"My name is Bob. I moved to Australia to be with my grandchildren."
Für Bob Oliver kann Brexit nicht früh genug kommen. Heute 72 Jahre alt, zog der rüstige Engländer 2012 von London nach Sydney, um seinen Ruhstand näher bei seinen Enkelkindern zu verbringen. Seine britische Pension bekommt Bob auch in Australien ausgezahlt. Sein Lebensstil hat sich von Grund auf geändert, eines aber ist gleich geblieben: die Höhe seiner Rente.
"Als ich in Pension ging bekam ich 65 Pfund die Woche, umgerechnet 72 Euro. Das bekomme ich heute noch. Ich kenne britische Rentner hier in Australien, die über 90 Jahre alt sind und sie bekommen nicht einmal zehn Pfund die Woche – die gleiche Summe wie damals, als sie in den Ruhestand gingen. Wo ist da die Gerechtigkeit ?"
"Als ich in Pension ging bekam ich 65 Pfund die Woche, umgerechnet 72 Euro. Das bekomme ich heute noch. Ich kenne britische Rentner hier in Australien, die über 90 Jahre alt sind und sie bekommen nicht einmal zehn Pfund die Woche – die gleiche Summe wie damals, als sie in den Ruhestand gingen. Wo ist da die Gerechtigkeit ?"
Eingefrorene Renten
Etwa 300.000 britische Pensionäre leben in Australien, doch sie fühlen sich, wie Bob Oliver, als Rentner zweiter Klasse. In Ländern der EU, in den USA oder Israel sind britische Renten indexgebunden, das heißt sie steigen jährlich, um mit der Inflation Schritt zu halten. Nicht so für britische Pensionäre in Australien. Ihre Renten sind eingefroren. Doch ausgerechnet Brexit könnte jetzt für das nötige politische Tauwetter sorgen.
"Natürlich weiß man in Großbritannien von dieser Ungerechtigkeit will aber nichts dagegen unternehmen", gesteht Sir Roger Gale, der für die Konservativen im britischen Unterhaus sitzt. "Durch Brexit aber werden die Karten neu gemischt. Wenn die Australier mit den Engländern nach ihrem EU-Austritt ein Freihandelsabkommen verhandeln können sie darauf bestehen diesen Missstand zu beseitigen."
"Natürlich weiß man in Großbritannien von dieser Ungerechtigkeit will aber nichts dagegen unternehmen", gesteht Sir Roger Gale, der für die Konservativen im britischen Unterhaus sitzt. "Durch Brexit aber werden die Karten neu gemischt. Wenn die Australier mit den Engländern nach ihrem EU-Austritt ein Freihandelsabkommen verhandeln können sie darauf bestehen diesen Missstand zu beseitigen."
England ist seit jeher einer der wichtigsten Handelspartner Australiens, selbst als sich die Briten 1973 wirtschaftlich von den befreundeten Commonwealth-Staaten ab- und den europäischen Nachbarn zuwandten. Die Ökonomin Georgina Downer von der Universität Sydney aber ist sicher, dass die damals errichteten Zoll- und Tarifbarrieren der Briten bald fallen werden. Spätestens wenn sich England und Australien nach Brexit auf ein Freihandelsabkommen verständigen.
"Wir stehen vor einem neuen Kapitel australisch-britischer Beziehungen. Wir bekommen billigere Autos aus England und Australiens Landwirtschaft wird ihre Exporte – Fleisch, Früchte oder Gemüse bis hin zu Wein – vervielfachen. Außerdem hoffen wir, dass England die Arbeitsbedingungen für australische Fachkräfte, die dort arbeiten wollen, verbessert."
"Wir stehen vor einem neuen Kapitel australisch-britischer Beziehungen. Wir bekommen billigere Autos aus England und Australiens Landwirtschaft wird ihre Exporte – Fleisch, Früchte oder Gemüse bis hin zu Wein – vervielfachen. Außerdem hoffen wir, dass England die Arbeitsbedingungen für australische Fachkräfte, die dort arbeiten wollen, verbessert."
Australien als Mittler im Asiengeschäft
Englands Investmenthäuser und Großbanken schauen längst über den europäischen Tellerrand hinaus auf die Boom-Region Asien. Was fehlt sind Partner mit lokalem Knowhow, die dort schon einen Fuß in der Tür haben. "Da kommen wir ins Spiel", sagt der Finanzberater Peter Esho in seinem Büro in Sydney.
"Australien liegt in der Region und hat beste wirtschaftliche und politische Verbindungen in und zu Asien. Unsere Geldinstitute stehen bereit wenn England den Sprung in den asiatischen Raum macht, denn jede Form von Handel dort braucht Dienstleistungen und Finanzierung."
1,3 Millionen Briten leben und arbeiten in Australien – die größte Auswanderer-Gemeinde außerhalb des Königreichs. Der Physiker Nick Seymour wollte eigentlich Ende 2019 wieder zurück in seine Heimatstadt Liverpool, hat es sich aber anders überlegt. Ein mögliches post-Brexit Chaos in England will er sich und seiner Familie ersparen.
"Viele Engländer versuchen ihre Arbeitsverträge bei den Firmen, die sie nach Australien geschickt haben, zu verlängern. Mehr britische Akademiker und Studenten werden hierherkommen, denn wenn erst einmal alle EU-Fördergelder wegfallen wird England kein sonderlich attraktiver Ort für Forscher und Studenten sein."
Das heutige Australien begann als Strafkolonie des britischen Empires, ist Gründungsmitglied des Commonwealth und hat immer noch die Queen als Staatsoberhaupt. Auch wenn England am anderen Ende der Welt liegt steht den Australiern keine Nation näher. Brexit wird daran nichts ändern. Denn beide Länder werden sich darauf besinnen, dass Commonwealth übersetzt nichts anderes heißt als "gemeinsamer Wohlstand."
"Viele Engländer versuchen ihre Arbeitsverträge bei den Firmen, die sie nach Australien geschickt haben, zu verlängern. Mehr britische Akademiker und Studenten werden hierherkommen, denn wenn erst einmal alle EU-Fördergelder wegfallen wird England kein sonderlich attraktiver Ort für Forscher und Studenten sein."
Das heutige Australien begann als Strafkolonie des britischen Empires, ist Gründungsmitglied des Commonwealth und hat immer noch die Queen als Staatsoberhaupt. Auch wenn England am anderen Ende der Welt liegt steht den Australiern keine Nation näher. Brexit wird daran nichts ändern. Denn beide Länder werden sich darauf besinnen, dass Commonwealth übersetzt nichts anderes heißt als "gemeinsamer Wohlstand."