Als heute im Landwirtschaftsministerium Experten aus ganz Deutschland über Patente auf Pflanzen und Tiere berieten, ging es um das Schreckgespenst eines Ausverkaufs der Schöpfung: Was heute noch für Züchtung und Anwendung frei verfügbar ist, könnte bald umfassend mit Patenten belegt und damit Privateigentum werden. Das Thema betrifft nicht nur konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere, sondern besonders auch gentechnisch verändertes Erbgut. Das ist ein milliardenschweres Geschäft, in dem der Name Monsanto eine Schlüsselrolle spielt. Die Firma hat ihren Sitz im amerikanischen Bundesstaat Missouri.
An einem Sommertag im Jahr 2002 betritt ein Fremder den Gemischtwarenladen von Gary Rinehart in Eagleville. Das kleine Nest im ländlichen Missouri ist eigentlich ein Ort, wo jeder jeden kennt. Der Fremde nähert sich dem Tresen und sagt, er suche Gary Rinehart. Der Geschäftsbesitzer antwortet: "Das bin ich." Rinehart erinnert sich, dass der Fremde aus heiterem Himmel damit beginnt, ihm schwere Vorwürfe zu machen: Es gebe Beweise, dass Rinehart Patente der Firma Monsanto verletze, weil er deren Gen-Sojabohnen ohne Lizenz angebaut habe. Und er solle diesen Fehler eingestehen und mit der Firma zu einer gütlichen Einigung kommen. Rinehart ist sich keiner Schuld bewusst - und er ist wütend über die Unverfrorenheit, mit der der Unbekannte ihn beschimpft und bedroht. Ein Wort gibt das andere, und schließlich setzt Rinehart den Fremden vor die Tür. Doch damit sollte es nicht sein Bewenden haben - hier beginnt die Geschichte erst.
Die amerikanische Monsanto Company: Das Unternehmen aus St Louis steht wie kein anderes Unternehmen in der Welt für eine höchst umstrittene Entwicklung in der Agrarwirtschaft - weshalb es schon zur "heimlichen Macht auf dem Acker" oder zum "big brother" der neuen landwirtschaftlichen Ordnung erklärt wurde. Monsanto - Zahlen, Daten, Fakten: Ein internationaler Konzern, der im vergangenen Geschäftsjahr über elf Milliarden Dollar Umsatz und zwei Milliarden Gewinn gemacht hat. Ein Gigant auf dem Landwirtschaftssektor, weltweiter Lieferant von Agrarchemikalien und Saatgut. Auf rund 110 Millionen Hektar weltweit wurden im Jahr 2008 Hightech-Pflanzen von Monsanto angebaut. Ein Marktführer, der mit Argumenten der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes für die eigenen Produkte wirbt. Und ein Unternehmen, das regelmäßig ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, besonders im Zusammenhang mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen, wie etwa Baumwolle, Raps und dem jüngst in Deutschland verbotenen Mais MON810. Verbraucher- und Umweltverbände mahnen, der Konzern nutze Patente auf Lebewesen, um ganze Sektoren der Landwirtschaft unter seine Kontrolle zu bekommen. Und immer wieder wird Kritik laut an Monsantos Geschäftspraktiken, besonders im Umgang mit amerikanischen Landwirten.
So ist Gary Rinehart nicht der einzige amerikanische Staatsbürger, der im Lauf der vergangenen Jahre ins Visier von Monsantos Ermittlern geraten ist, die von manchen Landwirten auch als "Patentpolizei" bezeichnet werden. Das Center for Food Safety, ein gemeinnütziger Verband in Washington, hat im Jahr 2005 einen beklemmenden Bericht veröffentlicht. Darin beschreibt die Umweltgruppe, wie der Agrarriese Monsanto in den USA versucht, seine Genpatente zu schützen - mit Hilfe von privaten Ermittlern, die in den ländlichen Gemeinden ausschwärmen. Um dort nach Bauern zu fahnden, die Monsanto-Saatgut ohne Lizenz benutzen, die also einen Teil ihrer Ernte einbehalten, um ihn später wieder auszusäen. Dazu Bill Freese, Berater für Wissenschaftspolitik bei dem Umweltverband:
"Die Farmer berichten uns, dass diese privaten Ermittler unangekündigt auftauchen - bei den Landwirten zu Hause oder auf dem Feld. Sie fordern von ihnen, bestimmte Formulare zu unterzeichnen zur Freigabe von Informationen. Oft bedrohen sie dabei die Bauern, sie sagen ihnen: Monsanto wird euch verklagen, wenn ihr diese Dokumente nicht unterzeichnet. Das empfinden wir als nicht gerechtfertigt. Eine andere Methode der Ermittler besteht darin, sich als jemand auszugeben, der eine Umfrage durchführt, zum Beispiel zu Saatgutkäufen. So sammeln sie Informationen, die Monsanto anschließend nutzen kann, um die Landwirte zu verklagen."
Einen Teil der geernteten Feldfrüchte aufzubewahren und im nächsten Frühjahr wieder aufs Feld zu bringen, ist über Jahrtausende die Grundlage jeglichen Ackerbaus gewesen. Geändert hat sich das erst in den vergangenen rund zehn Jahren - seit die sogenannte Grüne Gentechnik in die Landwirtschaft Einzug gehalten hat. Aus einfachen Bohnen wurde ein im Labor gentechnisch verändertes Hochtechnologie-Saatgut, das sich patentieren ließ. Und damit änderte sich auch die Art und Weise, wie Landwirte mit den Früchten ihrer Feldarbeit umgehen dürfen. Wer die Sojabohnen von Monsanto anbauen will, muss jedes Jahr das komplette Saatgut neu kaufen. Denn auch die Ernte fällt unter den Patentschutz. Für Andreas Thierfelder, Sprecher für Monsanto in Düsseldorf, ein legitimes Mittel im globalen Wettbewerb:
"Patente schützen weltweit geistiges Eigentum, und diese Möglichkeit befördert Innovationen in allen Bereichen der Wirtschaft, also auch im Saatgutbereich."
Im Bereich des gentechnisch veränderten Saatgutes.
"In Form von Lizenzen ermöglicht Monsanto die Nutzung dieser Partizipation an dieser Technologie, die Nutzung dieser Technologie, die auch an Landwirte weiter zu geben. Hierfür sind Lizenzgebühren zu zahlen. Die wiederum bilden die Grundlage, um auch weiterhin Forschung zu ermöglichen. Das heißt also, die sorgen dafür, dass es zu einer angemessenen Vergütung für diese Produkte kommt."
Wer hingegen einen Teil der eigenen Feldfrüchte aufhebt, macht sich strafbar. Und muss sich eventuell vor Gericht verantworten. Das ist allerdings auch bei vielen konventionellen Saaten ohne Gentechnik schon so. Hier greift der Sortenschutz: Wer geerntete Pflanzen im nächsten Jahr wieder aussäen will, muss zumindest Gebühren zahlen. Dass es gerade der Gentechnikgigant Monsanto ist, ein Quasi-Monopolist auf dem Sektor des gentechnisch veränderten Saatgutes, der jeden Verstoß gegen seine Patente juristisch so unerbittlich verfolgt, das wundert Bill Freese nicht.
"Ich denke, eine Ursache dafür ist die beherrschende Position der Firma auf dem Markt des gentechnisch manipulierten Saatgutes - mit einem Marktanteil von rund 85 bis 90 Prozent weltweit. Das könnte ein Grund sein. Ein anderer könnte sein, dass Monsanto auf eine lange Geschichte zurück blickt, wenn es darum geht, rücksichtslos mit Menschen umzugehen. Wenn man sich anschaut, wie in der Vergangenheit Chemikalien von Monsanto in manchen Fällen ganze Siedlungen vergiftet haben, dann ist klar, dass für die Firma der Profit über menschlichem Wohlergehen steht."
Damit spielt Freese auf die lange Chronik der Umweltskandale an, die dem Konzern aus St. Louis angelastet werden. Die 1901 gegründete Firma aus Missouri hat ihre Wurzeln in der Chemie- und Pharmaindustrie. Während des Vietnamkriegs war sie einer der wichtigsten Lieferanten des Herbizids Agent Orange, das mit Dioxin verunreinigt war und bei Tausenden von Vietnamesen schwere Missbildungen und Erbgutschäden verursacht hat. Immer wieder kam es im Lauf der Firmengeschichte zu Unfällen oder anderen Umweltskandalen, wie zum Beispiel in der Industriestadt Anniston in Alabama. Dort produzierte Monsanto einige Jahrzehnte lang giftige, langlebige Chemikalien hauptsächlich für die Elektronikindustrie. Die Abwässer der Fabrik flossen ungeklärt in das umliegende Flusssystem. Abfälle aus dem Chemiewerk wurden einfach im Boden vergraben und verseuchten das Erdreich. Die Herstellung lief selbst dann noch weiter, als die Hinweise auf die Gefährlichkeit der Stoffe nicht mehr zu leugnen waren. Erst in den 70er-Jahren stellte Monsanto die Produktion in Anniston ein. Zu diesem Zeitpunkt war aus der Gemeinde einer der am stärksten verschmutzten Landstriche in den USA geworden. Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder nimmt dazu Stellung:
"Monsanto sieht sich hier und sah sich in der Verantwortung. Es kam zu einem Vergleich, wobei Monsanto bis heute dort 650 Millionen US-Dollar bereit gestellt hat zum Handling dieser Verunreinigung."
1960 gründet die Firma eine eigene Landwirtschaftsabteilung, die unter anderem Herbizide herstellt, also Unkrautbekämpfungsmittel. Knapp zwanzig Jahre später beginnt sie, sich verstärkt der damals noch jungen Gentechnik zu widmen. Heute ist die Monsanto Company ein Unternehmen, das sich ganz auf Biotechnologie und Agrarchemie spezialisiert hat. Die Transformation hatte schon in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen, als Monsanto dazu überging, einige der größten Saatgutfirmen in Amerika aufzukaufen.
"Das war schon fast ein richtiger Kaufrausch. Und schon bald wurde der Grund dafür klar: Monsanto wollte einen Synergieeffekt erzielen zwischen der Saatgutabteilung und dem älteren Chemie-Geschäftszweig. Sie haben die damals neue Gentechnik benutzt, um Samen für Pflanzen herzustellen, die gegen die firmeneigenen Chemikalien unempfindlich sind, so dass sie beides verkaufen können: Saatgut und Chemikalien."
Diese herbizidtoleranten Pflanzen, vor allem Mais und Sojabohnen, tragen artfremdes Erbgut, das sie vor dem Monsanto-eigenen Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" schützt. Saatgut und Herbizid werden also im Doppelpack vertrieben. Ein anderer Verkaufsschlager aus St. Louis hingegen, der transgenen Bt-Mais, bringt sein Insektizid gleich mit. Dem Gewächs wurde ein Gen eines Bodenbakteriums eingepflanzt. Dadurch kann der Mais einen Giftstoff herstellen, der bestimmte Schadinsekten abwehrt. Auch die Sorte MON810, deren kommerzieller Anbau in Deutschland erst unlängst verboten wurde und in fünf weiteren europäischen Ländern bereits verboten ist, besitzt diese spezielle Eigenschaft. Gegen dieses Verbot der Bundeslandwirtschaftsministerin hat Monsanto beim Verwaltungsgericht Braunschweig Klage eingereicht. Einen Eilantrag der Firma hatte das Gericht Anfang Mai abgelehnt. Das Hauptverfahren steht noch aus.
In den USA gibt es solche Verbote nicht: Neben Mais und Soja werden dort vor allem gentechnisch veränderte Baumwolle und Raps zum Kauf angeboten, erklärt Doug Gurian-Sherman von der kritischen Wissenschaftsvereinigung "Union of Concerned Scientists", kurz UCS.
"Die Landwirte haben in der Vergangenheit oft gesagt, dass sie diese Technologie wirklich mögen. Die herbizidtoleranten Pflanzen, zum Beispiel die Sojabohnen und die Baumwolle, machen ihnen das Leben in mancher Hinsicht leichter. Sie sparen Zeit und oft auch ein wenig Geld. Die Gentechnikpflanzen bringen nicht unbedingt den Verbrauchern oder der Umwelt einen Nutzen. Aber die Bauern waren davon angetan."
Doch das könnte sich bald schon ändern, glaubt der Molekularbiologe von der UCS. Anfang April hat die Vereinigung einen Bericht heraus gegeben, der den Ertrag der Gentechnikpflanzen unter die Lupe genommen hat und zum Ergebnis kommt, dass Mais und Soja mit fremdem Erbgut zumindest in den USA die Ernteausbeute nicht bedeutend gesteigert haben. Zuwächse beim Ertrag seien vor allem durch klassische Zuchtmethoden erreicht worden. Und durch solche Verfahren, die zwar Gentests zur Auswahl der besten Pflanzen benutzen, diese dann aber ganz klassisch miteinander kreuzen.
"Die Botschaft unseres Berichts lautet: Wir müssen uns wirklich stärker auf ökologische Methoden des Landbaus konzentrieren, die umweltverträglich sind und auch sehr produktiv sein können. Und auf konventionelle Züchtungsmethoden, die in der Vergangenheit sehr gute Ergebnisse gebracht haben, das auch weiterhin tun und die Gentechnik deutlich übertreffen. Für die Gentechnik interessieren sich aber die großen Firmen, denn auf diese Weise können sie das Saatgut patentieren und besser kontrollieren. Aber das heißt nicht, dass die Technologie für die Gesellschaft besser ist."
Andreas Thierfelder, Agrarwissenschaftler bei Monsanto, hält dagegen:
"In dieser Bewertung wird ausschließlich durch die amerikanische Brille geschaut, und es wird ausschließlich Sojabohne in den USA und Mais bewertet. Selbst bei den in der Studie diskutierten Kulturpflanzen ist es meines Erachtens nach durchaus lohnenswert, mal in die Regionen hineinzuschauen. So kommt eine andere Bewertung zum Schluss, dass herbizidresistente Sojabohnen etwa in Rumänien ein Ertragsplus von 31 Prozent lieferten."
Doch je vehementer die neue Technik auf den Markt drängt, umso mehr geht die Vielfalt des Saatgutes zurück, stellt Doug Gurian-Sherman fest. Denn die Wahlmöglichkeiten für die Landwirte schwinden.
"Die Gentechnikfirmen kaufen die kleineren Mitbewerber schon seit gut einem Jahrzehnt lang auf. Wo es früher einmal viele kleine Saatgut-Betriebe gegeben hat, existieren heutzutage nur noch einige große multinationale Unternehmen, die einige der Märkte kontrollieren - für Sojabohnen, Mais und Baumwolle. Aber das Problem besteht darin, dass die Unternehmen genetisch unveränderte Alternativen gar nicht anbieten wollen, weil sie mit denen nicht so viel Geld verdienen. Wir bekommen hier Berichte von Sojafarmern zu hören, die nach konventionellem Saatgut für Sojabohnen suchen und es in den USA einfach nicht finden können."
Die ökonomische Konzentration auf dem Saatgutmarkt und die Patentierbarkeit von Gentechnikpflanzen haben Monsanto dabei geholfen, die eigene starke Marktposition auszubauen. Darüber hinaus aber auch die Entschlossenheit, gegen die Landwirte vor Gericht zu ziehen.
Gary Rinehart, der Ladenbesitzer aus Missouri, erhielt nach dem Besuch des Fremden in seinem Dorfladen Post von Monsanto. Der Konzern strengte einen Prozess gegen ihn an wegen Patentrechtsverletzungen. Allerdings stellte sich aber bald schon heraus, dass Monsantos Ermittler den Falschen erwischt hatten. Der Kaufmann hatte keine Gentechnikbohnen aufgehoben oder ohne Lizenz angebaut. Und so musste Monsanto das Verfahren einstellen. Allerdings geriet Garys Neffe Tim unter Verdacht, und der Konzern ermittelte nun gegen ihn. Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder:
"Entscheidend scheint aber hier zu sein, dass man sich im Zuge einer Schlichtung geeinigt hat, nämlich dahingehend, dass Tim Rinehart für das von ihm ausgebrachte Saatgut zugestanden hat, hierfür zu zahlen."
Die Summe der angestrengten Gerichtsprozesse gegen US-Farmer vergleicht er mit der Gesamtzahl von 250.000 Kunden.
"120 Verfahren im Zusammenhang mit Patentstreitigkeiten. In acht dieser Verfahren ist es tatsächlich zu entsprechenden Gerichtsentscheidungen gekommen. Also eine überschaubare, wie ich meine, eine sehr überschaubare Anzahl von Streitigkeiten."
Bill Freese hingegen gibt zu bedenken, dass längst nicht alle Fälle vor dem Kadi landen. Der Konzern bietet oft zunächst eine außergerichtliche Einigung an. Viele Landwirte gehen darauf ein, weil sie einen Prozess fürchten und die damit verbundenen Kosten scheuen.
"Monsanto hat eine Abteilung eingerichtet, die Ermittlungen gegen Landwirte anstellt und sie juristisch verfolgt. Sie verfügt über ein Budget von zehn Millionen Dollar und 75 Angestellte. Das besitzt für das Unternehmen ganz eindeutig eine hohe Priorität: gegen Farmer zu ermitteln aufgrund dieses vermeintlichen Verbrechens, dass sie Saatgut aufheben."
Rein rechtlich bewegt sich das Unternehmen dabei auf sicherer Seite. Landwirte, die bei Monsanto Kunde sind, haben in den meisten Fällen der Kontrolle durch den Konzern sogar selbst zugestimmt. Denn wer gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto erwirbt, unterzeichnet ein sogenanntes "Technology Use Agreement", eine Technologie-Nutzungsvereinbarung, die sich jedes Jahr automatisch erneuert. Das verbietet den Bauern eindeutig, einen Teil der Ernte zum nächsten Jahr aufzuheben. Aber im Kleingedruckten stecken noch mehr Details.
"Wenn ein Farmer diese Technologie-Nutzungsvereinbarungen unterschreibt, dann tritt er unzählige Rechte an Monsanto ab. Zum Beispiel Zugriff auf seine Aufzeichnungen, etwa über Saatgut- und Chemikalienkäufe und sogar über Kredite, die der Landwirt bei der US-Regierung aufgenommen hat. Solche Information nutzt Monsanto, um Argumente gegen die Landwirte zu liefern. Viele Bauern sind sich gar nicht bewusst, dass sie diese Rechte abgeben. Das Kleingedruckte steht auf der Rückseite des Vertrags. Besonders ältere Farmer, die sich mit Patenten nicht besonders gut auskennen, ahnen oft nicht, worauf sie sich da einlassen."
Nicht nur wegen seiner Rechtsstreitigkeiten mit amerikanischen Landwirten ist Monsanto in die Kritik geraten. Mittlerweile beobachten beispielsweise Blogger im Internet sehr genau, wohin sich das Unternehmen bewegt. Angesichts der zunehmenden öffentlichen Kritik und des wachsenden Widerstands hat Monsanto bereits vor einigen Jahren werbewirksam eine Charta verabschiedet, die den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll. Der Konzern verpflichtet sich darin unter anderem zu Integrität, Dialog, Transparenz und zum Teilen von Wissen. Ob diese Saat aufgehen wird, muss die Zukunft aber erst noch zeigen.
An einem Sommertag im Jahr 2002 betritt ein Fremder den Gemischtwarenladen von Gary Rinehart in Eagleville. Das kleine Nest im ländlichen Missouri ist eigentlich ein Ort, wo jeder jeden kennt. Der Fremde nähert sich dem Tresen und sagt, er suche Gary Rinehart. Der Geschäftsbesitzer antwortet: "Das bin ich." Rinehart erinnert sich, dass der Fremde aus heiterem Himmel damit beginnt, ihm schwere Vorwürfe zu machen: Es gebe Beweise, dass Rinehart Patente der Firma Monsanto verletze, weil er deren Gen-Sojabohnen ohne Lizenz angebaut habe. Und er solle diesen Fehler eingestehen und mit der Firma zu einer gütlichen Einigung kommen. Rinehart ist sich keiner Schuld bewusst - und er ist wütend über die Unverfrorenheit, mit der der Unbekannte ihn beschimpft und bedroht. Ein Wort gibt das andere, und schließlich setzt Rinehart den Fremden vor die Tür. Doch damit sollte es nicht sein Bewenden haben - hier beginnt die Geschichte erst.
Die amerikanische Monsanto Company: Das Unternehmen aus St Louis steht wie kein anderes Unternehmen in der Welt für eine höchst umstrittene Entwicklung in der Agrarwirtschaft - weshalb es schon zur "heimlichen Macht auf dem Acker" oder zum "big brother" der neuen landwirtschaftlichen Ordnung erklärt wurde. Monsanto - Zahlen, Daten, Fakten: Ein internationaler Konzern, der im vergangenen Geschäftsjahr über elf Milliarden Dollar Umsatz und zwei Milliarden Gewinn gemacht hat. Ein Gigant auf dem Landwirtschaftssektor, weltweiter Lieferant von Agrarchemikalien und Saatgut. Auf rund 110 Millionen Hektar weltweit wurden im Jahr 2008 Hightech-Pflanzen von Monsanto angebaut. Ein Marktführer, der mit Argumenten der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes für die eigenen Produkte wirbt. Und ein Unternehmen, das regelmäßig ins Kreuzfeuer der Kritik gerät, besonders im Zusammenhang mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen, wie etwa Baumwolle, Raps und dem jüngst in Deutschland verbotenen Mais MON810. Verbraucher- und Umweltverbände mahnen, der Konzern nutze Patente auf Lebewesen, um ganze Sektoren der Landwirtschaft unter seine Kontrolle zu bekommen. Und immer wieder wird Kritik laut an Monsantos Geschäftspraktiken, besonders im Umgang mit amerikanischen Landwirten.
So ist Gary Rinehart nicht der einzige amerikanische Staatsbürger, der im Lauf der vergangenen Jahre ins Visier von Monsantos Ermittlern geraten ist, die von manchen Landwirten auch als "Patentpolizei" bezeichnet werden. Das Center for Food Safety, ein gemeinnütziger Verband in Washington, hat im Jahr 2005 einen beklemmenden Bericht veröffentlicht. Darin beschreibt die Umweltgruppe, wie der Agrarriese Monsanto in den USA versucht, seine Genpatente zu schützen - mit Hilfe von privaten Ermittlern, die in den ländlichen Gemeinden ausschwärmen. Um dort nach Bauern zu fahnden, die Monsanto-Saatgut ohne Lizenz benutzen, die also einen Teil ihrer Ernte einbehalten, um ihn später wieder auszusäen. Dazu Bill Freese, Berater für Wissenschaftspolitik bei dem Umweltverband:
"Die Farmer berichten uns, dass diese privaten Ermittler unangekündigt auftauchen - bei den Landwirten zu Hause oder auf dem Feld. Sie fordern von ihnen, bestimmte Formulare zu unterzeichnen zur Freigabe von Informationen. Oft bedrohen sie dabei die Bauern, sie sagen ihnen: Monsanto wird euch verklagen, wenn ihr diese Dokumente nicht unterzeichnet. Das empfinden wir als nicht gerechtfertigt. Eine andere Methode der Ermittler besteht darin, sich als jemand auszugeben, der eine Umfrage durchführt, zum Beispiel zu Saatgutkäufen. So sammeln sie Informationen, die Monsanto anschließend nutzen kann, um die Landwirte zu verklagen."
Einen Teil der geernteten Feldfrüchte aufzubewahren und im nächsten Frühjahr wieder aufs Feld zu bringen, ist über Jahrtausende die Grundlage jeglichen Ackerbaus gewesen. Geändert hat sich das erst in den vergangenen rund zehn Jahren - seit die sogenannte Grüne Gentechnik in die Landwirtschaft Einzug gehalten hat. Aus einfachen Bohnen wurde ein im Labor gentechnisch verändertes Hochtechnologie-Saatgut, das sich patentieren ließ. Und damit änderte sich auch die Art und Weise, wie Landwirte mit den Früchten ihrer Feldarbeit umgehen dürfen. Wer die Sojabohnen von Monsanto anbauen will, muss jedes Jahr das komplette Saatgut neu kaufen. Denn auch die Ernte fällt unter den Patentschutz. Für Andreas Thierfelder, Sprecher für Monsanto in Düsseldorf, ein legitimes Mittel im globalen Wettbewerb:
"Patente schützen weltweit geistiges Eigentum, und diese Möglichkeit befördert Innovationen in allen Bereichen der Wirtschaft, also auch im Saatgutbereich."
Im Bereich des gentechnisch veränderten Saatgutes.
"In Form von Lizenzen ermöglicht Monsanto die Nutzung dieser Partizipation an dieser Technologie, die Nutzung dieser Technologie, die auch an Landwirte weiter zu geben. Hierfür sind Lizenzgebühren zu zahlen. Die wiederum bilden die Grundlage, um auch weiterhin Forschung zu ermöglichen. Das heißt also, die sorgen dafür, dass es zu einer angemessenen Vergütung für diese Produkte kommt."
Wer hingegen einen Teil der eigenen Feldfrüchte aufhebt, macht sich strafbar. Und muss sich eventuell vor Gericht verantworten. Das ist allerdings auch bei vielen konventionellen Saaten ohne Gentechnik schon so. Hier greift der Sortenschutz: Wer geerntete Pflanzen im nächsten Jahr wieder aussäen will, muss zumindest Gebühren zahlen. Dass es gerade der Gentechnikgigant Monsanto ist, ein Quasi-Monopolist auf dem Sektor des gentechnisch veränderten Saatgutes, der jeden Verstoß gegen seine Patente juristisch so unerbittlich verfolgt, das wundert Bill Freese nicht.
"Ich denke, eine Ursache dafür ist die beherrschende Position der Firma auf dem Markt des gentechnisch manipulierten Saatgutes - mit einem Marktanteil von rund 85 bis 90 Prozent weltweit. Das könnte ein Grund sein. Ein anderer könnte sein, dass Monsanto auf eine lange Geschichte zurück blickt, wenn es darum geht, rücksichtslos mit Menschen umzugehen. Wenn man sich anschaut, wie in der Vergangenheit Chemikalien von Monsanto in manchen Fällen ganze Siedlungen vergiftet haben, dann ist klar, dass für die Firma der Profit über menschlichem Wohlergehen steht."
Damit spielt Freese auf die lange Chronik der Umweltskandale an, die dem Konzern aus St. Louis angelastet werden. Die 1901 gegründete Firma aus Missouri hat ihre Wurzeln in der Chemie- und Pharmaindustrie. Während des Vietnamkriegs war sie einer der wichtigsten Lieferanten des Herbizids Agent Orange, das mit Dioxin verunreinigt war und bei Tausenden von Vietnamesen schwere Missbildungen und Erbgutschäden verursacht hat. Immer wieder kam es im Lauf der Firmengeschichte zu Unfällen oder anderen Umweltskandalen, wie zum Beispiel in der Industriestadt Anniston in Alabama. Dort produzierte Monsanto einige Jahrzehnte lang giftige, langlebige Chemikalien hauptsächlich für die Elektronikindustrie. Die Abwässer der Fabrik flossen ungeklärt in das umliegende Flusssystem. Abfälle aus dem Chemiewerk wurden einfach im Boden vergraben und verseuchten das Erdreich. Die Herstellung lief selbst dann noch weiter, als die Hinweise auf die Gefährlichkeit der Stoffe nicht mehr zu leugnen waren. Erst in den 70er-Jahren stellte Monsanto die Produktion in Anniston ein. Zu diesem Zeitpunkt war aus der Gemeinde einer der am stärksten verschmutzten Landstriche in den USA geworden. Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder nimmt dazu Stellung:
"Monsanto sieht sich hier und sah sich in der Verantwortung. Es kam zu einem Vergleich, wobei Monsanto bis heute dort 650 Millionen US-Dollar bereit gestellt hat zum Handling dieser Verunreinigung."
1960 gründet die Firma eine eigene Landwirtschaftsabteilung, die unter anderem Herbizide herstellt, also Unkrautbekämpfungsmittel. Knapp zwanzig Jahre später beginnt sie, sich verstärkt der damals noch jungen Gentechnik zu widmen. Heute ist die Monsanto Company ein Unternehmen, das sich ganz auf Biotechnologie und Agrarchemie spezialisiert hat. Die Transformation hatte schon in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen, als Monsanto dazu überging, einige der größten Saatgutfirmen in Amerika aufzukaufen.
"Das war schon fast ein richtiger Kaufrausch. Und schon bald wurde der Grund dafür klar: Monsanto wollte einen Synergieeffekt erzielen zwischen der Saatgutabteilung und dem älteren Chemie-Geschäftszweig. Sie haben die damals neue Gentechnik benutzt, um Samen für Pflanzen herzustellen, die gegen die firmeneigenen Chemikalien unempfindlich sind, so dass sie beides verkaufen können: Saatgut und Chemikalien."
Diese herbizidtoleranten Pflanzen, vor allem Mais und Sojabohnen, tragen artfremdes Erbgut, das sie vor dem Monsanto-eigenen Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" schützt. Saatgut und Herbizid werden also im Doppelpack vertrieben. Ein anderer Verkaufsschlager aus St. Louis hingegen, der transgenen Bt-Mais, bringt sein Insektizid gleich mit. Dem Gewächs wurde ein Gen eines Bodenbakteriums eingepflanzt. Dadurch kann der Mais einen Giftstoff herstellen, der bestimmte Schadinsekten abwehrt. Auch die Sorte MON810, deren kommerzieller Anbau in Deutschland erst unlängst verboten wurde und in fünf weiteren europäischen Ländern bereits verboten ist, besitzt diese spezielle Eigenschaft. Gegen dieses Verbot der Bundeslandwirtschaftsministerin hat Monsanto beim Verwaltungsgericht Braunschweig Klage eingereicht. Einen Eilantrag der Firma hatte das Gericht Anfang Mai abgelehnt. Das Hauptverfahren steht noch aus.
In den USA gibt es solche Verbote nicht: Neben Mais und Soja werden dort vor allem gentechnisch veränderte Baumwolle und Raps zum Kauf angeboten, erklärt Doug Gurian-Sherman von der kritischen Wissenschaftsvereinigung "Union of Concerned Scientists", kurz UCS.
"Die Landwirte haben in der Vergangenheit oft gesagt, dass sie diese Technologie wirklich mögen. Die herbizidtoleranten Pflanzen, zum Beispiel die Sojabohnen und die Baumwolle, machen ihnen das Leben in mancher Hinsicht leichter. Sie sparen Zeit und oft auch ein wenig Geld. Die Gentechnikpflanzen bringen nicht unbedingt den Verbrauchern oder der Umwelt einen Nutzen. Aber die Bauern waren davon angetan."
Doch das könnte sich bald schon ändern, glaubt der Molekularbiologe von der UCS. Anfang April hat die Vereinigung einen Bericht heraus gegeben, der den Ertrag der Gentechnikpflanzen unter die Lupe genommen hat und zum Ergebnis kommt, dass Mais und Soja mit fremdem Erbgut zumindest in den USA die Ernteausbeute nicht bedeutend gesteigert haben. Zuwächse beim Ertrag seien vor allem durch klassische Zuchtmethoden erreicht worden. Und durch solche Verfahren, die zwar Gentests zur Auswahl der besten Pflanzen benutzen, diese dann aber ganz klassisch miteinander kreuzen.
"Die Botschaft unseres Berichts lautet: Wir müssen uns wirklich stärker auf ökologische Methoden des Landbaus konzentrieren, die umweltverträglich sind und auch sehr produktiv sein können. Und auf konventionelle Züchtungsmethoden, die in der Vergangenheit sehr gute Ergebnisse gebracht haben, das auch weiterhin tun und die Gentechnik deutlich übertreffen. Für die Gentechnik interessieren sich aber die großen Firmen, denn auf diese Weise können sie das Saatgut patentieren und besser kontrollieren. Aber das heißt nicht, dass die Technologie für die Gesellschaft besser ist."
Andreas Thierfelder, Agrarwissenschaftler bei Monsanto, hält dagegen:
"In dieser Bewertung wird ausschließlich durch die amerikanische Brille geschaut, und es wird ausschließlich Sojabohne in den USA und Mais bewertet. Selbst bei den in der Studie diskutierten Kulturpflanzen ist es meines Erachtens nach durchaus lohnenswert, mal in die Regionen hineinzuschauen. So kommt eine andere Bewertung zum Schluss, dass herbizidresistente Sojabohnen etwa in Rumänien ein Ertragsplus von 31 Prozent lieferten."
Doch je vehementer die neue Technik auf den Markt drängt, umso mehr geht die Vielfalt des Saatgutes zurück, stellt Doug Gurian-Sherman fest. Denn die Wahlmöglichkeiten für die Landwirte schwinden.
"Die Gentechnikfirmen kaufen die kleineren Mitbewerber schon seit gut einem Jahrzehnt lang auf. Wo es früher einmal viele kleine Saatgut-Betriebe gegeben hat, existieren heutzutage nur noch einige große multinationale Unternehmen, die einige der Märkte kontrollieren - für Sojabohnen, Mais und Baumwolle. Aber das Problem besteht darin, dass die Unternehmen genetisch unveränderte Alternativen gar nicht anbieten wollen, weil sie mit denen nicht so viel Geld verdienen. Wir bekommen hier Berichte von Sojafarmern zu hören, die nach konventionellem Saatgut für Sojabohnen suchen und es in den USA einfach nicht finden können."
Die ökonomische Konzentration auf dem Saatgutmarkt und die Patentierbarkeit von Gentechnikpflanzen haben Monsanto dabei geholfen, die eigene starke Marktposition auszubauen. Darüber hinaus aber auch die Entschlossenheit, gegen die Landwirte vor Gericht zu ziehen.
Gary Rinehart, der Ladenbesitzer aus Missouri, erhielt nach dem Besuch des Fremden in seinem Dorfladen Post von Monsanto. Der Konzern strengte einen Prozess gegen ihn an wegen Patentrechtsverletzungen. Allerdings stellte sich aber bald schon heraus, dass Monsantos Ermittler den Falschen erwischt hatten. Der Kaufmann hatte keine Gentechnikbohnen aufgehoben oder ohne Lizenz angebaut. Und so musste Monsanto das Verfahren einstellen. Allerdings geriet Garys Neffe Tim unter Verdacht, und der Konzern ermittelte nun gegen ihn. Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder:
"Entscheidend scheint aber hier zu sein, dass man sich im Zuge einer Schlichtung geeinigt hat, nämlich dahingehend, dass Tim Rinehart für das von ihm ausgebrachte Saatgut zugestanden hat, hierfür zu zahlen."
Die Summe der angestrengten Gerichtsprozesse gegen US-Farmer vergleicht er mit der Gesamtzahl von 250.000 Kunden.
"120 Verfahren im Zusammenhang mit Patentstreitigkeiten. In acht dieser Verfahren ist es tatsächlich zu entsprechenden Gerichtsentscheidungen gekommen. Also eine überschaubare, wie ich meine, eine sehr überschaubare Anzahl von Streitigkeiten."
Bill Freese hingegen gibt zu bedenken, dass längst nicht alle Fälle vor dem Kadi landen. Der Konzern bietet oft zunächst eine außergerichtliche Einigung an. Viele Landwirte gehen darauf ein, weil sie einen Prozess fürchten und die damit verbundenen Kosten scheuen.
"Monsanto hat eine Abteilung eingerichtet, die Ermittlungen gegen Landwirte anstellt und sie juristisch verfolgt. Sie verfügt über ein Budget von zehn Millionen Dollar und 75 Angestellte. Das besitzt für das Unternehmen ganz eindeutig eine hohe Priorität: gegen Farmer zu ermitteln aufgrund dieses vermeintlichen Verbrechens, dass sie Saatgut aufheben."
Rein rechtlich bewegt sich das Unternehmen dabei auf sicherer Seite. Landwirte, die bei Monsanto Kunde sind, haben in den meisten Fällen der Kontrolle durch den Konzern sogar selbst zugestimmt. Denn wer gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto erwirbt, unterzeichnet ein sogenanntes "Technology Use Agreement", eine Technologie-Nutzungsvereinbarung, die sich jedes Jahr automatisch erneuert. Das verbietet den Bauern eindeutig, einen Teil der Ernte zum nächsten Jahr aufzuheben. Aber im Kleingedruckten stecken noch mehr Details.
"Wenn ein Farmer diese Technologie-Nutzungsvereinbarungen unterschreibt, dann tritt er unzählige Rechte an Monsanto ab. Zum Beispiel Zugriff auf seine Aufzeichnungen, etwa über Saatgut- und Chemikalienkäufe und sogar über Kredite, die der Landwirt bei der US-Regierung aufgenommen hat. Solche Information nutzt Monsanto, um Argumente gegen die Landwirte zu liefern. Viele Bauern sind sich gar nicht bewusst, dass sie diese Rechte abgeben. Das Kleingedruckte steht auf der Rückseite des Vertrags. Besonders ältere Farmer, die sich mit Patenten nicht besonders gut auskennen, ahnen oft nicht, worauf sie sich da einlassen."
Nicht nur wegen seiner Rechtsstreitigkeiten mit amerikanischen Landwirten ist Monsanto in die Kritik geraten. Mittlerweile beobachten beispielsweise Blogger im Internet sehr genau, wohin sich das Unternehmen bewegt. Angesichts der zunehmenden öffentlichen Kritik und des wachsenden Widerstands hat Monsanto bereits vor einigen Jahren werbewirksam eine Charta verabschiedet, die den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll. Der Konzern verpflichtet sich darin unter anderem zu Integrität, Dialog, Transparenz und zum Teilen von Wissen. Ob diese Saat aufgehen wird, muss die Zukunft aber erst noch zeigen.