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr geben: wenn an der Weichsel ein europäisches Kuwait entstanden ist.
"Schon vorsichtige Schätzungen zeigen, dass Polen plötzlich ein sehr ernst zu nehmender Exporteur auf dem europäischen Gasmarkt werden könnte. Die Vorkommen übertreffen den Verbrauch in unserem eigenen Land um ein Vielfaches. Gar nicht auszudenken, wenn sich sogar die optimistischeren Schätzungen der US-Regierung bewahrheiten. Dann hätten wir in Polen mehr Gas als Norwegen."
Das Erdgas, das bisher in Europa und Asien gefördert wird, ist relativ leicht zugänglich, es liegt in riesigen Blasen unter undurchlässigen Erdschichten, zum Beispiel aus Ton. Das Schiefergas dagegen befindet sich mitten zwischen Gesteinsschichten.
Dass der wertvolle Rohstoff dort vorkommt, ist nichts Neues. Früher interessierte sich nur niemand dafür, weil die Förderung als schwierig und deshalb unwirtschaftlich galt. Das hat sich inzwischen geändert. In den USA deckt Schiefergas schon 20 Prozent des Gasverbrauches ab. Möglich wurde das durch eine neue Technologie, die seit einigen Jahren im Einsatz ist. Spezialbohrer fressen sich zuerst senkrecht in die Erde und dann, wenn sie die Gesteinsschichten mit dem Gas erreichen, knicken sie in die Horizontale ab. Dort pumpen sie eine Flüssigkeit in den Boden, die das Gestein aufsprengt. Und das Gas strömt.
"Es gibt auch kritische Stimmen, die sagen, die Technik stecke noch in den Kinderschuhen. Das behaupten zum Beispiel die Experten von Gazprom, dem russischen Gaskonzern. Aber in den USA funktioniert die Förderung. Und auch in Polen glauben internationale Firmen an den Erfolg. Sonst hätten sie nicht schon so viel Geld für Konzessionen und Probebohrungen ausgegeben."
Der polnische Staat hat inzwischen rund 60 Genehmigungen für Probebohrungen erteilt, vor allem an amerikanische Firmen. Kein Wunder, dass das weiter im Osten - in Moskau - für Beunruhigung sorgt. Denn in Russland macht der Gas-Export einen erheblichen Teil des Bruttoinlandsproduktes aus. Und der könnte stagnieren oder sogar zurückgehen. Gazprom räumte schon ein, dass es weniger als früher in die USA verkaufen kann - wegen des dortigen Schiefergases. In einem Bericht des Unternehmens steht, Schiefergas könne den weltweiten Gasmarkt grundlegend verändern.
Die Förderung in Polen könne in frühestens zehn Jahren beginnen, sagen die Unternehmen. Experten halten einen früheren Termin aber durchaus für möglich. Dann könnte das Land an der Weichsel einen Traum verwirklichen, den es seit mehreren Hundert Jahren träumt: wirtschaftlich - und damit auch politisch - unabhängig von Russland zu sein.
Trotzdem drücken ausgerechnet die Politiker auf die Bremse. Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak erklärte vor Kurzem:
"Bisher ist das Schiefergas doch eher ein Medienphänomen. Wir wissen noch nicht, wie schwierig es sein wird, es in Polen zu fördern. Außerdem wird es teurer sein als Gas aus konventionellen Quellen, weil für die gleiche Fördermenge mehr Bohrungen notwendig sind."
Präsident Bronislaw Komorowski führte noch einen Grund gegen die Förderung des Rohstoffes an: Die Fördertürme verschandelten die Landschaft, erklärte er. Auch wenn es sachliche Gründe für Skepsis gibt: Experten kritisieren seit Langem, die polnische Politik sei zu passiv. Polen setzt seit Jahren auf Importe aus Russland, ohne an die Ausbeutung zumindest der konventionellen Gasvorkommen im Land zu denken. Hauptgrund sei das Monopol des staatlichen Gaskonzerns PGNiG, so Pawel Nierada:
"Der Konzern hatte nie ein Interesse daran, selbst Gas zu fördern. Er hat ja sehr leicht Geld verdient, indem er das Gas aus Russland kaufte und einfach seine Marge aufschlug. Wie hoch der Endpreis war, interessierte den Konzern nicht."
Diese Passivität kommt Polen jetzt teuer zu stehen. Um für den anstehenden Winter genug Gas zu haben, muss der staatliche Konzern noch dringend einen Vertrag mit Gazprom über zusätzliche Liefermengen abschließen. Aber die Bedingungen, die Gazprom diktierte, seien nicht hinnehmbar, meint die EU-Kommission - und legte ihr Veto ein. Die Verhandlungen zwischen Brüssel, Warschau und Moskau laufen. Solche Probleme wird es vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr geben: wenn an der Weichsel ein europäisches Kuwait entstanden ist.