Archiv

Ausverkauf des Weltfußballs
"Die FIFA ist der große Verlierer"

FIFA-Präsident Gianni Infantino plant im Geheimen den Verkauf aller relevanten Rechte des Weltfußballverbandes an ein Konsortium mit Verbindungen nach Saudi-Arabien. Der Fall zeige, wie groß das Interesse Saudi-Arabiens sei, sich viel Macht im Fußball zu sichern, sagte SZ-Journalist Thomas Kistner im Dlf.

Thomas Kister im Gespräch mit Matthias Friebe | 17.11.2018
    FIFA-Präsident Gianni Infantino während der Tagung des Asiatischen Fußball-Verbands AFC in Kuala Lumpur, Malaysia.
    FIFA-Präsident Gianni Infantino plante den Verkauf sämtlicher Digital- und Archiv-Rechte. (AFP - Mohd Rasfan)
    Der Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA, Gianni Infantino, täuscht die Öffentlichkeit und die Entscheidungsgremien der FIFA offenbar seit Monaten über den wahren Hintergrund einer gigantischen Milliarden-Offerte. Der SZ liege dazu ein konkretes Arbeitspapier zur Vertragsvorbereitung vor, erklärte Thomas Kistner im Dlf. In diesem Dokument werde der Ausverkauf sämtlicher Rechte der FIFA verhandelt – unter dem Deckmantel, dass man neue Turnierformate installieren wolle, an deren Sinnhaftigkeit jedoch selbst die neuen Vertragspartner zweifelten. Investoren würden wiederholte Ausstiegsrechte aus diesen Turnierformaten eingeräumt – nämlich nach vier und nach acht Jahren.
    Geplant werde der Verkauf fast sämtlicher Digital- und Archiv-Rechte. Sogar Zugriffsrechte an zukünftigen Fußball-Weltmeisterschaften ab 2026 würden mit einbezogen. Das gemeinsame Arbeitspapier entwerfe die Schaffung einer gemeinsamen Firma namens "Fifa Digital Corporation" (FDC), an der die FIFA aber nur 51 Prozent halten soll. Dabei gebe also es einen Verlierer, die FIFA - und zwei hochrangige Gewinner: Die Investoren und FIFA-Boss Gianni Infantino. Als Chef des Aufsichtsrats würde er alle Fäden in der Hand halten.
    "Infatinos Traum-Deal dürfte tot sein"
    Ob das FIFA-Council diese Machenschaften mitmache, bleibe abzuwarten. Grundsätzlich sei es aber ein gutes Zeichen, dass das Council Infantinos Pläne für den 25-Milliarden-Deal schon zweimal abgewimmelt habe. Jetzt seien die Hintergründe bekannt - Kistner kann sich deshalb nicht mehr vorstellen, dass die Pläne bewilligt werden.
    Ein Big Player könne nun auf keinen Fall mehr mitmachen: Die UEFA. Ohne ihre Zustimmung könne es Beschlüsse dieser Art nicht geben. "Infantinos Traum-Deal dürfte tot sein."
    Eine saudi-arabische Fahne weht auf dem Berg Hira. Dahinter sind Häuser zu sehen.
    Saudi-Arabien will mit aller Macht auf die Bühne des Weltfußballs (picture alliance / dpa / EPA / Fazry Ismail)
    "Saudi-Arabien hat den Fußball als politisches Instrument erkannt"
    Der Fall zeige auch, wie groß das Interesse Saudi-Arabiens sei, sich viel Macht im Fußball zu sichern. "Saudi-Arabien hat den Fußball als politisches Instrument erkannt."
    Ob die Enthüllungen nun strafrechtlich relevant seien, müssten Juristen entscheiden. "Hier lassen sich aber hochbrisante Fragen in strafrechtlicher Sicht ableiten – zum einen könnte die Frage sein, inwieweit ein nicht-operativer Präsident wie Infantino seine Kompetenzen überschreitet, wenn er Ausverkaufspläne mit globalen Investoren betreibt," so Kistner. Die andere Frage sei, inwieweit ein verbindliches Arbeitspapier geeignet sei, um möglichen Investoren ein Schadenersatzrecht zu sichern.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.