"And They Died Laughing" heißt die neue Ausstellung der pakistanischen Künstlerin Bani Abidi im Martin Gropius Bau in Berlin. Kunstkritiker Carsten Probst erklärt den Titel im Deutschlandfunk so: In einer Rauminstallation erzähle Abidi die Geschichte dreier indischer Soldaten, die für England am Ersten Weltkrieg teilgenommen hätten. Im Schützengraben in Belgien hätten die Drei über einen Witz gelacht. Als sie gefragt worden seien, wie sie angesichts des Gemetzels lachen könnten, hätten sie geantwortet: "Wenn wir hier schon alle sterben müssen, dann können wir auch lachen".
Das habe etwas von "existenziellem Widerstand, Wut, Trauer, Absurdität, Distanzierung", so Probst. Eine Grundfrage im Werk Abidis sei: Wie könne man sich einer totalen, vielleicht auch absurden, Machtstruktur entziehen, die das eigene Leben dominiere? Diese Frage sei "fast schon kafkaesk", meint Probst, "und so mutet auch der Humor in Abidis Filmen an."
Warten auf den Weltrekord
In Abidis "Reserved" zum Beispiel wartet eine ganze Stadt auf das Eintreffen einer Regierungskolonne, die nie ankommt - das Warten gehe "endlos weiter". Oder auf einer Rasenfläche werden Stühle für einen riesigen Chor aufgestellt, für einen Weltrekord - die Veranstaltung wird aber abgesagt. Ein frustrierter Teilnehmer versucht danach selbst einen Rekord aufzustellen: Er will 150 Walnüsse mit der bloßen Stirn auf einem Tisch knacken.
Das sei "absurder Humor, aber eben auch der realen Situation abgeschaut in Pakistan", so Probst. "Der Machtausübung, der Korruption, der extremen Armut. Insofern hat es auch immer etwas von einer pars pro toto für alle autokratischen Regime."
"Dynamische Landschaft von Bildern"
Der Besuch der Ausstellung im Martin Gropius Bau sei fast wie eine Reise, berichtet Probst. Eigentlich gelte der Gropius-Bau als schwer bespielbar. Bani Abidi habe das aber mit ihrer Kuratorin "sehr geschickt" gelöst - mal wirkten die Videowände wie nur abgestellt, mal seien sie zu kreisförmigen Parcouren angeordnet. Die Ausstellung sei sehr installativ angelegt, man habe den Eindruck in eine "dynamische Landschaft von Bildern" hineingezogen zu werden.
Den beschriebenen Humor merke man bei einem neuen Werk Abidis allerdings nicht: "The Lost Procession". In diesem Video gehe es um eine schiitische Minderheit aus der Mongolei, die in Pakistan verfolgt werde und Asyl in Deutschland gefunden habe. Abidi habe eine Prozession in Deutschland gefilmt und auch in Pakistan als "involvierte Dokumentarfilmerin" gearbeitet - weil sie selbst nach eigenen Angaben auch Schiitin sei. Bei diesem Projekt höre für Abidi der Humor auf, so Probst - sonst aber gebe es auch viel "zu schmunzeln" in der Ausstellung.