"Mein Vater, um ein bisschen mehr Geld zu verdienen, der hatte immer Nachtdienst, das heißt, 22 Uhr ist der angefangen, der hat morgens bis 6 Uhr gearbeitet, um die Familie zu ernähren, da gab's ein paar D-Mark mehr und mein Bruder auch, das waren ein Herz und eine Seele eigentlich. Das war ne irre Welt", sagt Bernhard Dietz, Europameister von 1980, bei der Eröffnung der Ausstellung.
Tradition, Identifikation und Heimat - für ihn unmittelbar mit dem Fußball und dem Bergbau verbunden. Das hat sich laut Willi Lippens, Fußball-Legende von Rot-Weiß Essen, auch auf die Stimmung im Stadion übertragen, denn Fußball war:
"Der Sport des einfachen Mannes, die Leute, die die Woche über vor Kohle gearbeitet haben und die sich zum Wochenende was gegönnt haben und die dann zum Fußball gelaufen sind und die dann auch für diese besondere Atmosphäre gesorgt haben im Stadion - mit seinem ganzen Engagement hat man sich eingebracht und das ist einmalig auf der Welt sehr wahrscheinlich."
"Junge, vergess' nie, wo du herkommst"
Der Zusammenhalt der Kumpel unter Tage hat die Menschen auch abseits der Arbeit beeinflusst. Er habe seine ganze Karriere geprägt, ist Dietz überzeugt: "Weil auf seinem Sterbebett hat mein Vater zu mir gesagt: "Junge, vergess' nie, wo du herkommst". Das habe ich bis heute, glaube ich, ganz gut hinbekommen. Weil die Leute, ob der Platzwart da ist, Zeugwart, oder wer auch immer, die sind für mich genauso wichtig wie wir Spieler oder was, ne."
Doch nicht nur die männlichen Revier-Legenden wie Bernhard Dietz oder Willi "Ente" Lippens sind zur Ausstellungseröffnung gekommen. Auch die Pionierinnen von Fortuna Dortmund waren da. Christa Kleinhans und Kolleginnen spielten schon 1955 Fußball - obwohl das für Frauen zu der Zeit noch verboten war.
"Das war diskriminierend für uns gewesen. Und beschämend für den DFB. Ich kann mich natürlich an die Quereleien und die Quälereien, kann man schon sagen, vom DFB kann ich mich gut erinnern. Das war dermaßen schäbig, gemein, wie man uns behandelt hat, ja, (…) so was bleibt einem dann in Erinnerung", beschrieb Christa Kleinhans schon vor Jahren ihre Gedanken.
Nostalgie und Wehmut
Der Fußball und das Ruhrgebiet - bei dem Blick in die Vergangenheit schwingt immer ein Stück Nostalgie und Wehmut mit. Vor allem in Gelsenkirchen haben die Menschen lange für den Bergbau gekämpft: "Wir haben länger gebraucht, uns damit abzufinden und auch den Strukturwandel anzunehmen. Ich verstehe, dass die Menschen in Gelsenkirchen so am Bergbau hängen, weil nahezu jeder da unter Tage gefahren ist, jeder so intensiv damit verbunden war", sagt Clemens Tönnies, Chef des Aufsichtsrats beim FC Schalke.
Nicht nur der Strukturwandel stellt die Vereine vor große Herausforderungen. Es geht um die Digitalisierung, das immer weiter wachsende Geschäftsfeld Fußball und Profis, die zur Ware werden.
Der Schluss der Ausstellung gilt dem Blick in die Zukunft. Im letzten Raum können die Besucher ihre eigene Vision für das Ruhrgebiet malen - und unter den großen, goldenen Buchstaben ZUKUNFT an die Pinnwand heften.
Ganz im Sinne von DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Insgesamt ist eben ganz wichtig, dass man nicht angesichts der engen Verbindung von Fußball und Kohle hier im Ruhrgebiet sagt, so wie die Zechen sterben, wird auch der Fußball sterben. Sondern er muss eben eine gute Zukunft haben und dass man sich darüber Gedanken macht und wenn man eben sieht, wie die Digitalisierung das Leben der Menschen verändert, ist es eben auch Anlass, über die Zukunft des Fußballs nachzudenken."
Aber bitte nicht, ohne das Positive aus der Vergangenheit mitzunehmen, warnt Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Denn der Fußball sei ein wichtiger Klebstoff für die Integration gewesen und solle das auch in Zukunft bleiben.