Ein deutscher Staatsbürger wurde in der russischen Exklave Kaliningrad festgenommen. Der Mann soll Sabotageakte geplant haben – in Zusammenarbeit mit einem Ukrainer. Russische Behörden werfen ihm zudem die Beteiligung an einem früheren Anschlag vor.
Was bisher bekannt ist
Nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB wurde der 56-jährige Deutsche Nikolai G. an einem Grenzposten bei der Einreise nach Kaliningrad festgenommen. Demnach soll in seinem Auto ein halber Liter beziehungsweise 50 Gramm Flüssigsprengstoff gefunden worden sein. Dieser sei in einer Shampoo-Flasche versteckt gewesen.
Die russischen Behörden werfen dem Mann, der in Hamburg leben soll, vor, im März an einer Explosion an einer Gasverteilerstation in der Region beteiligt gewesen zu sein. Er soll jetzt erneut in die russische Exklave gereist sein, um weitere Sabotageakte an der Energieinfrastruktur zu organisieren. Den Auftrag dazu und das Sprengstoffmaterial habe er nach Geheimdienstangaben von einem ebenfalls in Hamburg lebenden Ukrainer erhalten.
Gegen Nikolai G. wurden Ermittlungen wegen „Attentats“ und „Sprengstoffhandels“ eingeleitet, wie es hieß. Er befinde sich in Untersuchungshaft.
Auswärtiges Amt bestätigt Festnahme
Das Auswärtige Amt hat die Festnahme eines deutschen Staatsbürgers in Kaliningrad bestätigt. Das Generalkonsulat in Sankt Petersburg sei über den Fall informiert worden und stehe mit den russischen Behörden in Kontakt, erklärte eine Sprecherin in Berlin. Die Festnahme habe sich bereits im Oktober ereignet.
Fälle wie dieser häufen sich in Russland seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine, oft in Verbindung mit Spionage- oder Sabotageverdächtigungen. Westliche Staaten kritisieren solche Verfahren oft als politisch motiviert. Sie werfen Moskau vor, Festnahmen wie diese als Druckmittel für den Austausch von Gefangenen zu nutzen. Jüngst kam es zu einem umfangreichen Austausch zwischen dem Westen und Russland, bei dem unter anderem der US-Journalist Evan Gershkovich freikam. Ob auch im aktuellen Fall eine solche Absicht vorliegt, bleibt unklar.
Diese Nachricht wurde am 21.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.