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Auswirkungen der Finanztransaktionssteuer für Kleinanleger

Erst vor wenigen Tagen haben die beiden größten Riester-Fonds-Anleger in Deutschland, Union Invest und DWS, die Alarmglocke geläutet. Jeder Riester-Sparer müsse im Laufe seines Lebens Tausende von Euro mehr hinlegen, wenn die Finanztransaktionssteuer Wirklichkeit werde. Was ist dran an dieser Aussage?

Von Sandra Pfister |
    Frankreich und Deutschland halten ihre Pläne zur einer Finanztransaktionssteuer derzeit noch bewusst vage. Die EU-Kommission peilt 0,1 Prozent Steuern bei Kauf und Verkauf von Aktien an, und 0,01 Prozent beim Handel mit Derivaten, also abgeleiteten Produkten, de facto häufig Terminwetten; das sind die tendenziell riskanteren Produkte. Ziel der Steuer ist es, Spekulationen zu unterbinden, die erst durch besonders schnelle und wiederholte Deals binnen Bruchteilen von Sekunden angeheizt werden.

    Ob das gelingen kann, ist umstritten, schließlich standen am Beginn der Finanzkrise faule Kredite und falsche Bewertungen, die Hochfrequenzspekulation ließ das Rad nur schneller drehen.

    "Die Banken warnen nun davor, dass die geplante Steuer auch Privatanleger treffen werde."

    Die Pläne der EU-Kommission zumindest geben das erst mal nicht her: Sie sehen ausdrücklich vor, Privatanleger von der Steuer auszunehmen.

    Nun entgegnen die Banken: Ja, aber indirekt trifft die Steuer, die auf Spekulanten zielt, die Kleinanleger aber doch: Denn fast jeder, der für’s Alter vorsorgt, hat indirekt in Aktienfonds, in Riesterversicherungen, in Lebensversicherungen investiert. Und da werden dann die Banken und Versicherungen ihre Kosten für ständige Transfers an die Kunden weiterreichen. Genau das aber bezweifelt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er glaubt, dass die Banken und Versicherungen in einem so starken Wettbewerb miteinander stehen, dass die einzelnen sich kaum wagen werden, die Steuern an ihre Kunden weiterzureichen.

    "Und das Argument der Finanzlobby, die Steuer zahle unter’m Strich immer der Endverbraucher, ist nichts als Unsinn. So was muss man im Wettbewerb erst mal durchsetzen können. Vielleicht ist die Aufregung deshalb so groß, weil man fürchtet, dass die Steuer die Margen der Anbieter drückt."

    Doch wenn die Banken die Steuer tatsächlich weiterreichen: Mit welcher Belastung müssen wir rechnen?

    Das summiert sich für alle, die viele Hochgeschwindigkeitsgeschäfte in Bruchteilen von Sekunden abwickeln, aber so agiert der durchschnittliche Privatanleger nicht. Der Wormser Wirtschaftsprofessor Max Otte findet deutliche Worte:

    "Ich halte das Argument, dass der Privatanleger von der Finanztransaktionssteuer hart betroffen ist, für Panikmache, für Propaganda der Finanzlobby. Ich habe das für den Finanzausschuss des Bundestages ausgerechnet: Über 20 Jahre würde der durchschnittliche Kleinanleger circa 60 Euro bezahlen, während er in derselben Zeit ca. drei- bis 4000 Euro an Bankgebühren für dieses Produkt bezahlt. Das ist also lächerlich, dieses Argument."

    In der Tat gibt es nicht wenige Fondsanbieter, die von Kunden Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent, manchmal sogar mehr, verlangen. Und im Vergleich ist eine Finanztransaktionssteuer da von geringer Bedeutung. Zumindest, so lange sie auf diesem Niveau bleibt.

    "Also da wird natürlich einiges an Nebelkerzen geworfen, da sollten sich Anleger nicht deshalb verunsichern lassen."