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Ausstellung des ökologisches Bewusstsein

Die Pollutec in Paris ist eine der größten Fachmessen für Umwelt-Technologie in Europa. Präsentiert wird dort das Neuste vom Neuen in der Umwelttechnik: von A wie Abfall- und Bodensanierung, über Energie bis hin zur Luft- und Wasserreinhaltung. Die Pollutec dient auch als Gradmesser dafür, in wie weit es die Umweltpolitik geschafft hat, sich in Investitionen und Budgets niederzuschlagen.

Von Siegfried Forster |
    Wer mit der Zeit gehen will, trägt vielleicht bald keine Designer-Uhr, sondern eine kleine Luftmess-Station am Handgelenk. Um sein ökologisches Bewusstsein zur Schau zu stellen oder in smoggefährdeten Städten aus Notwendigkeit. Entwickelt wurde die Weltneuheit von Cairpol-Chef Bruno Zaubert in vier Farben, mit vier Alarmstufen - nicht größer als eine Armbanduhr und mit 60 Euro konkurrenzlos billig:

    "Diese Uhr kann die Luftverschmutzung messen: Ozon und NO2. Das ist gedacht für gesundheitlich anfällige Menschen wie Asthmatiker oder Kinder. Damit diese in Echtzeit gewarnt werden vor zu hohen Luftschadstoff-Konzentrationen und sie ihre Aktivitäten darauf einstellen können. Und um eine Krise oder eine Notfall-Situation zu vermeiden."

    Eine von 200 Neuheiten, die auf der Pollutec präsentiert werden. Weltweit einzigartig ist die Umweltmesse in Frankreich, weil sie sämtliche Bereiche abdeckt: Die Liste reicht von Schutzanzügen, Ökostadt-Konzepten über Regenwasser-Aufbereitung bis zum Rieselstrom-Bioreaktor oder millionenteuren Katamaran als Müllschlucker im Kampf gegen Ölpest auf hoher See. Doch die vielen Premieren und die über 1400 Aussteller sind keine Folge der ökologischen Revolution, die Frankreichs neuer Präsident Sarkozy versprochen hat, bemerkt Pollutec-Direktorin Sylvie Fourn. Die "Grenelle" genannten Generalstände des Umweltschutzes brachten ihrer Meinung nach zwar in Frankreich erstmals alle Akteure an einen Tisch, aber keine grundlegend neue Ausrichtung:

    "Die Industrie hatte sich bereits in Stellung begeben. Das Umwelt-Grenelle kann eventuell die Entwicklung einzelner Industrie-Zweige oder Industrie-Märkte beschleunigen. Aber die EU und Frankreich hatten bereits die großen Umwelt-Programme lanciert. Aber die Industrie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Und die technologische Innovation ebenfalls."

    Von der revolutionären Umwelt-Politik bleibt demnach also nur ein bewußtseinstiftendes Gemeinschafts-Erlebnis für die breite Masse übrig. Auch die Vereinigung der "Öko-Bürgermeister" und die Regionen klagen über ausbleibende staatliche Hilfen.
    Nichtsdestotrotz wittern die versammelten Anbieter aus aller Welt einen riesigen, wenn auch schwierigen Zukunftsmarkt. Aurel Lübke hat im Müllverbrennungsland Frankreich in diesem Jahr bereits zwei Kompost-Systeme verkauft:

    "Das Problem in Frankreich ist immer mit der Grundeinstellung des Franzosen: alles was von außen kommt, wird mal ein bisschen schief angeschaut."

    Bei der Solarenergie bringen viele deutsche Unternehmen die Sonne nach Frankreich, seit dort im vergangenen Jahr die Einspeisetarife erhöht wurden, berichtet Florianne Pschenny von CMS mit Sitz in Deutschland und Frankreich:

    "Das ist vom letzten Jahr schon von 55 Cent auf 56 Cent gestiegen, obwohl es mit 55 angefangen hat. Das ist der Unterschied zu Deutschland. In Deutschland sinkt es jedes Jahr, in Frankreich steigt es im Grunde genommen ein paar Prozent."

    Auch im Bereich Biogas ist Frankreich noch ein Entwicklungsland, berichtet Adrian Jaquiéry vom Schweizer Unternehmen Etaone:

    "Ja, es ist ja in Frankreich interessant, dass die Kläranlagen noch sehr schlecht ausgerüstet sind mit der Stromerzeugung. Das heißt das Gas wird entweder überhaupt nicht produziert oder wenn es produziert wird, wird es abgefackelt. Das heißt, hier ist sicher ein großes Marktpotential und dann natürlich im Biogas-Sektor, also Landwirtschafts-Kommunen, die sich zusammenschließen und dann auch aus Gülle oder landwirtschaftlichen Resten Biogas produzieren und das dann verstromen und eben mit diesen Rückliefer-Ansätzen gut wirtschaften könnten."