25 Prozent Strafzölle sind kein Pappenstiel. Wer beispielsweise eine Karriere als Rocker plant und sich eine Harley Davidson zulegen will, sollte sich sicherheitshalber beeilen: Wenn der Schopper heute 20.000 Euro kostet, könnten es in Zukunft schon 25.000 sein. Ob das aber wirklich so sein soll ist noch nicht klar – denn es ist bei allen betroffenen Produkten die Frage, ob die Zölle am Ende auch eins zu eins beim Verbraucher ankommen. Harley Davidson gibt an, die Lage und möglichen Auswirkungen nun zu untersuchen. Bei anderen Produkten dürften die Folgen der Zölle sich jedenfalls erst mit Verzögerung bemerkbar machen.
"Jetzt und sofort wird das keine großen Auswirkungen haben", meint Kai Falk. Er ist Sprecher der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels. "Das hat damit zu tun, dass beispielsweise beim Orangensaft die Möglichkeit besteht, dass die Händler auch aus anderen Regionen die Produkte beziehen. Dazu kommt, dass es gerade im Lebensmittelbereich einen großen Wettbewerb unter den Handelsketten gibt, so dass Preiserhöhungen durch höhere Importkosten nicht eins zu eins an die Verbraucher weitergereicht werden."
Nur wenige Textilien kommen überhaupt aus den USA
Auch im Textilbereich dürften die konkreten Auswirkungen erst einmal überschaubar bleiben. Jeans der Marke Levis sind etwa von den Strafzöllen ab heute betroffen. Allerdings sind die Importe aus den USA gemessen an den gesamten Textilimporten marginal: Im vergangenen Jahr beliefen sich die US-Textilimporte auf nur 0,2 Prozent des Gesamtvolumens.
Im Bereich Mode wird die zeitliche Verzögerung möglicher Preiserhöhungen zudem wohl noch größer sein als in anderen betroffenen Bereichen. "Bei Textilien sind viele Waren in den Lagern, es wurden auch Kollektionen fest geordert, die man nicht mehr aufzurren kann. Und auch hier gibt es ja die Möglichkeiten, auf andere Länder auszuweichen."
Im Bereich Agrar und Lebensmittel allerdings könnten sich Handelsströme durchaus verändern. Die USA sind drittwichtigster Maisexporteur für Europa. Das Getreide landet fast vollständig als Tierfutter in den Mägen von Kühen, Schweinen und anderen Nutztieren. Wenn die Preise hier durch Importzölle steigen, wird man das Getreide wahrscheinlich stärker in der Ukraine und Brasilien nachfragen - die beiden Länder sind schon jetzt die Hauptlieferanten von Mais nach Europa.
Preisschwankungen an den Rohstoffbörsen denkbar - mit Folgen für Kleinbauern
Im Bereich Agrarrohstoffe könnte aber noch eine ganz andere Dynamik entstehen. Nämlich an den Rohstoffbörsen. Agrarrohstoffe werden vor allem an der Börse in Chicago gehandelt. Sollten die USA auf ihren Agrarprodukten, also beispielsweise auf Mais und Sojabohnen, sitzen bleiben, würde dort ein deutliches Überangebot entstehen. Das würde die Preise für diese Nahrungsmittel zuerst in den USA sinken lassen - mit Folgen, die man auch woanders spüren würde.
Wienke von Schenk von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft: "Das ist natürlich umso problematischer, da die ganze Welt sich an den US-Kursen in Chicago orientiert. Das heißt, möglicherweise müssen da ganz neue Prämienmodelle erfunden werden, um sich gegen diese Besonderheit des Marktes abzusetzen." Ansonsten müssten vor allem kleinere Bauern in der Folge einen Schwund ihrer ohnehin knapp bemessenen Margen fürchten.
Auch wenn die konkreten Folgen der Strafzölle sich für hiesige Verbraucher zunächst einmal in Grenzen halten dürften, sind die Folgen der Strafzölle zumindest an der Börse greifbarer geworden. Daimler hat vor Gewinnrückgängen wegen der Strafzölle gewarnt. Die Unsicherheit und die Folgen des Handelskonfliktes mit den USA werden Märkte und Verbraucher in nächster Zukunft wohl noch intensiver beschäftigen.