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Ausstellung „Das Reich“
Schauderhafte Schrankwände

Mit einem fiktiven Möbelhaus spürt die Künstlerin Henrike Naumann rechten Verschwörungstheorien nach. Die Installation solle einen Raum schaffen, in dem man sich auf experimentelle Weise mit Dingen beschäftigen könne, die verstörten, sagte sie im Deutschlandfunk.

Henrike Naumann im Corsogespräch mit Christoph Reimann |
Henrike Naumann posiert vor einem ihrer Kunstwerke
Aus alten Schrankwänden hat die Künstlerin Henrike Naumann eine Kultstätte entstehen lassen. (Stefan Joham)
Für die Ausstellung "Das Reich" im Wiener Kunsthaus Belvedere 21 hat Henrike Neumann ein fiktives Szenario erschaffen: Reichsbürger haben nach der Wiedervereinigung die Kontrolle über das Land übernommen, Österreich hat sich angeschlossen. "Man betritt zuerst ein Möbelhaus, das noch relativ intakt scheint", sagte die Künstlerin im Deutschlandfunk. Im Verlauf der Ausstellung kippe der anfängliche Eindruck, es handele sich um reale Wohnwelten. Die Möbelstücke bekämen eine andere Bedeutung, so die Künstlerin.
Zu sehen gebe es etwa Schrankwände, die aus Berlin stammten. Aus ihnen habe die Künstlerin eine Art Kultstätte errichtet, sie neu interpretiert als Felsformation in Stonehenge-Anordnung. "Ich will einen Raum schaffen, in dem man sich auf experimentelle Weise mit Dingen beschäftigen kann, die einen verstören", sagte Henrike Naumann.
Bezug zur Ibiza-Affäre
Die Ideen entstünden aus Beobachtungen. Naumann beschäftige sich seit dem NSU stark mit der rechten Szene. "Ich bin in Zwickau geboren und aufgewachsen. Für mich war Kunst, nachdem ich vorher Theater und Film gemacht habe, eine Art und Weise, mich im Raum mit Politik auseinanderzusetzen. Und auch mit gesellschaftlichen Vorgängen, die mich aufwühlen." Mit einer älteren Videoarbeit, die feiernde Jugendliche auf Ibiza zeige, nehme die Künstlerin auch Bezug auf die gegenwärtige Politik in Österreich.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.