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Autor Akhanli
"Festnahme in Spanien ist peinlich für Europa"

Die türkische Regierung missbrauche willkürlich internationales Recht, sagte der Schriftsteller Dogan Akhanli im Deutschlandfunk zu einer Festnahme in Spanien. Er äußerte sich aber zuversichtlich, dass er nicht an die Türkei ausgeliefert werde.

    Der in der Türkei geborene deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli am 21.08.2017 in Madrid.
    Der in der Türkei geborene deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli in Madrid. (Paul White/AP/dpa)
    Der Schriftsteller erklärte, er hoffe, dass seine Festnahme in Spanien die Aufmerksamkeit auf das Vorgehen der Türkei gegen Oppositionelle im Ausland lenke. In einer türkischen Zeitung habe er die Begründung des türkischen Innenministeriums für seine Festnahme gelesen. Was dort über ihn geschrieben worden sei, sei faktisch falsch, sagte Akhanli im Deutschlandfunk.
    Es sei "peinlich für Europa", dass seine Sicherheit offensichtlich nur in Deutschland gewährleistet sei. Akhanli, der nach eigenen Angaben bisher frei in Europa gereist ist, wähnte sich als Deutscher im europäischen Ausland in Sicherheit. Er äußerte sich nun enttäuscht, dass er nicht von den deutschen Behörden gewarnt wurde, aber auch selbstkritisch: "Das war vielleicht auch meine Naivität. Rückblickend würde man auch sagen, dass dies auch mein Fehler war, dass ich gar nichts unternommen habe."
    Festnahme in Spanien
    Der seit 1991 in Deutschland lebende Akhanli war vergangene Woche an seinem Urlaubsort in Granada festgenommen worden. Grundlage waren ein türkischer Haftbefehl und ein über Interpol verschickter Dringlichkeitsvermerk. Der Schriftsteller kam wieder frei, darf Spanien aber vorerst nicht verlassen.
    Die türkische Justiz wirft Akhanli vor, in einen bewaffneten Raubüberfall verwickelt gewesen zu sein. Der 60-Jährige, der ein Kritiker der türkischen Regierung ist, glaubt dagegen, dass er mundtot gemacht werden soll.
    Weitere in der Türkei inhaftierte Deutsche
    Die Festnahme Akhanlis ist kein Einzelfall. Die Zahl der in der Türkei inhaftierten Deutschen ist einem Bericht der Zeitung "Heilbronner Stimme" zufolge gestiegen. Demnach sind derzeit 54 Deutsche in der Türkei in Haft, zehn wegen politischer Vorwürfe. Unter ihnen sind der Menschenrechtsaktivist Steudtner und der Journalist Yücel. Die Zeitung beruft sich auf Informationen aus dem Auswärtigen Amt. Ende Mai hatte die Bundesregierung die Zahl der inhaftierten Deutschen in der Türkei mit 44 angegeben.
    Gabriel rät von Türkeireisen ab
    Bundesaußenminister Gabriel spricht von "großem Unrecht" in der Türkei und rät von Reisen dorthin ab. Für die türkische Regierung sei jeder ein Terrorist, der nicht mit Präsident Erdogan einverstanden sei. Deswegen müsse man es sich genau überlegen, dorthin zu reisen.
    Der Deutsche Journalisten-Verband empfiehlt Erdogan-kritischen Journalisten, vor einer Auslandsreise eine Selbstauskunft beim Bundeskriminalamt einzuholen.
    (ali/kis)