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Ausstellung
Strumpf ist nicht gleich Strumpf

Ob rosa Socken zum schwarzen Anzug, Kniestrümpfe gegen die Kälte oder hautfarbene Strumpfhose zum Rock - der Strumpf ist seit jeher auch ein Modestück. Höchste Zeit, dass sich eine Ausstellung mit diesem Thema auseinandersetzt. In der Augsburger Schau "Maschen, Mode, Macher" geht es jedoch um weit mehr als nur den Material- und Produktionsaspekt von Strümpfen.

Von Julian Ignatowitsch |
    Eine junge Frau trägt am 13.06.2012 vor einem Fernseher in Köln während des EM-Spiels Dänemark gegen Portugal Socken in den Deutschlandfarben und in den Farben der Niederlande.
    Mit Strümpfen Flagge zeigen: Eine junge Frau trägt die Nationalfarben Deutschlands und der Niederlande während eines EM-Spiel im Juni 2012. (dpa picture alliance / Rolf Vennenbernd)
    "Ganz schön Mini heute. - Chic. Gar keine Angst?"
    "Angst? Vor was denn?"
    "Drunter gucken?"
    "Drunter gucken? Macht nichts!"
    "So so..."
    "Ich hab doch das Dings an, die Strumpfhose, die Feinstrumpfhose, die die das lange Bein macht."
    "Mhmm."
    Dieser Spot war in Bayern verboten. Auch heute kommt so etwas noch vor. Museumsdirektor Karl Murr erzählt von Strumpfwerbung mit Erregungsfaktor - wie im Falle der Marke "Palmers":
    "Mit einer berühmten Kampagne, zu der sie Cancan-Tänzerinnen aus dem berühmten Pariser Nachtclub "Crazy Horse" fotografiert haben, die über dem Elbtunnel mit einer riesigen Plakatwand prangten mit kaum bekleideten Damen in Strumpfhosen – so hat der Hamburger Senat entschieden, dass das Plakat wieder weg muss."
    Wo heute also leichtbekleidete Nachtclubtänzerinnen oder laszive Pop-Art-Girls für strumpffeste Skandale sorgen, malte der Künstler Carl Spitzweg im 19. Jahrhundert noch Soldaten – ganz bieder beim Stricken von Männerstrümpfen.
    "Wir zeigen viele faszinierende Geschichten. Lassen Sie uns doch die Ausstellung anschauen gemeinsam."
    Zum nächsten Bildschirm im Textil und Industriemuseum Augsburg. Und der zeigt einen weiteren Strumpfwerbespot diesmal aus den 1940er Jahren.
    "Ach, diese Strümpfe!"
    "Zwist im Hause? Ach, Strumpfsorgen. Also diese Sorgen sind mir gänzlich unbekannt... Übrigens: Wie gefallen Euch denn meine neuen Strümpfe."
    "Ja, Strumpf ist nicht gleich Strumpf."
    Strümpfe - mal bunt, mal einfarbig, klassisch oder poppig
    Und in Augsburg sieht man sie alle: die Socken, die Kniestrümpfe, die Stützstrümpfe, Leggins und Strumpfhosen. Mal bunt, mal einfarbig, klassisch oder poppig - dazu Strickmaschinen und Marketingkampagnen
    "Weil Füße Wolle wollen."
    "Strümpfe gibt es schon lang. Wir kennen sie aus der Kulturgeschichte zunächst nur bei den Männern, weil die die nach außen getragen haben. Bei den Frauen waren sie schon immer mehr verborgen - und dass die Strümpfe öffentlich wurden, das ist erst so in den 1920er Jahren, wo mit der Emanzipation der Frau die Röcke kürzer werden und plötzlich der Strumpf oder – O Gott! – sogar das Strumpfband sichtbar wurde."
    "Das ist die neue Feinstrumpfhose von Falke – von der Ferse bis zur Taille hübsch und korrekt verpackt."
    Zumindest bis Anfang der 60er Jahre – die sexuelle Revolution trägt auch zur Befreiung des Strumpfes bei.
    "In den 60er Jahren kommt die Strumpfhose, und die wird vor allem dadurch nötig, dass es den Minirock gibt."
    "Maschen, Mode, Macher" - eine kurzweilige Zeitreise entlang der Füße und Beine der Republik. Und ganz nebenbei wird auch noch schnell die Frage des verlorenen Strumpfs in der Waschmaschine beantwortet und eine Sockenbörse bringt kuriose Paare zusammen.
    "Fabelhaft diese Strümpfe."