Gerhard Seyfried gilt mit seinen Comics als Chronist der 68er-Bewegung. In seinen Zeichnungen kämpfen Anarchisten gegen die Staatsmacht. Die Bezeichnung "68er" hört der 70-Jährige aber ungern. "Das ist so eine Briefmarke, die einem aufgeklebt wird", sagte Seyfried im Deutschlandfunk. "Ich sehe mich nicht so. Ich halte mit der Zeit Schritt".
Die Caricatura-Galerie in Kassel zeigt anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der 68er-Bewegung die Ausstellung "Die 68er in Cartoons". Junge und ältere Zeichner werfen dort einen humorvollen Blick auf die damaligen Verhältnisse. Gerhard Seyfried ist mit dem Comic "Die 68er" vertreten, den er in den 80er-Jahren angefertigt hat.
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"Es ist ein spöttischer, ironischer Blick zurück", so Seyfried, "spöttisch sowohl über die Autoritäten und die Gegenseite der 68er-Bewegung als auch ein spöttischer Blick auf die Teilnehmer der Bewegung selbst." Seine Rolle sehe er als Chronist jener Jahre.
Auch heute zeichnet Seyfried noch. Sein berühmteste Figur heißt "Zwille", markant sind die pechschwarzen Kopf- und Barthaare, die das gesamte Gesicht des Anti-Helden umgeben. Im aktuellen Buch kämpft "Zwille" gegen die Gentrifizierung in Berlin-Kreuzberg.
Seyfried selbst sei bedroht und betroffen von der Verdrängung. "Mich regt es einfach auf, wie die Leute aus den Städten vertrieben werden", sagte er im Deutschlandfunk. Den Kampf gegen hohe Mieten halte er nicht für verloren: "Der wird irgendwann mal plötzlich explodieren, weil das so nicht weitergehen kann."
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