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Auszeichnung "Starke Schule"
Eine Anschlussperspektive bieten

Die Berliner Wolfgang-Borchert-Schule wurde heute in Berlin als eine von zehn Schulen mit der Auszeichnung "Starke Schule" prämiert. Denn sie bereitet auch ihre jungen Schüler schon früh mit vielen Praxiseinheiten auf den Berufseinstieg vor - und kümmert sich sogar noch nach dem Abschluss um sie.

Von Anja Nehls |
    Bundespräsident Joachim Gauck mit Preisträgern bei der "Starke-Schule"-Preisverleihung auf eine Bühne.
    Bundespräsident Joachim Gauck mit Preisträgern bei der "Starke-Schule"-Preisverleihung in Berlin. (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    Die Schüler der Klasse 10 PL üben Hörverständnis in Englisch. Um Fremdsprachen, Mathe oder Deutsch im Klassenzimmer geht es allerdings nur zweimal in der Woche, an den übrigen drei Tagen lernen und arbeiten die Schüler in Betrieben und Einrichtungen in der Umgebung. PL steht an der Wolfgang Borchert Sekundarschule in Berlin Spandau für Produktives Lernen. Die Schüler sollen optimal auf einen späteren Berufseinstieg vorbereitet werden. Der 15-jährige Dominik Müller war bereits mehrere Wochen in einem Hotel, im Krankenhaus, im Schulhort und schraubt jetzt in der Reparaturabteilung von BMW in Spandau an Autos und Motorrädern:
    "Letztendlich möchte ich jetzt doch Mechatroniker werden. Der Weg war so, also ich wollte anfänglich im sozialen Bereich was machen und habe dann herausgefunden, dass das nichts für mich war und so bin ich dann auf den technischen Bereich gestoßen und das hat mir dann sehr viel Spaß gemacht und das möchte ich auch später machen."
    Dominik wird seinen Weg gehen, da ist sich die Sylvia Agotz sicher. Sie ist Koordinatorin für das Produktive Lernen an der Schule und stolz auf Dominik. Denn das Projekt richtet sich an Schüler, bei denen bereits in der 7. und 8. Klasse abzusehen ist, dass der Schulabschluss auf dem Spiel steht. An der Wolfgang-Borchert-Schule bleibt aber niemand auf der Strecke, sagt Sylvia Agotz:
    "Aus den abschlussgefährdeten Schülern werden Schüler, die einen Abschluss bekommen und die eine Anschlussperspektive haben. Uns verlässt kein Schüler, von dem wir nicht wissen, wo er hingeht und wir fragen auch noch mal ein halbes Jahr später nach, wie ist es, wo bist du jetzt, hast du die Probezeit bestanden, wie zufrieden bist du mit deiner Situation. Also wir haken einfach auch noch mal nach, um Rückschlüsse für unsere Arbeit zu finden."
    50 Prozent sind nicht deutscher Herkunftssprache
    Mit diesem Konzept gehört die Schule zu den zehn Gewinnern im Bundeswettwettbewerb "Starke Schule" , an dem sich 65o Schulen aus ganz Deutschland beteiligt haben. Isabell van Ackeren, Professorin für Studium und Lehre an der Universität Duisburg-Essen, ist eine der Jurorinnen:
    "Berufsorientierung ist ein ganz zentrales Merkmal, weil es ja um Schulen geht, die zur Ausbildungsreife führen. Und da ist auch besonders wichtig, dass die Schulen schon sehr früh damit beginnen, also nicht erst im 9. oder 10. Jahrgang. Das Wichtige an diesem Wettbewerb ist, dass wir immer schauen, welche Kontext-Bedingungen gibt es. Also ist das eine Schule in einem herausfordernden Umfeld und es gelingt der Schule, mit diesen Rahmenbedingungen gut umzugehen."
    Die Wolfgang- Borchert-Schule ist aus der Fusion einer Haupt- und einer Realschule entstanden und hat zwei Schulstandorte. Von knapp 600 Schülern haben 70 Prozent einen Förderbedarf, knapp 50 Prozent sind nicht deutscher Herkunftssprache und ebenso viele lernmittelbefreit, stammen also aus ärmeren Familien. Keine einfachen Bedingungen, aber für das Kollegium eher ein Ansporn als ein Grund zum Jammern. Für ältere Schüler gibt es eine Kooperation mit Vattenfall, jüngere Schüler arbeiten ehrenamtlich in sozialen Einrichtungen in der Umgebung, leistungsstarke Schüler werden besonders gefördert, genauso wie die schwächeren. Die meisten bekommen eine Idee, was sie später einmal machen möchten:
    "Ich mag meine Schule, denn hier gibt es Angebote, die an anderen Schulen nicht sind. Das war in der 7. Klasse, da konnten wir bei Hertha Fußball spielen und das hat richtig Spaß gemacht. Das mit der Handwerkskammer hat auch Spaß gemacht, da konnte man so richtig mal in einen Beruf reingehen und schauen, was die auch machen und wir waren beim Maler und dann beim Bäcker und beim Fleischer und das war ganz verschieden und deshalb hat es Spaß gemacht, ja."
    Zusammen mit den anderen Schulen ist die Wolfgang-Borchert-Schule heute in Berlin im Deutschen Historischen Museum ausgezeichnet worden. Für die Gewinner gibt es Preisgelder und die Aufnahme in ein Netzwerk, in dem sich die Schulen austauschen und fortbilden lassen können.