Da steht er – Arme ausgebreitet, in Anzug und Fliege, links ein Barhocker, rechts hinter sich ein Steinway-Flügel. Vor ihm stehen der Mikrofonständer und ein kleines Wägelchen: darauf ein Glas, gut gefüllt mit seinem Lieblingswhiskey. Natürlich steht Frank Sinatra nicht wirklich da, stattdessen hängt ein lebensgroßes Bild in schwarz-weiß an der Wand, wenn man das Grammy-Museum in Los Angeles betritt. Das Mikro und die kleine Bar gibt es in der Frank Sinatra-Ausstellung aber doch, wie auch eine Nachbildung des legendären Studios von Capitol Records. Bob Santelli leitet das Museum:
"Man hört hier über Lautsprecher die Aufnahmesession zu dem Lied 'Nice and Easy'. Zwischendurch schimmert der Humor von Sinatra durch. – you listen to it right now here: I think swallowed a shotglas – are you kidding? How funny is that."
An einer Stelle in der Aufnahme sagt Sinatra, er glaube, er habe ein Schnapsglas verschluckt. Santelli lacht. Zwei Jahre hat er an der Ausstellung zum 100. Geburtstag von Frank Sinatra gearbeitet, die nun Station in Los Angeles macht, der Stadt, in der Sinatra 1998 starb.
"Er ist unserer Meinung nach der beste Sänger des 20. Jahrhunderts. Seine Stimme ist ein Geschenk – sein Ausdruck ist genial und er schaffte es, die Aufnahmen mit der Band so geschmeidig klingen zu lassen – einfach toll."
Sinatras Musik im Zentrum
Im Zentrum der Ausstellung "Sinatra: An American Icon" steht die Musik. Aus diversen Abhörstationen klingt Sinatra in seinen verschiedenen Schaffensphasen. In einem kleinen Kinosaal im Museum können Besucher eine Konzertaufnahme sehen, wo Sinatra unter anderem ein Lied der Beatles singt:
Schaukästen sind mit Kleidungsstücken, Auszeichnungen oder bisher unbekannten Fotografien gefüllt. Selbst sein kleines Heimatelier wurde nachgebaut - denn ja, Ol' Blue Eyes malte in seiner Freizeit. Santelli hofft, dass ein weiterer Aspekt Sinatras Schaffens mehr Aufmerksamkeit erhält. Der Entertainer habe sich auch politisch geäußert, als das für Hollywood-Stars noch sehr ungewöhnlich war:
"1945 spielte er in dem Film 'The House I live in' und gewann dafür seinen ersten Oscar. Es war grad nach dem Ende des Krieges und er warb in dem Film für mehr Toleranz - gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, anderer politischer Überzeugung und Religion. Das ist heute noch genauso aktuell wie vor 70 Jahren."
Möglich war diese Rückschau auf Sinatras Schaffen durch die Unterstützung seiner Kinder, die das Sinatra-Erbe verwalten. Sinatra selbst, erzählt Grammy Museumsleiter Santelli, sei eine 'pack rat' gewesen, er habe also zu Lebzeiten nichts wegwerfen können. Und das ist vielleicht selbst für Sinatra-Kenner eine Neuigkeit.