Die Ausstellung wolle einen neuen Blick auf Ostberlin werfen, sagte Kurator Jürgen Danyel.
"Es geht um den städtischen Alltag, es geht um Schauplätze. Es geht vor allen Dingen um die Erfahrung der Menschen, die in Ostberlin gelebt haben, die ganz unterschiedliche sind. Diese ganz unterschiedlichen Geschichten gehören dazu."
Zur Ausstellung im Berliner Ephraim Palais zählen rund 1.000 Exponate, darunter auch eine VEB-Werkbank einer Marzahner Fabrik. Der Rhythmus der Stadt sei durch die ansässige Industrie geprägt worden, sagte Danyel. Daher seien ihm Exponate dieser Art wichtig. Die Werkbank sei beklebt mit Kinokarten, die das Arbeitskollektiv dort angebracht habe. Dies sei auch Ausdruck, dass Arbeit ein sozialer und kultureller Ort gewesen sei.
Palast der Republik nicht noch einmal abreißen
In den 90er-Jahren sei viel vom Berlin der DDR verschwunden, so der Kurator. Auch der längst abgerissene Palast der Republik spiele eine Rolle in der Ausstellung. Was man lange Zeit nicht verstanden habe, sei, dass viele Osterberlinerinnen und –berliner positive Erlebnisse mit dem Gebäude verbänden.
"Dort wurde gefeiert, dort hat man Bekannte hingeführt. Das war ein Ort, an dem man sich aufgehalten hat. Heute würde man vermutlich den Palast der Republik nicht noch einmal abreißen", so der Kurator.
Denn inzwischen gebe es ein Umdenken in der Stadt. Gebäude wie der Regierungssitz der DDR seien auch immer Projektionsfläche, wie mit Lebensgeschichten und Erfahrungen umgegangen werde, sagte Danyel.
"Wir wollen mit der Ausstellung keine fragwürdigen Ost-Identitäten stiften. Sondern wir wollen uns selbstverständlich sagen: Diese ganz unterschiedlichen Geschichten gehören dazu."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Die Ausstellung "Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt" ist noch bis zum 9. November 2019 im Berliner Ephraim Palais zu sehen.