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Ausstellung "Bier.Macht.München"
Von schäbigen Eckkneipen bis zu Abfüllhallen

Die Ausstellung "Bier.Macht.München" spürt dem Einfluss des Gerstensaftes auf die Entwicklung der Stadtkultur, der bildenden Künste, der Feste und des Kabaretts in München nach. Sie beschäftigt sich damit, was Bier macht und welche Macht Bier hat.

Von Andi Hörmann |
    Das Münchner Stadtmuseum am St.-Jakobs-Platz
    Das Münchner Stadtmuseum am St.-Jakobs-Platz (picture alliance / Markus C. Hurek)
    "Wenn es um Bier in Bayern geht, erwartet man Gemütlichkeit, zünftige Umgebung und dass es eben sehr wuchtig und grob daher kommt."
    Gemütlich, zünftig und wuchtig, grob - Bier schmeckt nach vielen Klischees.
    "Bier ist gleich ein volkstümlich ausgerichtetes Bayern."
    Das Münchner Stadtmuseum widmet dem Gerstensaft mit "Bier.Macht.München" nun eine umfangreiche Sonderausstellung, und die möchte so gar nicht volkstümelnd sein.
    "Sie ist bierernst, sie ist bierselig und sie darf auch Freude machen. Und das glaube ich tut sie wirklich."
    "Wo sind wir hier jetzt gelandet, im Münchner Himmel?"
    "Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Wir fangen natürlich beim Reinheitsgebot an."
    Konzipiert und kuratiert hat die Ausstellung Ursula Eymold, Sammlungsleiterin für Stadtkultur und Volkskunde im Münchner Stadtmuseum - 500 Jahre Bier-Historie auf 800 Quadratmetern, mit Relikten der Brauzunft, mit Tresen und Zapfanlagen, mit einem Bierkrug-Universum, Jux-Postkarten, Bier-Karikaturen und jeder Menge zeitgeschichtlichem Marketing der sechs großen Brauereien in München.
    "Sie sehen hier ganz viele Emaille-Schilder, Straßenwerbung, dann ganz viele Plakate, Leuchtschriften. Dann natürlich das Thema Flasche zum Beispiel mit diesen wunderbaren Export-Bier-Flaschen in Strohhülle verpackt, in Holzkisten weltweit verschickt. Wir haben ganz viele Belege, Anfang 20. Jahrhundert. Und damit wurde auch ganz offensiv geworben. Von Löwenbräu gibt es ein Plakat, das einfach die Weltkugel zeigt, mit einer Löwenbräu-Flasche drauf. Und der Titel ist: Kein Erdteil ohne."
    Ein Getränk für alle
    München, die Weltstadt mit Herz - ohne Bier, undenkbar. Die Ausstellung "Bier.Macht.München" zeigt, was Bier macht und welche Macht Bier hat. Der Bierdimpfel, der Bierbaron lässt grüßen! Droge und Politikum - das Bier als klassenloses Rauschmittel.
    "Uns war es ganz wichtig, das Bier als das Getränk zu zeigen, das es ist, nämlich eigentlich eines für alle, oder für sehr viele auf alle Fälle. Dass es keineswegs so ist, dass eben quasi nur in Lederhosen am Holztisch Bier getrunken werden kann."
    Richtig spannend wird es dann gegen Ende der Ausstellung: Die Münchner Fotokünstler Martin Fengel und Julian Baumann haben ein halbes Jahr lang die Produktion und den Konsum von Bier geknipst und portraitiert - von Momentaufnahmen aus schäbig kleinen Eckkneipen bis hin zu den steril großen Abfüllhallen bei Augustiner, der größten Brauerei in München.
    "Martin Fengel. Was war die Aufgabe, was ist rausgekommen?"
    "Die Aufgabe war: Gemeinsam mit dem Julian Baumann zu fotografieren, wie Bier heutzutage ausschaut. Und das sieht wirklich anders aus als vor 20 Jahren noch. Und in 50 Jahren sieht es wahrscheinlich wieder anders aus."
    Eine Fotoserie mit vier Metern großen Bildern, projiziert auf die weiße Museumswand: biergesichtige Trinker, Bier trinkende Gesichter. Die Skurrilitäten aus dem Bieralltag - Plastikbecher im Fußballstadion, Maßkrüge im Brauereilabor.
    "Als Münchner über Münchner Bier zu berichten, ist so schwierig, weil wenn man sich da auskennt und das selber ein Teil des Alltags ist, gibt es so viele Varianten."
    "Und gab es ein großes Aha-Erlebnis?"
    "Ich habe dem Mann von Augustiner noch gesagt: Das war einer der schönsten Tage, den ich je erlebt habe, dann hat er gemeint: Dann haben sie aber ein trauriges Leben."