E-Autos
Autobranche befürchtet Verschärfung des Handelskonflikts mit China - DIHK zeigt Verständnis für Zölle

Die Autohersteller und -händler in Deutschland befürchten eine Verschärfung des Handelskonflikts mit China. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie bezeichnete die ab diesem Freitag geltenden EU-Zölle auf Elektrofahrzeuge aus China als "protektionistische Maßnahme". Sie berge die Gefahr einer Eskalation.

04.07.2024
    Die BYD-Produktionsstätte in Hefei, Provinz Anhui, China, 2023.
    Eine BYD-Produktionsstätte in China (Archivbild) (imago / NurPhoto / CFOTO)
    Ähnlich äußerte sich der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, der die Händlerseite vertritt. Die von der EU verhängten Abgaben seien "das falsche Signal für den dringend benötigten Hochlauf der Elektromobilität", erklärte ZDK-Vizepräsident Peckruhn.
    Der Bundesverband der Deutschen Industrie und die Deutsche Industrie- und Handelskammer zeigten hingegen Verständnis. DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben mahnte jedoch an, eine "Balance zwischen notwendigen Schutzinteressen und einer für die Exportwirtschaft wichtigen Offenheit" zu wahren.

    Zölle auf E-Autos aus China zwischen 17 und 38 Prozent

    Für den Import von Elektroautos aus China werden - je nach Hersteller - zwischen 17,4 und 37,6 Prozent aufgeschlagen. Die Zölle werden für zunächst vier Monate erhoben, sie sind allerdings noch nicht zur Zahlung fällig; vorerst müssen lediglich Sicherheitsleistungen hinterlegt werden. Macht die Volksrepublik bis dahin keine Zugeständnisse, sollen die Abgaben dauerhaft gelten.
    Die EU wirft der Führung in Peking vor, chinesischen Herstellern mit staatlichen Subventionen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Nach Angaben der Europäischen Kommission sind chinesische Elektroautos deshalb um rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle.
    Die Kommission hatte die Zusatzzölle bereits Mitte Juni angekündigt, war in den vergangenen Wochen aber noch in Verhandlungen mit der chinesischen Regierung und betroffenen Unternehmen. Nun lief die Frist für einen Kompromiss ab.

    Hersteller SAIC zahlt höchste Zölle - Abgaben auch für BMW und Tesla

    Die Höhe der Zölle richtet sich unter anderem danach, wie sehr die Unternehmen in China bei der Untersuchung der EU kooperiert hatten. Der höchste Zusatzzoll wird auf E-Autos des Herstellers SAIC verhängt. Betroffen sind aber auch deutsche Hersteller, die in China produzieren. Unternehmen wie BMW oder Tesla müssen mit einem Aufschlag von 20,8 Prozent rechnen, wenn sie aus China in die EU exportieren.
    Das Kieler Institut für Weltwirtschaft geht davon aus, dass die Einfuhr chinesischer Autos durch die neuen Zölle um 42 Prozent zurückgeht. Die sinkenden Importe aus China werden den Forschenden zufolge durch mehr Verkäufe europäischer Produzenten in der EU und durch Einfuhren aus anderen Drittländern ausgeglichen. In China dürften die Preise für E-Autos sinken, in Europa indes leicht um 0,3 bis 0,9 Prozent steigen. Kurzfristig könnten die Effekte größer sein.
    Peking hat bislang mit einer Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) gedroht, jedoch keine konkreten Gegenmaßnahmen angekündigt. Im Raum stehen eigene Strafzölle etwa auf Agrarprodukte wie Schweinefleisch oder auf Weine. Auch europäische Luxusgüter gehören nach Einschätzung von Experten zu den möglichen Zielen.
    Diese Nachricht wurde am 04.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.