Gerade im Hollywood-gläubigen Deutschland. Wenn das Kino von der Liebe erzählt, dann geht es immer ums große Ganze. Die Liebe des Kinos, die ist ein Paradies.
Aber warum eigentlich? Sind doch alles Mythen. Alles Kinoliebesideologien. Alles Lügen. Fromme, schöne Lügen, stimmt schon - aber eben nicht die Wahrheit, die wir doch alle kennen. Vielleicht gehen wir deswegen ja so gern ins Kino.
Wie aber wäre es, wenn das Kino mal vom Leben erzählen würde. Von dem Leben, das bekanntlich seit Adam und Eva nicht mehr im Paradies stattfindet, sondern auf der Erde. Dem Leben, das wir alle leben.
Am Anfang steht ein Blind Date:
"Du bist genau, wie ich dich mir vorgestellt habe."
"Machst du das öfter?"
Maren und Robert kennen sich flüchtig aus einem Chatroom im Internet. Dort haben sie sich fürs "real life" verabredet, und obwohl es sich äußerlich um sehr ungleiche Menschen handelt - sie ist eine Bildungsbürgerin, er Handwerker - wird eine Beziehung daraus. Sie ziehen schnell zusammen, und sie bringen jeweils ein Kind in die Beziehung mit. Eine Patchwork-Familie ist entstanden.
Das geht eine Weile gut, doch bald verlieben sich auch die Kinder ineinander - und diese Liebe der Kinder wird zum Spiegel für das Liebesverhältnis der Eltern. Ein Spiegel, der Erkenntnis bringt, der aber auch zum Zerrspiegel wird. Und zur massiven Belastung.
Mit "Die Liebe der Kinder" ist Regisseur Franz Müller ein hochspannender Liebesfilm gelungen. Müller, der bereits vor neun Jahren mit "Kein Science Fiction" ein fulminantes Debüt hinlegte, wirft nun in seinem zweiten Spielfilm einen strukturalistischen Blick auf die Liebe. Der Titel ist nur ironisch zu verstehen, denn es geht hier vor allem um die Liebe der Erwachsenen. Die allerdings manchmal auch ganz schön kindisch sein kann.
In Form eines fragmentarischen, antipsychologischen Erzählens bietet der Regisseur Bausteine einer Sprache der Liebe und zeigt ihre Facetten. Müller erzählt von der subtilen Dynamik, die jede Beziehung hat, von der Evolution der Gefühle, von ihrem Altern in einer Beziehung. Zu der natürlich auch Routine gehört, stinknormale alltägliche Meinungsverschiedenheiten. Und Langeweile. Und Unzufriedenheit.
"Es fehlt das zwischen uns."
"Irgendwas fehlt immer"
"Irgendwas fehlt immer", sagt Robert zwar. Aber es fällt schwer, von manchen Idealbildern Abschied zu nehmen.
Das alles passt natürlich gar nicht in die Ideologie der Liebe, die wir aus dem Kino kennen.
Das normale Leben ist manchmal viel schwieriger als das Paradies.
In dem leben die Kinder. Sie träumen noch die großen Träume dem einen, ewigen Glück: Zusammen wegfahren ins Nirgendwo. Allein leben, ohne die Eltern, ohne die ganze Welt, nur von Luft und Liebe ...
In Kontrast zur Liebe der Eltern zeigt Franz Müller auch die Liebe ihrer Kinder. Vor allem die unglaubliche Arroganz der Kinder gegenüber den Erwachsenen - die ja natürlich auch eine Arroganz des Unwissens ist.
So steht Unschuld gegen Wissen.
Eine Weile mag es scheinen, als biete uns Müller im Ergebnis ein Mittelstandsdrama ohne Drama, das überdies eine recht konservative, anti-utopische Botschaft verkündet, nach der Blut am Ende eben doch dicker ist, als Gefühle für Wahlverwandschaften, für Fremde, für die Liebe.
Aber dann bekommt dieser hervorragende Film, der im Übrigen mit dem völlig unbekannten Alex Brendemühl und mit Marie Lou Sellem zwei hervorragende Hauptdarsteller hat, auch in dieser Hinsicht die Kurve - und widerlegt gerade alle solche moralisierenden, biederen, altbackenen Lesarten.
Auch "Die Liebe der Kinder" erzählt am Ende von einem unwahrscheinlichen Glück. Der Film entfaltet die Utopie, die in der Normalität liegt, im ganz pragmatischen Hier und Jetzt. Die Utopie, die im Kompromiss liegt, im Arrangement.
Die Liebe der Kinder zeigt, dass es so etwas gibt: einen gelassenen Liebesfilm. Das ist wunderbar.
Mit alldem, das so ganz anders ist, als was wir sonst aus dem Kino gewohnt sind, bietet uns Franz Müller zugleich sogar die Vorstellung eines anderen Kinos - also eine ästhetische Utopie. Die Idee eines Kinos, dass nicht Emotionen behauptet und mit viel Musik, mit viel Kamerageschwurbel künstlich erzeugt, so wie Geschmacksverstärker den Joghurt am Ende nach Erdbeeren schmecken lassen, obwohl keine drin sind, sondern ein Kino, das echte Gefühle zeigt, das nicht eines der großen Leidenschaften ist, sondern der kleinen. Die Idee eines Kinos, das dem Leben zuschaut, wie es ist. Könnte doch aufregend sein.
Aber warum eigentlich? Sind doch alles Mythen. Alles Kinoliebesideologien. Alles Lügen. Fromme, schöne Lügen, stimmt schon - aber eben nicht die Wahrheit, die wir doch alle kennen. Vielleicht gehen wir deswegen ja so gern ins Kino.
Wie aber wäre es, wenn das Kino mal vom Leben erzählen würde. Von dem Leben, das bekanntlich seit Adam und Eva nicht mehr im Paradies stattfindet, sondern auf der Erde. Dem Leben, das wir alle leben.
Am Anfang steht ein Blind Date:
"Du bist genau, wie ich dich mir vorgestellt habe."
"Machst du das öfter?"
Maren und Robert kennen sich flüchtig aus einem Chatroom im Internet. Dort haben sie sich fürs "real life" verabredet, und obwohl es sich äußerlich um sehr ungleiche Menschen handelt - sie ist eine Bildungsbürgerin, er Handwerker - wird eine Beziehung daraus. Sie ziehen schnell zusammen, und sie bringen jeweils ein Kind in die Beziehung mit. Eine Patchwork-Familie ist entstanden.
Das geht eine Weile gut, doch bald verlieben sich auch die Kinder ineinander - und diese Liebe der Kinder wird zum Spiegel für das Liebesverhältnis der Eltern. Ein Spiegel, der Erkenntnis bringt, der aber auch zum Zerrspiegel wird. Und zur massiven Belastung.
Mit "Die Liebe der Kinder" ist Regisseur Franz Müller ein hochspannender Liebesfilm gelungen. Müller, der bereits vor neun Jahren mit "Kein Science Fiction" ein fulminantes Debüt hinlegte, wirft nun in seinem zweiten Spielfilm einen strukturalistischen Blick auf die Liebe. Der Titel ist nur ironisch zu verstehen, denn es geht hier vor allem um die Liebe der Erwachsenen. Die allerdings manchmal auch ganz schön kindisch sein kann.
In Form eines fragmentarischen, antipsychologischen Erzählens bietet der Regisseur Bausteine einer Sprache der Liebe und zeigt ihre Facetten. Müller erzählt von der subtilen Dynamik, die jede Beziehung hat, von der Evolution der Gefühle, von ihrem Altern in einer Beziehung. Zu der natürlich auch Routine gehört, stinknormale alltägliche Meinungsverschiedenheiten. Und Langeweile. Und Unzufriedenheit.
"Es fehlt das zwischen uns."
"Irgendwas fehlt immer"
"Irgendwas fehlt immer", sagt Robert zwar. Aber es fällt schwer, von manchen Idealbildern Abschied zu nehmen.
Das alles passt natürlich gar nicht in die Ideologie der Liebe, die wir aus dem Kino kennen.
Das normale Leben ist manchmal viel schwieriger als das Paradies.
In dem leben die Kinder. Sie träumen noch die großen Träume dem einen, ewigen Glück: Zusammen wegfahren ins Nirgendwo. Allein leben, ohne die Eltern, ohne die ganze Welt, nur von Luft und Liebe ...
In Kontrast zur Liebe der Eltern zeigt Franz Müller auch die Liebe ihrer Kinder. Vor allem die unglaubliche Arroganz der Kinder gegenüber den Erwachsenen - die ja natürlich auch eine Arroganz des Unwissens ist.
So steht Unschuld gegen Wissen.
Eine Weile mag es scheinen, als biete uns Müller im Ergebnis ein Mittelstandsdrama ohne Drama, das überdies eine recht konservative, anti-utopische Botschaft verkündet, nach der Blut am Ende eben doch dicker ist, als Gefühle für Wahlverwandschaften, für Fremde, für die Liebe.
Aber dann bekommt dieser hervorragende Film, der im Übrigen mit dem völlig unbekannten Alex Brendemühl und mit Marie Lou Sellem zwei hervorragende Hauptdarsteller hat, auch in dieser Hinsicht die Kurve - und widerlegt gerade alle solche moralisierenden, biederen, altbackenen Lesarten.
Auch "Die Liebe der Kinder" erzählt am Ende von einem unwahrscheinlichen Glück. Der Film entfaltet die Utopie, die in der Normalität liegt, im ganz pragmatischen Hier und Jetzt. Die Utopie, die im Kompromiss liegt, im Arrangement.
Die Liebe der Kinder zeigt, dass es so etwas gibt: einen gelassenen Liebesfilm. Das ist wunderbar.
Mit alldem, das so ganz anders ist, als was wir sonst aus dem Kino gewohnt sind, bietet uns Franz Müller zugleich sogar die Vorstellung eines anderen Kinos - also eine ästhetische Utopie. Die Idee eines Kinos, dass nicht Emotionen behauptet und mit viel Musik, mit viel Kamerageschwurbel künstlich erzeugt, so wie Geschmacksverstärker den Joghurt am Ende nach Erdbeeren schmecken lassen, obwohl keine drin sind, sondern ein Kino, das echte Gefühle zeigt, das nicht eines der großen Leidenschaften ist, sondern der kleinen. Die Idee eines Kinos, das dem Leben zuschaut, wie es ist. Könnte doch aufregend sein.