Im April letzten Jahres stand Chris Meinig in einem kleinen Städtchen in Alaska am Beringmeer. Gemeinsam mit seinen Kollegen von der amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde ließ er ein orangefarbenes Segelboot zu Wasser.
"Wir waren bei Dutch Harbour am Ufer entlang, und die Fischer sind vorbeigekommen und haben gefragt: Was macht ihr denn mit der kleinen Drohne? Wir haben furchtbaren Wind und hohe Wellen hier, die kleine Drohne wird das gar nicht leisten im Beringmeer."
Doch es war nicht irgendein Segelboot, das die Ingenieure und Forscher dort in die See entließen. Es war die sogenannte Saildrone – eine segelnde Drohne.
"Dann haben wir ein kleines Boot genommen, um ihr zu folgen. Dann waren wir zwei oder drei Stunden, Wind war schön, die Drohne ging so ein bis 1,5 Knoten entlang. Nach ein paar Stunden haben wir gesagt: 'Das geht gut', haben sie losgelassen und haben gesagt: 'So in drei Monaten werden wir sie wiedersehen'."
Die Drohne machte sich alleine auf den Weg. Am nächsten Tag schickten Chris Meinig und seine Kollegen eine zweite los. Die Drohnen begannen eine über 4.000 Seemeilen lange, einsame Reise auf dem rauen Beringmeer. Angetrieben wurden sie nur vom Wind – sechs Meter hohe Kohlefaser-Flügel dienten ihnen als Segel. Sensoren sammelten Informationen über die See, je ein kleiner Computer mit Solarzelle diente als Autopilot. Er manövrierte die Drohne zu Wegpunkten, die die Forscher ihm per Satellitenverbindung vorgaben.
"Das war sehr spannend, denn jeden Tag konnten wir etwas anders machen. Wenn wir gesehen haben etwas Interessantes mit den Daten vom Satellit, dann konnten wir sagen: Warum gehen wir nicht in dieses Gebiet? Das ist nur zwei, drei Tage entfernt. Sowas kann man nicht machen mit Bojen oder mit Schiffen. Das kann man sich nicht leisten."
"Wir wissen so wenig über die Fischerei in der Beringsee"
Bisher nutzen Meeresforscher für ihre Messungen Bojen mit Sensoren, doch die können nur an einem einzigen Ort messen. Und Forschungsschiffe kosten gut 30.000 Dollar – pro Tag. Lange Messungen werden da unbezahlbar. Doch gerade die sind wichtig:
"Wir wissen so wenig über die Fischerei in der Beringsee. Da gibt es eine Art Kabeljau. Wir wissen so wenig von dem. Aber zum Fischen jedes Jahr müssen wir voraussagen, wie viel Kabeljau in vier Jahren wieder da sein wird. Das hat mit den Strömungen zu tun, das hat mit dem Klima zu tun, das hat mit der Säure des Meeres zu tun. Da brauchen wir Sensoren, die Monate dabei sind, damit wir das besser erforschen können "
Ob die Drohnen das wirklich leisten können, das wollte Chris Meinig mit dem Einsatz im Beringmeer testen. Er sammelte Daten und verglich sie mit denen von Forschungsschiffen und Bojen. Die Ergebnisse seien gut, sagt er. Und in Zukunft könnten die segelnden Drohnen noch vielseitiger werden.
"Ich würde sagen, das ist der Anfang einer Revolution. Die Roboter werden selbständig werden, dass jeder miteinander die Kommunikation hat. Da können sie zusammen etwas Forschung unternehmen. Zum Beispiel, wenn wir jetzt Fische suchen oder die Strömung untersuchen wollen, dann können die Drohnen zusammen sprechen, was sie sehen, und die Wegpunkte alleine machen, um zu die Gegend zu vermessen."
Das ist die Vision. Und schon heute schwimmen die Forschungs-Segler auch im Atlantik, wo sie Hurrikans untersuchen, und im Golf von Mexiko. Bald werden sie ins Beringmeer zurückkehren, diesmal mit Echolot an Bord. An diesen Maschinen lässt sich eine Entwicklung erkennen, die in Zukunft auch bei der Bewachung von Küsten und der Frachtschifffahrt ankommen könnte: Computer übernehmen die Rolle von Kapitänen und manövrieren Geisterschiffe ohne Besatzung über die Weltmeere.