Entgegen seiner Gewohnheit verzichtet Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, bei "Götter. Menschen. Pharaonen." auf Effekte.
"Es braucht in dem Sinne keine Inszenierung nach unserer Auffassung, denn die Exponate sind einerseits extrem stark und das, was wir hier an Gebläsehalle haben, auch. Und es ist zum ersten Mal überhaupt die Möglichkeit geboten, dass diese beiden Kulturen sich parallel in Dialog versetzen."
250 Exponate, die mehr oder minder für sich selbst sprechen, stehen - geschützt hinter Glas - vor Stoff bespannten Wänden, die in ein fast liturgisches Lila getaucht sind. Dezent beleuchtet bilden sie so einen Kontrast zu den großen grau schwarzen Schwungrädern der Eisenindustrie.
Der Auslöser aller Begeisterung
Empfangen wird der Besucher vor dem steinernen Abbild der löwenköpfigen Sachmet, einer Tochter des Sonnengottes Re. Sie gibt den Blick frei auf eine Reihe detailgetreuer Modelle verschiedener Grabmäler ägyptischer Herrscher. Und auf den Ursprung aller Begeisterung für Ägypten.
"Das ist das auslösende Element für diese Ägyptomanie, die uns bis heute als Ägypten-Fantasie bewegt, die 'Description de l'Egypte', sie sehen die Bände."
Napoleon führte um 1800 die erste Expedition nach Ägypten und was er seine Begleiter dort sahen, wurde in mehreren Text- und Bildbänden mit exakten Zeichnungen festgehalten. Bis heute prägen diese "descriptions", diese Beschreibungen das Bild vom Land am Nil, seiner Kultur und seiner Denkmäler. Um sich dort hin zu versetzen wird der Besucher von Bildsegeln begleitet, die in langen Stoffbahnen an der Decke befestigt sind. Sie zeigen, den Nil, die Wüste, die Pyramiden. Es sind Fotomotive des Bildjournalisten Helmut R. Schulze, der seine Eindrücke in einer begleitenden Foto-Ausstellung in der sogenannten Vedichterhalle präsentiert.
"Also hier zum Beispiel die Handwerker..."
Erst wenn der Ausstellungsbesucher sich sozusagen einstimmen konnte, taucht er ein in die Totenwelt der Ägypter, die über Jahrhunderte Kontinuität aufwies. 4000 Jahre alte Statuen, Stelen, Grabbeigaben, reich verzierte Sarkophage aus Holz und aus Kalkstein. Einer der Höhepunkte der Ausstellung sind sicherlich die Mumien und Sarkophage der Töchter des Hohen Priesters des Amun.
Leihgabe des Turiner Museums Egizio
Ausstellungleiter Frank Krämer hat 6000 Quadartmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung, die er in Völklingen bespielen kann, fast so viel wie das Turiner Museum Egizio, das mit seinen Leihgaben diese Ausstellung ermöglicht hat. Viele Exponate haben Turin zum ersten Mal verlassen. Worauf Meinrad Maria Grewenig besonders stolz ist.
"Also es ist natürlich ein äußerer Umstand, das Museum wird im Moment umgebaut und wir haben die Gelegenheit genutzt. Basis war natürlich ein großes Vertrauensverhältnis."
Die Ägypten-Ausstellung ist ab diesem Freitag bis zum Februar des kommenden Jahres zu sehen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte hofft, dass mehr als 100.000 Menschen sich von Göttern, Menschen und Pharaonen begeistern lassen.