Zverevs Viertrundenspiel der Australian Open sei ein herausragendes Spiel eines nicht mehr ganz jungen deutschen Tennisprofis gewesen, der durch viele Täler gegangen sei, sagte ARD-Tennisexperte Thomas Perlebach im DLF. Noch letztes Jahr war Mischa Zverev, der jetzt 29 Jahre alt ist, auf einem Nebenplatz in der dritten Runde der Qualifikation ausgeschieden. Heute auf dem Center Court habe er den großen Andy Murray besiegt. Zverev habe sich topfit gezeigt und und richtig gutes Tennis präsentiert.
Zverev: Trotz Rückständen dran geblieben
Mischa Zverev selbst sagte im Gespräch mit Thomas Perlebach, die Familie halte ihn nun auf dem Boden. Er versuche, ruhig zu bleiben und sich auf das nächste Match vorzubereiten. Seinen Erfolg erklärt er damit, dass er trotz Rückständen zu Satzbeginn immer dran geblieben sei. Er habe versucht, in seiner Körperspreche aggressiv und positiv zu bleiben: "Ich war aufgepusht von der Körpersprache her", sagte Zverev.
Nun spielt er im Viertelfinale gegen den langjährigen Weltranglistenersten, den Schweizer Roger Federer. Federer habe eine ganz andere, höhere Qualität als Andy Murray heute, sagte Thomas Perlebach. Das Spiel gegen sein großes Idol werde "unverhältnismäßig viel schwerer". Zverev habe zwar eine Chance, aber die reellen Möglichkeiten das Turnier zu gewinnen seien "bescheiden".
Familie Zverev auf dem Zenit
Zverev sei eigentlich für große Siege vorgesehen gewesen, als er 19 war, habe die Tenniswelt weit für ihn offen gestanden, aber er habe sich etwas verzettelt. Nun, zehn Jahre später, bewege sich sein kleinerer, 19-jähriger Bruder Alexander Zverev laut Mischa Zverev "zwischen Genie und Wahnsinn" und sei ein ungleich größeres Talent Die Familie sei nun im Zenit, weil beide gerade so gut seien. Nadal werde nicht so ohne weiteres noch mal gegen Alexander Zverev gewinnen können
Zum Ausscheiden Angelique Kerbers gegen die US-Amerikanerin Coco Vandeweghe sagte Perlebach, dies sei die "logische Konsequenz der Auftritte der Runden zuvor" gewesen. Kerber habe den Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit nie geschafft. Es sei auch im Vergleich zum Vorjahr schwieriger als Titelverteidigerin und gebe viel Arbeit neben dem Platz mit Sponsoren- und Medienterminen. "Ich hatte nie den Eindruck, dass Kerber die Lockerheit und Freiheit des vergangenen Jahrs auch nur ansatzweise hinbekommen hat", so Perlebach. Kerber habe gehemmt und gehetzt gewirkt und habe sich mit ihrer neuen Situation nicht angefreundet. "Der Druck ist gewaltig."
Kerber brauche Orientierungshilfe
Nach Perlebachs Einschätzung müsse Kerber den Tenniszirkus erst einmal hinter sich lassen und sich ein bisschen Orientierungshilfe suchen, wohin die Reise gehen soll, und neben dem Fed Cup auf Hawaii das ein oder andere Turnier absagen und den Kopf klar kriegen. Denn "über Sieg und Niederlage entscheidet häufig der Bereich oberhalb der Augenbraue".
Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate als Audio-on-Demand anhören.