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Autobauer in der Krise
Bessere Chancen für Audi dank Mutter VW

Der immense Stellenabbau bei Audi hat für Schlagzeilen gesorgt und reiht sich ein in die Vielzahl der Krisenmeldungen der Autobranche. Dank des Mutterkonzerns VW ist Audi für Experten aber in der komfortablen Position, nun voll auf Elektromobilität setzen zu können.

Von Brigitte Scholtes |
AI:Con auf der Frankfurter Automobilmesse
Heck des Zukunftsmodells AI:Con von Audi (www.imago-images.de/Pacific Press Agency)
Der Stellenabbau beim Ingolstädter Autobauer Audi kommt nicht überraschend. Monatelang hatte das Unternehmen mit dem Betriebsrat verhandelt. Überraschend ist nur, dass nun doch mehr als die zunächst angekündigten vier- bis fünftausend Stellen gestrichen werden. 9.500 der noch 61.500 Mitarbeitern werden nun voraussichtlich bis 2025 gehen müssen. Hinzu kommen einige hundert außertarifliche Beschäftigte im Management.
November 22, 2019, Los Angeles, California, U.S: The new BMW M8 Competition is displayed during the first day of the LA Auto Show outside Los Angeles Convention Center, Nov. 22, 2019 in Los Angeles. The LA Auto Show opens to the public on Nov. 22 and runs through Dec. 1. Los Angeles U.S. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAc68 20191122zafc68131 Copyright: xRingoxChiux
Große Einschnitte auch bei BMW
Nicht nur bei Audi, sondern auch bei BMW kündigen sich große Einschnitte und Umbaupläne an. Zwar soll es keine Kündigungen geben, dafür aber einen massiven Stellenabbau. Betroffen sind vor allem Mitarbeiter der Verwaltung des Konzerns.
2.000 neue Stellen in Zukunftsfeldern
Dennoch war Peter Mosch, der Gesamtbetriebsratschef von Audi, recht zufrieden, nicht nur, weil gleichzeitig voraussichtlich 2.000 Stellen in Zukunftsfeldern neu geschaffen werden. Vor allem nämlich sind betriebsbedingte Kündigungen für die verbleibenden Mitarbeiter ausgeschlossen – bis Ende 2029:
"Das gibt enorme Sicherheit hier bei den Beschäftigten. Als zweites haben wir die Erfolgsbeteiligung bei Audi auf sehr hohem Niveau gehalten. Und wir werden beim Personalabbau nur in sozialverträgliche Regelungen gehen, so dass niemand und seinen heutigen Arbeitsplatz Angst haben muss."
Dennoch: es bleibe ein gravierender Einschnitt, meint Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte des Car-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Und es sei noch lange nicht das Ende eines noch weiteren Stellenabbaus in der Branche. Denn die kämpft auch mit einer schwachen Nachfrage – die Handelskonflikte haben die Nachfrage in China einbrechen lassen, zudem drohen weiter Autozölle der USA gegen europäische Autobauer. Das alles habe Folgen:
"Der Weltautomobilmarkt wird in diesem Jahr der schwächste seit mehr als 20 Jahren sein, schlimmer noch als bei der Lehman Brothers Krise. Das muss ausgebadet werden, da sind Überkapazitäten. Und direkt, nachdem man sich erholt aus dieser Krise, kommt der Umbruch in die Elektromobilität. Nach unserer Einschätzung fallen bis zum Jahr 2030 in Deutschland 125.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie weg."
Sechs Milliardcen Euro für Zukunftsprojekte
Audi verschafft sich mit dem Stellenabbau auch finanziellen Spielraum: Sechs Milliarden Euro werden so frei und sollen in Zukunftsprojekte wie Elektrifizierung und Digitalisierung fließen. So sind für den Standort Ingolstadt zwei Elektromodelle geplant, in Neckarsulm soll ein weiteres gebaut werden. Schlecht stünden die Chancen für Audi dank der Mutter VW mittelfristig nicht, meint Autoexperte Dudenhöffer:
"Audi hat durch den VW-Konzern das große Plus, dass man jetzt in richtige Elektroautos geht, also in diese Plattformen, die nur für Elektroautos gedacht sind und keine Kompromisse mehr hat. Bei den üblichen Modellen, die man heute hat außer bei Tesla, hat man immer die Modelle so gebaut, dass man Verbrennungsmotoren reinsetzen kann, dass man Elektromotoren reinsetzen kann, das sind immer Kompromisse, d.h., man wird dort schneller sein in der Elektromobilität. Man wird dort mehr Gas geben können."
Gas geben - im übertragenen Sinn. Vom Frühjahr an dürfte der designierte Vorstandschef Markus Duesmann noch Tempo machen. Er soll das krisengeschüttelte und lange erfolgsverwöhnte Unternehmen wieder in die Spur bringen.