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Ausstellung "Militanter Optimismus / Plakativer Aktivismus"
Design statt Dekor

In Kunst und Design spiegeln sich stets die jeweils aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatten - mit Ironie, Poesie und Provokation. Das zeigen Arbeiten aus den vergangenen 50 Jahren, die in der Ausstellung "Militanter Optimismus/Plakativer Aktivismus" in München zu sehen sind.

Von Andi Hörmann |
In einer Fußgängerpassage hängen Objekte der Ausstellung "Global Design Politics".
Design in der Fußgängerunterführung: Die Ausstellung "Militanter Optimismus / Plakativer Aktivismus" (Deutschlandradio/ Andi Hörmann)
Die Fußgängerunterführung "MaximiliansForum" in München, direkt unter der berühmten Luxusmeile Maximilianstraße. Ein kultureller Off-Space mit grauen Bodenfliesen und schummriger Beleuchtung. Passanten sehen dort in den nächsten Wochen eine Designausstellung mit subversiv poetischen Arbeiten.
"Die Idee der Ausstellung ist, Design in seiner politischen und sozialen Dimension zu zeigen."
Der Titel kommt sperrig daher: "Militanter Optimismus / Plakativer Aktivismus - Global Design Politics".
"Mir hat auch einfach die Wortkombination ganz gut gefallen. Weil natürlich der Begriff des Optimismus auch so ein bisschen in Verruf geraten ist als naiv, aber in Kombination mit dem "militant", dann eben durchaus so eine Schlagkräftigkeit bekommt."
Kleiner Besucherkreis zur Eröffnung
Eine Design-Schau hinter einer riesigen Glasfassade, Alexandra Weigand hat sie kuratiert: "Es sind insgesamt zehn Positionen. Und von den Positionen, die wir sehen, gibt es drei historische Positionen und sieben zeitgemäße."
Design-Positionen, die über den schönen Schein hinausgehen, für eine Welt mit den Möglichkeiten einer Utopie. Wie wir leben wollen. Haltung zeigen in der Gestaltung von Plakaten und Produkten, in Konsum von Mode und Medien.
Am Eröffnungsabend sind nur gut 20 Besucher anwesend - und nur eine ausstellenden Künstlerin. Sie zeigt den "Teilhaber", einen grauen Mantel, zerlegt in sieben Einzelteile. Von den Ärmeln über die Taschen bis hin zum Kragen. Der Trend zur Solidarität im Zusammenleben soll sich für Silvia Knüppel aus Hamburg auch im Modedesign durchsetzen - sharing is caring.
Aktivistische Kunst
"Also aktivistisch ist es natürlich deshalb schon, weil man die einzelnen Komponenten teilt und aktiv quasi einzeln auch nutzen kann."
Über Dekonstruktion von herkömmlichen Kleidungsstücken entstehen Accessoires. Das Private wird öffentlich, das Teilen politisch. Die Form folgt der Funktion folgt der Message.
"Normalerweise ist ja ein Mantel nur als Mantel tragbar, vielleicht noch als Decke, wenn man jetzt auf einer Wiese sich hinsetzen möchte, als Picknick-Decke. Aber so sind ja sieben Teile des Mantels tragbar. Also man kann die Brusttasche als Brustbeutel für Handy, Personalausweis, Geld benutzen, man kann den einen Ärmel als Accessoire benutzen, über einem Pulli oder über einem Hemd - die einzelnen Mantelteile auch und den Kragen auch."
Kunst deckt Widersprüche auf
Das nigerianisch Modedesign-Label "Maxivive" bedruckt glitzernde Sweatshirts mit dem Logo "Buysexual" und stößt die Gender-Debatte an. Absurd: Homosexualität wird verfolgt, aber "sex sells". Das "Institute for Applied Autonomy" aus den USA zeigt ein Video vom "Graffiti Writer", einem ferngesteuerten Spielzeugauto, über das sich Schriftzüge auf den Asphalt sprühen lassen: Die Technologisierung des Aktivismus, der militante Designer versteckt hinter naiven Alltagsgeräten. Und vom Niederländer Ruben Pater ist der "Drone Survival Guide" zu sehen: Eine Infografik zur Identifizierung dieser unbemannten Flugobjekte.
"Da steht dann auch dabei, was diese Drohnen machen. Also inwieweit sich auch zum Töten von Menschen verwendet werden können. Und auf der Rückseite von dem "Drone Survival Guide" gibt es dann Anleitung, wie man sich vor Drohnen versteckt und wie man Drohnen auch hacken kann."
Kritische Design-Praxis
Es sind Denkanstöße einer kritischen Design-Praxis - jenseits von schmuckem Dekor. Die ersten Besucher der Ausstellung "Militanter Optimismus / Plakativer Aktivismus" im MaximiliansForm in München zeigen sich jedenfalls schon nachdenklich angetan: "Das sind fundamentale Dinge, die unser System betreffen. Damit sollten wir uns auf jeden Fall auseinandersetzen."