Weniger ist mehr, doch für den musikalischen Wunderknaben und Komponisten Wolfgang Amadé war es enorm wichtig, den richtigen "Dresscode" zu beachten, wollte er beim Publikum gut ankommen.
"Das spielte eine große Rolle, dass man die Mode mitgemacht hat um gleich ebenbrütig den anderen zu sein, in dieser Gesellschaft in der man sich bewegt hat. Aber man kann aus den Briefen auch herauslesen, dass Wolfgang Amadé Mozart sich gerne auch modisch gekleidet hat. Also es gibt so Einzelheiten zum Beispiel bekommt er Schuhschnallen geschenkt und die waren sehr groß der Mode entsprechend und dann überlegt er sich: Oh, wie kann ich die überhaupt richtig anbringen an den Schuhen, damit das nicht doof aussieht oder so. Es gibt immer so Kleinigkeiten wo man merkt, er hat sich mit dieser Mode auch sehr beschäftigt und ist auch der Mode gefolgt."
So Johannes Pietsch vom Bayerischen Nationalmuseum in München, Mit-Kurator der Augsburger Ausstellung "Mozarts Modewelten".
Der junge Mozart liebte schöne Kleidung. Die französische Mode lieferte im 18. Jahrhundert das unangefochtene Vorbild für ganz Europa. Modebewusste Männer in seiner Epoche trugen eine Kombination von Rock, Weste und Hose. Und Wolfgang Amadé achtete sehr genau auf Details wie Knöpfe oder eben auch Schuhschnallen. Allerdings entdeckte man auch zunehmend die Vorzüge der englischen Mode: Schlichtheit und Bequemlichkeit.
Vater Mozart beobachtete die Modeszene genau
Dass sich die Mozarts mit den Modetrends ihrer Zeit sehr beschäftigt haben, ist im umfangreichen Briefwechsel der Familie dokumentiert. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ist Grundlage der Ausstellung. Gezeigt werden nur Kleidungsstücke und Utensilien, die auch in den Briefen erwähnt werden. Vater Leopold tauschte sich insbesondere mit seinem Freund Lorenz Hagenauer aus, dem Besitzer des Mozart Geburtshauses in Salzburg.
"Da bestand zum einen ein geschäftliches Interesse, Lorenz Hagenauer hatte nämlich einen Galanteriewarenhandel, das bedeutet, dass er Accessoires, Kleinigkeiten und Kurzwaren verkauft hat. Und Leopold Mozart hat sehr genau beobachtet, was an den einzelnen Höfen und in den Städten getragen wird, welche Besonderheiten es gibt. Er hat auch sehr anschaulich beschrieben, was er für Narretei hielt, nämlich so Pelz besetzte Kleidungsstücke der Damen in Paris. Oder er hat über die englischen Hüte berichtet, mit denen man ja in Salzburg mitnichten auf der Straße umhergehen könne, man würde betrachtet werden wie ein Rhinozeros, das ist so eine der berühmten Briefstellen. Interessant ist dieses genaue Hinschauen."
Es ist auf einer Fläche von ca. 150 qm eine kleine, aber wunderbare Ausstellung mit exquisiten Exponaten. In der Mitte des rot-schwarz gehaltenen rechteckigen Raumes stehen drei große Vitrinen mit acht Figurinen, die Kleider und Anzüge der Mozartzeit tragen. Mit Leihgaben des Bayerischen Nationalmuseums, des gerade im Umbau befindlichen Augsburger Mozarthauses und des eigenen Bestands, will das Textil-und Industriemuseum zeigen, was in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefragt war, so Johannes Pietsch:
"Die Männer hatten ganz typischerweise einen dreiteiligen Anzug, bestehend aus einem Rock mit langen Ärmeln und großen Ärmelaufschlägen, einer hüftlangen Weste und einer Kniehose. Und das war im Grunde für alle Schichten immer der gleiche Schnitt, aber an den Materialien konnte man genau unterscheiden welchem Stand der jeweilige Träger angehörte. Die Frauen trugen normalerweise ein zweiteiliges Kleid das aus einem Oberkleid bestand das vorne geöffnet war und darunter kam dann ein Rock zum Vorschein, der üblicherweise aus demselben Material gestaltet war."
Auf ihren Reisen quer durch Europa deckten sich die Mozarts mit Accessoires und Stoffen ein: Seide, Baumwolle, Kattun und Wolle. Augsburg war damals ein Zentrum der Kattun-Druckerei. Kuratorin Michaela Breil ist stolz darauf, in der Ausstellung das älteste Augsburger Musterbuch der Firma Schöppler und Hartmann zeigen zu können. Es gehört zum Besitz des Textilmuseums.
"Das ist datiert auf das Jahr 1792, enthält aber auch ältere Muster, die bis 1783 zurückgehen und was hier in dieser Ausstellung so besonders ist, dass wir jenseits des Musterbuches auch zeigen können, wie diese Stoffe aussehen, wenn sie verarbeitet sind."
Große Kapuzen für aufwendige Frisuren
"Mäntel im 18. Jahrhundert sahen immer so aus, das ist ein Frauenmantel. Ein Mantel hatte im 18. Jahrhundert keinen Ärmel, sondern war immer wie ein Umhang gestaltet. Passt dann natürlich auch sehr gut über diese weiten Kleider. Die große Kapuze war modern, damit man eben auch darunter so eine aufwendige Frisur noch tragen konnte und auf Französisch hieß das enveloppe, weil man sich also so reingewickelt hat. Envelopper: einwickeln, einhüllen."
Die Augsburger Ausstellung "Mozarts Modewelten" vollzieht mit kleinen Erklärungstafeln die Geschichte des Reisens, des Kommunizierens nach, denn die Familie Mozart war bekanntlich ständig unterwegs. Die 70 hochwertigen Objekte lassen erahnen wie kostspielig qualitätvolle Mode bereits damals war. Der Familie Mozart war diese Investition zumindest wichtig.
"Wir haben jetzt keine Analysen gemacht, was sie wirklich an Geld ausgegeben hatte. Sie waren in der Phase, wo sie reisten, durchaus so vermögend, dass sie sich die Stoffe leisten konnten. Aber Leopold war selbstverständlich äußerst darauf bedacht, sparsam zu sein, nichts zu verbrauchen. Er hat immer wieder nach Salzburg geschrieben, oder dann, wenn einzelne Familienmitglieder alleine unterwegs waren, darauf hingewiesen, wie man die Kleidung zu packen hätte und was man zu tun hat, um die Dinge zu schützen. Es gibt wunderbare Stellen, wo er schreibt, auf Reisen zieht man die alten Dinge an, oder in Paris trägt man den und die Mode, die anderen Dinge, die älteren hebt man sich für Deutschland auf, da wird es noch getragen. Da gibt es schon viele Hinweise darauf."