
Das Hermanns-Denkmal in Detmold, das Niederwalddenkmal mit der Germania in Rüdesheim am Rhein und das Kyffhäuserdenkmal in Thüringen mit den beiden "Reichsgründern" Barbarossa und Wilhelm I.: Mit hintergründigem Humor widmet sich Alex Wissel in der Düsseldorfer "Sammlung Philara" diesen Denkmälern, die nach wie vor auch politische Pilgerstätten sind. Mit Bildern und Skulpturen geht der 36-Jährige in seiner Ausstellung "Thymostraining" den damaligen nationalen Kostümfesten in Künstlervereinen wie dem Düsseldorfer "Malkasten" nach, aus denen wiederum populäre Bilder hervorgingen: Germania, Friedrich Barbarossa, Hermann wurden dort als "Tableaux vivants" inszeniert.
Gleichzeitig, so Kunstkritiker Georg Imdahl im Deutschlandfunk, zeige Wissel, wie die beliebten Touristenhotspots heute wieder in aktuelle politische Kontexte eingebunden werden - wenn etwa Björn Höcke und der rechtsnationale, sogenannte "Flügel" der AfD das Kyffhäuserdenkmal als Kulisse für regelmäßige Treffen und gleichsam als Trainingscamp für den vermeintlichen "Thymos" nutzen.
Erkennungszeichen der Gegenwart
Mit Objekten und großen Buntstiftzeichnungen hält Wissel Pathos und Propaganda den Spiegel vor. Er bedient sich dabei auch zeitgenössischer Erkennungszeichen der Gegenwart wie des schwarz-rot-goldenen Anglerhütchens eines Pegida-Demonstranten, der sich als Mitarbeiter des Verfassungsschutzes herausstellte, oder des im Internet vertriebenen Straßenschilds mit Aufschrift "Merkelmussweg".
Damit, so Imdahl, schließe sich in ironischer Brechung ein historischer Kreis von der deutschen Reichsgründung bis zu einem heutigen Wiedererstarken nationaler Symbolik. Die gigantischen Attribute der Riesenskulpturen werden wieder auf das Körpermaß zurückgebildet. Eine Inschrift wie "meine Stärke, Deutschlands Macht" erinnere auch daran, dass solche obskuren Slogans heute wieder für Geschichtsbilder tauglich gemacht werden sollen - und wie hoffähig solcher Populismus aus dem 19. Jahrhundert wieder sei.