Schwarze Menschen werden auch am Arbeitsplatz mit Rassismen und Vorurteilen konfrontiert. Der Arbeitsalltag schwarzer Journalistinnen und Journalisten unterscheidet sich daher von dem ihrer weißen Kolleginnen und Kollegen. Das fange schon beim Arbeitsaufwand an, sagt Alice Hasters. Sie arbeitet unter anderem für die Tagesschau und den Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Die von schwarzen Journalistinnen und Journalisten vorgeschlagenen Themen würden oft als zu "nischig" abgetan, weil keine der weißen Personen in der Redaktion ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Um solche Themen müsse man dann kämpfen und dafür Zeit investieren, sagt Hasters.
"Mehr Arbeit als die weißen KollegInnen"
"Egal wie man es dreht, hat man auf jeden Fall mehr Arbeit als die weißen KollegInnen, weil man irgendwie versucht, in den Redaktionen Kämpfe zu kämpfen, dann aber auch das, was man da nicht unterbekommen hat, trotzdem zu platzieren. Damit die Redaktionen wiederum auf anderem Wege darauf aufmerksam werden usw."
Etwa über Soziale Netzwerke wie Twitter. Dort Gehör zu finden und eine Reichweite aufzubauen, ist ebenfalls zeitaufwendig. Gleichzeitig werden schwarze Journalistinnen und Journalisten häufig auf bestimmte Themen beschränkt und zu Rassismus- oder Afrika-ExpertInnen erklärt. Das bringe viele von ihnen in einen Zwiespalt, sagt Malcom Ohanwe. Er arbeitet für den Bayerischen Rundfunk und produziert den Podcast Kanackische Welle.
"Man will es machen, weil bevor es jemand kacke macht, macht man es lieber selber. Aber man möchte ja nicht immer nur diese Themen machen." Also mache man häufig beides. Besonders beim Berufseinstieg sei es einfacher mit Rassismus-Themen Aufträge zu bekommen.
Etwa über Soziale Netzwerke wie Twitter. Dort Gehör zu finden und eine Reichweite aufzubauen, ist ebenfalls zeitaufwendig. Gleichzeitig werden schwarze Journalistinnen und Journalisten häufig auf bestimmte Themen beschränkt und zu Rassismus- oder Afrika-ExpertInnen erklärt. Das bringe viele von ihnen in einen Zwiespalt, sagt Malcom Ohanwe. Er arbeitet für den Bayerischen Rundfunk und produziert den Podcast Kanackische Welle.
"Man will es machen, weil bevor es jemand kacke macht, macht man es lieber selber. Aber man möchte ja nicht immer nur diese Themen machen." Also mache man häufig beides. Besonders beim Berufseinstieg sei es einfacher mit Rassismus-Themen Aufträge zu bekommen.
Herkunft als Label?
"Bei mir war es am Anfang so, dass ich von alleine dann so gepolt war, dass ich diese Themen vorgeschlagen habe. Weil ich das Gefühl hatte, damit wirst du am ehesten durchkommen," sagt Aimen Abdulaziz-Said. Er ist unter anderem Reporter bei dem Reportageformat Strg_F im öffentlich-rechtlichen Jugendangebot Funk. Er erzählt von einer positiven Erfahrung:
"Dann habe ich ein Thema vorgeschlagen, da ging's um Rassismus im Osten, ein Selbstversuch. Und dann hat mir explizit der Redakteur – weißer, deutscher Mann – gesagt: ‚Das kannst du gerne irgendwann machen‘ – das wäre mein erster Film für die gewesen – ‚Aber mach doch erstmal was, das absolut nichts mit deiner Hautfarbe zu tun hat, weil ich will nicht, dass du gebranded wirst und ich weiß, dass du jedes Thema genauso gut bearbeiten kannst, wie alle anderen hier auch, deswegen mach doch erstmal was anderes.‘"
Wenn die Perspektive einer schwarzen Person für ein Format gefragt ist, werde die oft einzige schwarze Person in der Redaktion vor und hinter der Kamera gebraucht, sagt Alice Hasters, die für die Tagesschau und den RBB arbeitet: "Da merkt man auch, es sind zu wenig, man kann es nicht allein bewerkstelligen."
"Dann habe ich ein Thema vorgeschlagen, da ging's um Rassismus im Osten, ein Selbstversuch. Und dann hat mir explizit der Redakteur – weißer, deutscher Mann – gesagt: ‚Das kannst du gerne irgendwann machen‘ – das wäre mein erster Film für die gewesen – ‚Aber mach doch erstmal was, das absolut nichts mit deiner Hautfarbe zu tun hat, weil ich will nicht, dass du gebranded wirst und ich weiß, dass du jedes Thema genauso gut bearbeiten kannst, wie alle anderen hier auch, deswegen mach doch erstmal was anderes.‘"
Wenn die Perspektive einer schwarzen Person für ein Format gefragt ist, werde die oft einzige schwarze Person in der Redaktion vor und hinter der Kamera gebraucht, sagt Alice Hasters, die für die Tagesschau und den RBB arbeitet: "Da merkt man auch, es sind zu wenig, man kann es nicht allein bewerkstelligen."
Schwarze in Führungsetagen?
Mit einer schwarzen Person in der Redaktion ist Diversität längst nicht erreicht. Das zeigt auch ein Blick in die Führungsetagen deutscher Massenmedien. Laut einer Studie der Neuen Deutschen MedienmacherInnen haben nur acht der 126 befragten Chefredakteurinnen und Chefredakteure einen Migrationshintergrund, genauer gesagt einen europäischen Migrationshintergrund. Keine der Führungspersonen ist schwarz.
"Ich erkläre mir das immer so ein bisschen als ob es eine zweistufige Repräsentation ist. Das eine, eben immer als Talent, als Gesicht." Anna Dushime ist Redaktionsleiterin bei der Produktionsfirma Steinberger Silberstein, die verschiedene Formate für funk, ARD und ZDF produziert. "Das andere sozusagen hinter den Kulissen, redaktionelle Mitbestimmung, Redaktionsleitung zu machen und die Inhalte zu bestimmen – das ist oft ein dorniger Weg für schwarze Journalisten oder für Journalisten of Color."
"Ich erkläre mir das immer so ein bisschen als ob es eine zweistufige Repräsentation ist. Das eine, eben immer als Talent, als Gesicht." Anna Dushime ist Redaktionsleiterin bei der Produktionsfirma Steinberger Silberstein, die verschiedene Formate für funk, ARD und ZDF produziert. "Das andere sozusagen hinter den Kulissen, redaktionelle Mitbestimmung, Redaktionsleitung zu machen und die Inhalte zu bestimmen – das ist oft ein dorniger Weg für schwarze Journalisten oder für Journalisten of Color."
Wenn schwarze Journalistinnen und Journalisten vor allem vor der Kamera eingesetzt werden, besteht laut Malcom Ohanwe die Gefahr, dass alte Machtstrukturen aufrechterhalten werden.
"Die Talents, sind die, die du am leichtesten immer entfernen kannst. Also wir haben ja alle eine Ausbildung gemacht oder haben uns etabliert auch als AutorInnen. Aber wenn du nur immer Gesicht oder Talent bist, irgendwann ist deine Saison zu Ende, aber die machen weiter, die treffen die Entscheidungen."
"Die Talents, sind die, die du am leichtesten immer entfernen kannst. Also wir haben ja alle eine Ausbildung gemacht oder haben uns etabliert auch als AutorInnen. Aber wenn du nur immer Gesicht oder Talent bist, irgendwann ist deine Saison zu Ende, aber die machen weiter, die treffen die Entscheidungen."
Strukturelle Veränderungen nötig
Ohanwe plädiert daher dafür, angehende JournalistInnen of Color nachhaltig zu fördern und auszubilden, damit sie redaktionell mitentscheiden können. Generell brauche es mehr strukturelle Veränderungen, sagt Alice Hasters.
"Viele Redaktionen, glaube ich, denken, mit der diversity ist es so, da, wo jetzt mehrheitlich weiße Menschen sind, setzen wir einfach unterschiedliche Menschen mit Diskriminierungserfahrung rein – zack! Diversity fertig. Aber so ist es ja nicht. Damit muss eine strukturelle Veränderung einhergehen. Es muss ein bestimmtes Wissen in den Redaktionen vorhanden sein, es müssen andere Strukturen geschaffen werden, die eben gewappnet sind. Zum Beispiel Community-Management."
Gewappnet beispielsweise gegen rassistische Hate Speech, sodass Redaktionen Anlaufstellen für schwarze Kolleginnen und Kollegen werden, die im Netz angegriffen werden und ihnen Rückendeckung geben können. "Und die Redaktionen werden in die Situation kommen, Haltung zeigen zu müssen und zeigen zu müssen, wo stehen wir in diesem gesellschaftlichen Diskurs."
"Viele Redaktionen, glaube ich, denken, mit der diversity ist es so, da, wo jetzt mehrheitlich weiße Menschen sind, setzen wir einfach unterschiedliche Menschen mit Diskriminierungserfahrung rein – zack! Diversity fertig. Aber so ist es ja nicht. Damit muss eine strukturelle Veränderung einhergehen. Es muss ein bestimmtes Wissen in den Redaktionen vorhanden sein, es müssen andere Strukturen geschaffen werden, die eben gewappnet sind. Zum Beispiel Community-Management."
Gewappnet beispielsweise gegen rassistische Hate Speech, sodass Redaktionen Anlaufstellen für schwarze Kolleginnen und Kollegen werden, die im Netz angegriffen werden und ihnen Rückendeckung geben können. "Und die Redaktionen werden in die Situation kommen, Haltung zeigen zu müssen und zeigen zu müssen, wo stehen wir in diesem gesellschaftlichen Diskurs."