Martin Luther weigerte sich auf dem Reichstag von Worms, Papst und Kaiser gehorsam zu sein. Zur Strafe wurde er für vogelfrei erklärt. Er tauchte 1521 dort unter, wo er als Schuljunge Erdbeeren gesammelt hatte: im Wald über Eisenach, auf der Wartburg. Müßiggang und die viel zu enge Ritterkleidung machten Luther zu schaffen – wie seine Biografin Lyndal Roper zu berichten weiß. Der Vogelfreie befreite sich, in dem er das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Der Rest ist Geschichte und die Wartburg – dieses "Vogelnest" im Wald – wurde zu einem schicksalhaften nationalen Ort.
Auf der Wartburg eröffnete gestern eine der großen Sonder-Ausstellungen dieses Reformationsjubiläumsjahres. "Luther und die Deutschen". Geworben wird mit einem grell erleuchteten Martin Luther, der einen Hammer in der Hand hält. Um mit Dieter Bohlen, einem anderen deutschen Superstar, zu fragen: Ist die Ausstellung hammermäßig?
"Differenzierte, gediegene und elegante" Ausstellung
Landeskorrespondent Henry Bernhard ist froh, dass den Besuchern die Reformation in dieser Ausstellung nicht mit dem Hammer eingeprügelt wird. Die Ausstellung zeigt "differenziert, gediegen und elegant", wie Luther vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart gesehen wurde. Die Ausstellung zeigt auch die politische Instrumentalisierung: Luther als Nationalheld, als Vorbild für tapfere Soldaten, als Wegbereiter der NS-Ideologie, als sozialistisches Idol.
Hauptkritik: Das aktuelle Verhältnis der Deutschen zu Luther kommt kaum vor. "Die Ausstellung wird zum Ende hin immer dünner", so Bernhard.
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