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Ausstellung "Neue Heimat"
"Das Heilsversprechen für die Bundesrepublik"

Bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten schaffen, Gemeinnützigkeit als Bauprinzip - das war der Auftrag des Gewerkschaftsunternehmens "Neue Heimat". Die Tatkraft der Kommunen von damals würde auch heute Wohnungsnot beheben helfen, sagte Ausstellungskuratorin Hilde Strobl im Dlf.

Hilde Strobl im Corsogespräch mit Sigrid Fischer |
Fassade eines Wohnblocks in Neuperlach, München.
Heute positiv bewertet: Ein Wohnblock in München-Neuperlach (picture alliance / Okapia / Falck)
"NH" mit Dach darüber - das stand als Logo für "Neue Heimat" – und damit verbindet sich Skandal, Missmanagement, Veruntreuung, Abwicklung. Dabei war das gemeinnützige Bau– und Wohnungsunternehmen im Besitz des DGB ursprünglich eine notwendige Institution. Der Wohnungsmangel nach dem Zweiten Weltkrieg musste behoben werden, und die "Neue Heimat" baute Großsiedlungen am Stadtrand – Wohnungen für ein besseres Leben, die Umsetzung einer sozialdemokratischen Utopie. Wohnungsmangel herrscht heute wieder akut, deshalb unterzieht eine Ausstellung das "Modell Neue Heimat" einer Neubewertung. Nach München und Hamburg sollte sie jetzt in Frankfurt im Deutschen Architekturmuseum stationiert sein. Aber die Eröffnung wurde erstmal abgesagt.
Mut und Wille
Das Überzeugende an diesem Gewerkschaftsunternehmen war der Mut und der Wille, in großem Umfang Wohnungsbau zu schaffen, sagte Kuratorin Hilde Strobl im Dlf. In der Nachkriegszeit sei Deutschland noch von der Wohnungsmot der Weimarer Zeit gebeutelt gewesen, und der Krieg habe neue Wohnungsnot mit sich gebracht. Die Bundesrepublik habe sich damals das Ziel gestellt, in sechs Jahren über eine Million Wohnungen zu schaffen. Unter den verschiedenen Playern habe kaum jemand so große Siedlungen geplant wie die "Neue Heimat". In Zusammenarbeit mit den Kommunen habe man damals gewagt, ganze Städte zu entwickeln, so Hilde Strobl.
Wir haben noch länger mit Hilde Strobl gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Heute seien diese Siedlungen mit einem negativen Image behaftet, unter anderem wegen der sozialen Probleme mit Jugendlichen, die Briefkästen und Mülltonnen angezündet hätten. Mit dem Stimmungswandel in den Großsiedlugen, die mal das Heilsverprechen für die Bundesrepublik gewesen seien, habe sich in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr das Klischee des Abgewrackten manifestiert. In Fernsehkrimis komme der Bösewicht oft aus diesen Trabantenstädten.
Kommune statt Privatinvestor
Aus der Innensicht würden Großsiedlungen wie München-Neuperlach oder Hamburg-Mümmelmannsberg oder Bremen-Neue-Vahr heute positiv bewertet. Die meisten, die dort wohnen, wohnten da gerne, so Strobl. Diese Siedlungen seien aber auch mit mehr Grünfläche und öffentlichem Raum ausgestattet worden als man das heute bauen könnte. Der aktuelle Wohnungsnotstand könne auf die gleiche Art heute nicht mehr behoben werden. Man plane nicht mehr in der Größendimension von 80.000 Menschen. Trotzdem, glaubt Hilde Strobl, würde die große Geste, die Tat- und Entscheidungskraft der Kommunen, selbst mitzuentwickeln, anstatt nur auf Privatinvestoren zu warten, vielen Städten helfen, den sozialen Wohnungsbau zu beheben.
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