Kunst und Einkauf, das komplexe Verhältnis aufzudröseln, ist das – gewagte - Vorhaben der Ausstellung "Let's buy it". Ist es die Relevanz, das Renommee oder doch an den Renditeaussichten; wer weiß schon, welche Parameter dazu führen, dass das Kulturgut am Ende des Tages beim Konsumenten landet?
Der Gesamteindruck: etwas anachronistisch, ein Wirtschaftswunder-Panorama, die Grenzen zu Design, Werbung - und Sex-Sells-Kitsch - fließend. Kunst und Geld, Kunst über Geld, Kunst aus Geld heißen die Themenbereiche, die fünf Jahrhunderte assoziativ durchwandern. In der Auslage sind Albrecht Dürers direkt neben Andy Warhols drapiert. Hält der Vergleich? Museumsleiterin Christine Vogt:
"Nein, das kann man natürlich nicht vergleichen. Aber was beide verstanden haben: Dass beide sich Sortimente zugelegt haben. Das ist ja schon so eine Waren-Idee. Dürer hat genau geguckt: Welche Themen nehme ich in höheren Auflagen? Die heute berühmten Meisterstücke waren in viel kleineren Auflagen als zum Beispiel Marienleben oder irgendwelche Heiligenbildchen."
Tulpen als Alternativwährung
Maria war gestylt als "Dürer's Next Topmodel", dem Schönheitsideal ihrer Zeit folgend. Gut ist, was sich verkauft, das ist also marktkonforme Kunst, seit jeher schon. Und so hangelt man sich durch die etwas überladene Ausstellung: Von Skulpturen Goldener Midas-Hände, die – als ironisches Zitat - offenbar jeden Galerie-Ladenhüter zu Gold verwandeln können, in Analogie mit diesem Midas-Effekt: Meisterwerke kann man selten essen.
Über historische Exkurse wie der Manie um Tulpenzwiebeln im niederländischen Barock. Nein, nicht schon wieder Vergänglichkeits-Symbole, wurde mit und über Tulpen tatsächlich einmal an der Börse spekuliert: "Tulpen aus Amsterdam" waren Alternativwährung und beliebtes Sujet.
Und wieder zurück zu aktuellen Künstlern wie Laas Abendroth, der den Schriftzug "Geld auf Leinwand" trotzig faul auf eine Leinwand geschmiert hat, als Kunstmarkt-Parodie. Insgesamt etwas viel also.
"In den Geschäften und Kiosken ist es natürlich genau so für den Käufer: Dass man das Gefühl hat, das wollen alle, da gibt es noch ganz viel davon und das bekomme ich jetzt."
Zwischen Kunst und Werbung
Ja, aber warum? Ist in diesem Parcours – wie der Barockdichter Gryphius sagte "alles eitell"? Und den Besuchern wird ihre eigene Konsum-Anfälligkeit vorgeführt? Bei der Eröffnung waren zahlreiche Künstler anwesend. Der Düsseldorfer Fotograf Marcus Schwier zum Beispiel erklärte, dass er, wenn er analog fotografiert, bewusst einen schwarzen Rahmen und eine bestimmte Dosis Silberkorn auf seinen Abzügen hat.
"Werbung und Kunst gehen ja, wie auch bei dieser Ausstellung, immer ineinander über. Der Kontext macht es zu Kunst. Oder eben auch zu Werbung."
Das seien so Codes, die der Markt einfordere. Kunst um der Kunst Willen herzustellen, das könnten sich nur wenige erlauben. Solche Hintergrundinfos, wie der Markt tickt, muss man sich ansonsten in der Ausstellung ein wenig zusammensuchen und -reimen. Wie in einem Elektromarkt ohne Fachverkäufer.
Zu komplex, um es analytisch zu durchdringen
Im Nachhall muss man an die Wartezimmer von Zahnarztpraxen denken. An Kunst-Postkarten-Ständer und Billig-Kunst-Kaufhäuser, die Reproduktionen anbieten. Wenn man sich im großen Überblick vorstellt, was unter dem Etikett Kunst so alles verkauft wird und das alles nur aus der Perspektive des Kaufens und Verkaufens beurteilt, dann ist man schnell ganz weit weg von millionenschweren Meisterwerken auf Auktionen und auch von Kritikers Lieblingskunst. Man landet eher so beim Allerweltsbegriff: Was auch immer ich zu Kunst erkläre, ist Kunst. Man kann also viele Phänomene über das Verhältnis von Kunst und Einkauf aufzählen, analytisch durchdringen kann man es in einer Ausstellung nicht; dafür ist – und bleibt es – zu komplex.