Archiv


Autos fahren noch lange mit Mineralöl

Elektromobilität gilt als umweltverträglich, auch gasgetriebene Fahrzeuge kommen langsam aus ihrem Nischendasein heraus. Wie sich der Ölkonzern Shell die Zukunft des Autos vorstellt, das hat das Unternehmen heute Vormittag in Berlin erläutert. Dieter Nürnberger in Berlin - wie lange fährt das Auto der Zukunft nach Ansicht von Shell denn noch mit Mineralöl?

Von Dieter Nürnberger |
    Klare Antwort: noch sehr lange. Die heute vorgestellten PKW-Szenarien haben das Jahr 2030 als Basisjahr festgelegt. Es ist somit eine Prognose, die sich auf die nächsten 21 Jahre konzentriert. Die Datenbasis stammt von renommierten Forschungsinstituten – das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut sei hier genannt, ebenso Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Man will also langfristige Entwicklungen im Automobilbereich aufzeigen. Und bezogen auf ihre Frage gehen die Szenarien schon davon aus, dass 2030 die Motorisierung in Deutschland immer noch zu über 80 Prozent auf konventionellen Kraftstoffen und auch primär konventionellen Antrieben beruhen werden. Jörg Adolf ist Chefvolkswirt der Shell Deutschland Oil.

    "Selbst bei Neuzulassungen erwarten wir, dass sich mindestens noch 85 Prozent aller PKW primär auf den Verbrennungsmotor stützen werden. Das heißt, einschließlich Hybrid-Technik, Otto-Motor, Diesel-Antrieb und Hybrid. Allerdings gibt es schon bei den konventionellen Kraftstoffen und Antrieben deutliche Veränderungen: Wir sehen in den kommenden Jahren, dass die "Verdieselung" der Fahrzeugflotte, also der Diesel-Anteil im Fahrzeugbestand, weiter zunehmen wird. Insbesondere bis zum Jahr 2020. Wir können uns vorstellen, dass bis zu 20 Millionen Diesel-PKW auf unseren Straßen fahren werden."

    Heutzutage sind es übrigens rund 11 Millionen Diesel-PKW auf Deutschlands Straßen. Konventionelle Antriebe, dazu zählt Shell auch hybrid betriebene Fahrzeuge, werden also auch künftig eindeutig dominieren. Elektroautos als Alternative wird es zwar dann auch vermehrt geben, aber die Shell-Studie sieht maximal 15 Prozent Anteil bei den Neuzulassungen 2030. Positiv für die Umwelt sicherlich der Aspekt der Verbrauchswerte der Autos und auch der der CO2-Emissionen. Jörg Adolf.

    "Der Kraftstoffverbrauch im PKW-Segment wird in den kommenden Jahren gegenüber 2005 um ein Fünftel bis ein Drittel zurückgehen. Die CO2-Emissionen werden, weil einige Energieträger auch nachhaltiger sein werden, noch etwas stärker zurückgehen. Wir glauben, dass die CO2-Emissionen aller PKW 2005 bis 2020 um mindestens 14 Prozent zurückgehen könnten, selbst in einem konservativen Szenario."

    Warum diese Entwicklung so oder so ähnlich eintreten wird, auch darum hat man sich in der Studie gekümmert. Es hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass die Deutschen schon immer eine Autonation waren, und glaubt man der Studie, auch weiterhin sein werden. Peter Blauwhoff, ist der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Shell.

    "Im Durchschnitt besitzt bereits jeder der rund 40 Millionen Haushalte in Deutschland mehr als ein Auto. Die PKW-Dichte und somit auch die PKW-Flotte wuchsen auch in den vergangenen Jahren – jeweils um mehrere Hunderttausend Fahrzeuge pro Jahr. Seit 1990 ist der PKW-Bestand um etwa die Hälfte, und in den vergangenen 10 Jahren immer noch um etwa 15 Prozent auf zuletzt 47 Millionen PKW gewachsen. "

    Die Gründe dafür liegen zum aber auch im demografischen Wandel. Allerdings eher unter dem Aspekt, dass die Alten immer rüstiger und somit auch immer mobiler sein werden. Es hängt mit der zunehmenden Anzahl von Frauen zusammen, auch die wollen, laut Studie, immer mehr Auto fahren. Weltweit und auch in Deutschland. Noch einmal Jörg Adolf.

    "Global gesehen werden wir von 340 PKW pro 1.000 Frauen auf 430 steigen. Aber besonders stark wird der Anstieg bei den älteren Frauen sein, beispielsweise die 60 bis 65-jährigen Frauen. Hier wird es zunehmend von 274 PKW im Jahr 2000 auf 666 im Jahr 2030 nach oben gehen."

    Fazit der Shell-Studie: Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise werde der PKW-Bestand in Deutschland mittelfristig zunehmen. Hauptgründe für den Anstieg ist die zunehmende Motorisierung der Frauen im Allgemeinen und der ebenfalls zunehmende Motorisierungsgrad im Alter. Trotz Zunahme alternativer Antriebsformen wie Hybrid-, Elektro- und Wasserstofftechnologie werde der Verbrennungsmotor auch in Zukunft die Hauptantriebsart bleiben. Der Kraftstoffverbrauch wird, laut Studie, aber generell weiter sinken.