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Autoclub Europa: Freie Tankstellen sind einige Cent günstiger

Rainer Hillgärtner sagt, dass Autofahrer, "wenn sie denn mit wachem Auge umherfahren", Spritkosten sparen könnten. Sie sollten freie Tankstellen anfahren, denn Markentankstellen seien häufig die Preistreiber, ergänzt der Vertreter vom Autoclub Europa.

Rainer Hillgärtner im Gespräch mit Georg Ehring |
    Georg Ehring: Der Benzinpreis ist so hoch wie nie, deutlich mehr als 1,60 Euro müssen Autofahrer pro Liter Super-Benzin auf den Tisch legen, und beim Diesel sieht es nicht viel besser aus. Die Autofahrer werden abgezockt, sagen die einen, eine logische Folge der Verknappung zu Ende gehender Rohölreserven, das sagen die anderen. Über die steigenden Benzinpreise möchte ich jetzt mit Rainer Hillgärtner vom Autoclub Europa sprechen. Guten Tag, Herr Hillgärtner!

    Rainer Hillgärtner: Hallo, ich grüße Sie!

    Ehring: Herr Hillgärtner, wo sehen Sie denn die Ursachen für die immer weiter steigenden Benzinpreise?

    Hillgärtner: Da gibt es weltwirtschaftliche Verwerfungen, das heißt, wir haben es unter anderem zu tun mit einer krisenhaften Entwicklung im Bereich Arabien, Iran. Die Straße von Hormus beispielsweise, ein Pass, durch den die Tanker fahren müssen, ist vom Durchsatz her gefährdet oder umstritten, da gibt es Warnungen. Alles das schlägt sich dann auch nieder in entsprechenden Spekulationen, und diese Spekulationen treiben auch die Preise nach oben.

    Ehring: Wird das so weitergehen Ihrer Erwartung nach und bis wohin?

    Hillgärtner: Das ist schwer vorherzusagen. Gerade mit Blick auf die Krisen in Nahost kann man keine Wetten darauf abschließen, dass sich das beruhigt oder sich verschärft. Wir hoffen natürlich im Interesse der Verbraucher auf eine Beruhigung der Situation, aber man kann es präzise nicht vorhersagen. Was man sagen kann, ist, dass im weiteren Verlauf unabhängig jetzt von weltwirtschaftlichen Gegebenheiten die Preise für Rohölprodukte steigen werden, weil die Erdölförderung ein immer schwieriger werdendes Unterfangen ist.

    Ehring: Kurzfristig kann man als Autofahrer dem kaum ausweichen. Gibt es Möglichkeiten zu reagieren für Autofahrer?

    Hillgärtner: Ja, da sind sicherlich noch nicht alle Register gezogen. Man darf jetzt auch nicht Illusionen verbreiten, aber die Autofahrer haben jetzt - wenn sie denn mit wachem Auge umherfahren - Möglichkeiten, Sprit zu sparen, dann nämlich, wenn sie nicht tanken an den teuren Markentankstellen - das sind ja häufig auch die Preistreiber -, sondern sich hinwenden beispielsweise zu den freien Tankstellen, die durchweg zwei, drei bis vier Cent günstiger den Sprit anbieten als bei den großen Markentankstellen.

    Ehring: Vor einem Jahr wurde E10 eingeführt. Sollte der Preisanstieg für Autofahrer auch Anlass sein, doch über einen Umstieg nachzudenken? Viele sind ja nicht umgestiegen, obwohl ihr Auto E10 verträgt.

    Hillgärtner: Richtig, da gibt es bei Licht betrachtet eine Preistrift von zehn Cent pro Liter, das ist schon eine Hausnummer bei einer Tankfüllung von 50 Litern mal unterstellt. Also da kann man ordentlich Geld sparen, aber es gibt grundsätzliche Vorbehalte bei vielen Autofahrern, die verschmähen diesen Sprit nicht wegen der befürchteten Unverträglichkeit im Auto, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen.

    Ehring: Mehr als drei Liter bräuchte ein Auto heutzutage eigentlich nicht mehr verbrauchen. Jedenfalls gibt es schon solche Modelle, und sie werden relativ wenig gekauft. Ist der Benzinpreis vielleicht auch ein willkommenes Signal zum umsteuern?

    Hillgärtner: Das wäre aus unserer Sicht sicherlich wünschenswert. Häufig fahren Autos umher, die von ihrer Technik her gesehen durchaus spritsparender fahren könnten, aber das wird dann kompensiert durch ein Aufrüsten bei den PS-Zahlen, bei der Geschwindigkeit. Es wäre hier auch an der Zeit, dass die Autohersteller einen neuen Takt vorgeben und sagen, das moderne Auto der Zukunft ist eines, was besonders sparsam ist. Da muss sich aber die gesamte Philosophie bei Autokäufern und Herstellern ändern, und die Situation, die ist noch nicht auf Blick auf die Zulassungszahlen, die ja regelmäßig vom Kraftfahrtbundesamt ausgewiesen werden. Und da hatten wir nur eine Unterbrechung des bisherigen Trends, als die Abwrackprämie in Gang gesetzt wurde, da gab es einen Trend hin auch zu kleineren Autos. Wir sehen jetzt mit großem Interesse, dass auch die Premium-Hersteller neue Segmente schaffen im Kleinwagenbereich. Und möglicherweise stehen wir als Autofahrer künftig so unter Druck, unter ökonomischen Druck, dass wir überlegen müssen, wie organisieren wir Mobilität kostengünstig, und dann auch die Frage der Verkehrsmittelwahl, denn nicht alle Entfernungen müssen zurückgelegt werden mit dem Auto. Wir sind gut zu Fuß unterwegs, das ist gesund, aber ab und an, jetzt gerade im Frühjahr aufs Fahrrad umzusteigen, wäre ja eine Option und sicherlich auch eine, die sich im Geldbeutel zeigen würde, und zwar vorteilhaft.

    Ehring: Rainer Hillgärtner vom Autoclub Europa. Herzlichen Dank!

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