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Bachelor und Master statt Staatsexamen und Diplom

Herzlich willkommen in Graz....und herzlich willkommen an die Vertreterinnen aller anderen Sprachgemeinschaften.

Patrick Honecker |
    Wenn alles so läuft wie geplant, dann wird ab 2010 an den europäischen und deutschen Hochschulen nichts mehr so sein wie bisher. Liebgewonnene deutsche Studienabschlüsse, wie Diplom oder Staatsexamen, werden verschwinden, stattdessen sollen Bachelor und Master die deutschen Hochschulen international kompatibel machen. Bei dem letzten Konvent der EUA, der Europäischen Universitätsvereinigung, trafen im österreichischen Graz fast 500 Hochschulrektoren aufeinander. Ihr Ziel: Den sogenannten Bologna-Prozess voranzutreiben.

    Im Mai 1998 unterzeichnen die Bildungsminister von Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland an der Pariser Universität Sorbonne eine weitreichende Erklärung. Sie verpflichten sich einen Rahmen für ein gemeinsames Bildungssystem zu schaffen. Andere Länder schließen sich dieser Erklärung wenig später an.

    Bereits ein Jahr darauf, 1999, unterzeichnen 29 europäische Bildungsminister die erheblich ausführlichere Bologna-Erklärung, die sehr konkrete Ziele beinhaltet.

    Bis 2010 soll ein gemeinsamer Europäischer Hochschulraum verwirklicht sein. Nur so könne die weltweite Wettbewerbsfähigkeit Europas garantierte werden. Dazu werden alle Hochschulen ein zweistufiges System von Studienabschlüssen einführen, Bachelor und Master werden damit zur Norm. Damit erwobene Scheine in ganz Europa Gültigkeit haben, soll ein europäisches Leistungspunktesystem etabliert werden. Sein Name: ECTS, European Credit Transfer System, das Europäische Studienleistungs-Übertragungssystem’. Es soll möglich machen, dass akademische Mühen europaweit vergleichbar sind. Außerdem einigt man sich auf eine europäische Dimension der Qualitätssicherung und die Förderung der Hochschulausbildung.

    Vier weitere Länder schließen sich diesen Zielen im Jahr 2001 an. Diesmal wird ein Communique verabschiedet, dass zusätzlich die europäischen Bürger zu lebenslangen Lernen anleiten will und die Studierenden in den Europäisierungsprozess mit einbinden möchte.

    Der nächste wichtige politische Termin wird im Herbst dieses Jahres sein. Auf einer Konferenz in Berlin soll dann überprüft werden, in wie weit Politiker und Hochschulangehörige ihre Ziele bereits umgesetzt haben.

    Im Augenblick scheinen beide Seiten ein bisschen unter Druck zu sein. Der Präsident der Europäischen Universitäts- Vereinigung, der Franzose Eric Froment, beklagt eine mangelnde Informationspolitik.

    Professoren wissen nichts, zumindest die meisten von ihnen, Studenten wissen nichts darüber. Und wie kann man den Bologna-Prozess vorantreiben, wenn man diesen Leuten nicht erklärt, was man eigentlich vorhat?

    Die akademische Basis ahnungslos? Vier Jahre nach Bologna verwundert diese Aussage, sie wird aber zu Teilen durch eine aktuelle Studie bestätigt. Diese wurde von der Europäischen Universitäts- Vereinigung in Auftrag gegeben und von der Europäischen Kommission unterstützt. Die Ergebnisse wurden auf der Basis von Frageboden gewonnen, welche an 1800 Hochschulen verschickt wurden. Der Rücklauf von rund 800 beantworteten Exemplaren macht eine recht repräsentative Einschätzung der Situation möglich:

    Die meisten Hochschulleitungen unterstützen inzwischen den Bologna-Prozess, legen aber Wert darauf, dass dieser Bildungsbereich weiterhin in öffentlicher Verantwortung bleibt.

    Kritik wird an mangelnder staatlicher Unterstützung für den Transformationsprozess geäußert, zwei Drittel der Befragten wünschen sich deutlichere finanzielle Anreize. Studierende zählen zu den Befragten, die auf der einen Seite die größten Hoffnungen und auf der anderen Seite die schärfste Kritik dem Bologna-Prozess entgegen bringen. Sie befürworten zwar die grundsätzlichen Ideen - vom mobilen, internationalen Studium bis zum Kreditpunktesystem - fürchten aber auch eine Vernachlässigung der sozialen Dimension. Anders gesagt: Internationalität funktioniert ihrer Meinung nur dann, wenn Reisen und Auslandsaufenthalte auf gerechte Weise für alle zugänglich bleiben.

    Scharfe Kritik haben Studierendenvertretungen währenddessen an den Reformen bei unseren österreichischen Nachbarn geübt. Hier wurde in den vergangenen beiden Jahren die Hochschullandschaft komplett umgekrempelt. Für das Studium sind Gebühren zu bezahlen, Hochschulen wurden zu Anstalten des öffentlichen Rechts. Erklärtes Ziel dieser Reformen: Mehr Autonomie und stärkerer Wettbewerb, auch im internationalen Vergleich, wie die konservative österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer stolz hervorhebt:

    Wir haben ECTS flächendeckend eingeführt, in unserem neuen Universitätsgesetz 2002 verankert. Unsere Absolventen haben das Recht auf ein Diploma-Supplement. In Österreich hat die Lissabon-Konvention zur Anerkennung von Hochschul-Abschlüssen geführt und ist bereits ratifiziert worden und mehr ein Drittel aller Absolventen in Österreich haben einen Teil ihres Studiums im Ausland absolviert.

    Wobei man sehr klar unterscheiden muss, ob ein Studierender während seines Studiums zu Besuch im Ausland war oder, ob er wirklich im Ausland studiert hat. Das Hannoveraner Hochschul - Informationssystem, kurz HIS, veröffentlichte eine europäische Vergleichsstudie 'Euro Student 2000’. In ihr wurde das Sozialverhalten von Studierenden verglichen. Neben Deutschland wurden Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien und die Niederlande untersucht. Die Ergebnisse relativieren den Optimismus der österreichischen Bildungspolitikerin. Die Autoren machen deutlich:

    Viele Studierende Europas sind während ihres Studiums für einige Zeit im Ausland, zum Beispiel um Fremdsprachen zu lernen. Die größte Zahl hat Deutschland, jeder fünfte schweift hier für kurze Zeit in die Fremde. Iren und Franzosen sind am unbeweglichsten.

    Anders sieht es allerdings bei denjenigen aus, die ernsthaft einen Teil ihrer Seminar-Scheine an einer ausländischen Universität machen wollen. Hier sind die Prozentzahlen viel niedriger. Die Finnen sind noch am eifrigsten mit 9 Prozent, Franzosen und Italiener bilden mit 3 Prozent das Schlußlicht und die Deutschen liegen mit nur 7 Prozent immerhin im oberen Drittel.

    Die Bologna-Strategen wissen: Gerade die Studierenden sind ein entscheidender Bestandteil des Europäisierungsprozesses. Deswegen werden auch internationale Studiengänge immer stärker forciert. Bachelor und Master als Abschlüsse, Deutschland-, europa- und schließlich weltweit, das ist die Vision.

    Und von politischer Seite wird Druck gemacht. So warnt die europäische Bildungskommissarin Viviane Redding, eine ebenso resolute wie engagierte Luxemburgerin, diejenigen Länder, die ihres Erachtens bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses herumtrödeln.

    Länder, die das noch nicht gemacht haben, sollten sich beeilen, wenn sie denn ab 2010 am europäischen Hochschulraum teilhaben wollen. Staatliche Zustimmung reicht nicht, in einigen Ländern hat das sogar dazu geführt, dass alte und neue Studienstrukturen nebeneinander existieren. Dadurch wird noch ein größeres Durcheinander geschaffen anstatt weniger. Und deswegen dränge ich diese Länder, ihre Politik in dieser Hinsicht zu überprüfen. Bologna kann nicht a la carte durchgeführt werden.

    Diese Mahnung richtet sich eindeutig auch an Deutschland. Hier hat gibt es zwar bereits bereits über 1.700 Bachelor und Masterstudiengänge. Aber gleichzeitig sind immer noch Magisterstudiengänge, Diplom-Abschlüsse und Staatsexamen im Prüfungs-Kanon der Hochschulen enthalten. Und immer noch machen sich Wissenschaftler für den Erhalt der Vielfalt stark. So wie der renommierte Bonner Wissenschaftsrechtler Wolfgang Löwer, Verfasser zahlreicher Gutachten zu Hochschulfragen.

    Die Frage, die vorausliegt und bereits politisch beantwortet ist letztlich, soll es solche Einheitsabschlüsse geben, die Antwort auf diese Frage ist keineswegs so eindeutig, wie die Kommissarin tut. Denn das Problem wächst damit natürlich zu gewährleisten, dass da wo Master drauf steht auch Master drin ist!

    Löwer befürchtet vor allem Qualitätsverluste. Denn das deutsche Universitätssystem war immer durch eine gewisse Homogenität gekennzeichnet, die relativ verlässlich war. In anderen Systemen mit sehr viel stärker differenzierter Bildungslandschaft, ist diese Verlässlichkeit seiner Meinung nach nicht in gleicher Weise gegeben. Was ein deutscher Diplom-Ingenieur kann und weiß, das war weltweit anerkannt. Und so ist die Sorge verständlich, dass solche Vereinheitlichungen auch eine Regulierung im Niveau nach unten bedeuten könnten.

    Für Christian Tauch hingegen sind solche und ähnliche Meinungen eine Fehleinschätzung. Tauch ist Co-Autor der aktuellsten Studie, welche sich mit den Entwicklungen im Bologna-Prozess beschäftigt.

    Das Problem ist, dass Deutschland mittlerweile zu den ganz wenigen Ländern im Bologna-Prozess gehört, die kein festes Datum für den Übergang zu dem neuen System gesetzt haben. Bei uns ist es rein freiwillig und die engagierten Leute und die engagierten Hochschulen machen was. Und die anderen stellen sich tot, und hoffen, dass Bologna an ihnen vorüber geht und das in ein paar Jahren niemand mehr davon spricht. Ich bin sicher, dass sie völlig auf dem Holzweg sind mit dieser Annahme. Und ich bin mir auch sicher, dass es in Deutschland dazu kommen wird, dass wir auf Bund und Länderebene eine verbindliche Frist für den Übergang zu den neuen Graden als Regelfall, Ausnahmen gibt es immer. Medizin, Jura, darüber muss man reden, das ist in anderen Ländern auch so, aber es wird auch in Deutschland einen Termin für die verbindliche Umstellung geben und dann sind die, die jetzt schon was gemacht haben, rein wettbewerbsmäßig besser als die, die immer noch hoffen, Bologna sei eine Mode, von der in ein zwei Jahren niemand mehr spricht.

    Deutschland also wieder einmal Schlusslicht im Bildungsbereich? Gerade die ost-europäischen Staaten machen vor, mit wie viel Begeisterung man sich an die Umgestaltung einer Hochschullandschaft machen kann.

    In diesen Ländern zeigen sich deutlich die Vorteile der Internationalisierung. Zum Beispiel in der Slowakei, hier ist der Bologna-Prozess bereits viel weiter umgesetzt worden als in Deutschland. Für Milotta Vittrakova, Dekanin der größten wirtschaftlichen Fakultät des Landes in Banska-Bystriza eine Selbstverständlichkeit. Nach der Wende gab es viele Veränderungen in diesem Land, die Hochschulen waren von diesem Prozess nicht ausgenommen.

    Es ging darum, dass wir uns auch in den gemeinsamen europäischen Raum eingliedern wollen. Und in der Slowakei musste man zu folgenden Schritten übergehen. Eine neues Hochschulgesetz verabschieden, zweitens war die Aufgabe ein neues Bewertungssystem einzuführen. Das ist dieses ECTS System, European Credit Transfer System und der dritte Schritt war eine Regelung der Studienfächer.

    Den Slowaken war klar: Um die Reform ihres Hochschulwesens voranzutreiben, mussten alle bislang existierenden Studienfächer in Einklang mit den Fächern in übrigen Europa gebracht werden. Dazu mussten sowohl Inhalte, als auch die Bewertung und Abschlüsse vereinheitlicht werden. Im Gegensatz dazu zeigen sich die Schwächen des föderalen deutschen Systems. Bildung und damit auch die Hochschulen sind Ländersache, und die Absprache zwischen CDU- und SPD-regierten Ländern sowie dem Bund ist schwer. Hermann Müller-Solger, Leiter der Unterabteilung Hochschule im Bundesministerium für Bildung und Forschung.

    Der große, gegenwärtige Bestand ist weitgehend unberührt, hier ist nötig, dass die Appelle, die von den Hochschulen kommen, die auch von der Wirtschaftsseite stärker kommen sollen, wir brauchen Bachelor und wir brauchen Master, das die fruchten und das man dann eine Situation schafft, wo man selbstverständlich im Hochschulrahmengesetz einen Schritt weitergeht als heute. Heute ist es als kann, man kann das eine wie das andere und dann wird man sich zusammenraufen müssen.

    Womit Müller-Solger einen neuralgischen Punkt anspricht. So sind derzeit zwei Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Hochschulrahmengesetz anhängig. Zwar geht es nicht um die Europäisierung, sondern um das Verbot von Studiengebühren und die Abschaffung der Habilitation. Doch zeigt die Streitlust der Länder, wie ungern man sich in seine Belange hinein regieren lässt, und das viel Wert auf die eigene Hoheit in Hochschulfragen gelegt wird. Auch daran scheiterte unlängst erst eine weitreichende Reform der Juristenausbildung.

    Also mit den Juristen gibt es natürlich immer Probleme, ist auch eine ganz starke Gruppe. Die Ratifizierung des Lissabon-Abkommens hat eine Weile gehangen wegen Einwänden von der juristischen Ausbildung her. Aber, um das zu sagen, eine abschließende Studie, Diskussion darüber ist nicht erfolgt. Eine Meinungsbildung kristallisiert sich heraus, die sagt: Es gibt also eine Verwendung von juristischen Kenntnissen auf Bachelor-Niveau, die in der Wirtschaft und in der breiteren Gesellschaft durchaus ankommen.

    Für den Richterberuf und andere herausgehobene juristische Positionen könnten der Master und der Doktor Zugangsvoraussetzung sein könnten. Deswegen werden sich wohl auch die Juristen mittelfristig nicht dagegen wehren können, in das internationale Schema gepresst zu werden. Master of Law heißt es dann eben, statt Volljurist. Andere Länder machen ja bereits vor, wie das geht.

    Erweist sich das deutsche Verhalten als ein Hemmschuh für den Bologna-Prozeß? Wahrscheinlich nicht, glaubt man im Bundesbildungsministerium, im europäischen Rahmen seien wir eben nur EIN Land unter vielen. Bestätigung für diese These findet sich beim Rektor der Freien Universität Berlin, Peter Gaethgens. Der 65jährige Medizinprofessor ist eine der mächtigsten Stimmen in der deutschen Hochschulpolitik, in der kommenden Woche löst er Klaus Landfried als Präsident der Hochschulrektoren-Konferenz ab. Deutlich wird er schon vorher:

    Wir haben dieses politische System, das wir ja im Grundsatz gar nicht über den Haufen werfen wollen. Aber wir haben den starken Druck schon im Zusammenhang mit Europa und natürlich im globalen Zusammenhang eine nationale Strategie auch zu entwickeln über den Partikularismus der Länder an dieser Stelle auch hinweg zu kommen. Die Tatsache, dass die Kultusministerkonferenz einstimmig entscheiden muss, ist da nicht gerade hilfreich, will ich mal so sagen. Was natürlich uns dazu zwingt mit allen Ländern und der Bundesregierung zu sprechen. Darüber muss man sich auch noch einmal Gedanken machen, ob das die idealen Strukturen sind und welche Mechanismen man da nutzen kann.

    Denn Strukturveränderungen seien auch in Bezug auf den großen Mitwettbewerber, die USA, nötig:

    Die Tatsache, dass wir Braindrain haben, mit anderen Worten, dass junge Leute bei uns ausgebildet dann in den amerikanischen Arbeitsmarkt, besonders im Wissenschaftsbereich rübergehen, ist doch ein Beleg dafür, dass unser Ausbildungssystem gar nicht so schlecht ist. Diese Leute haben dort Chancen, die werden dort mit Kusshand genommen. Also die besten, die wir produzieren sind durchaus Wettbewerbsfähig und insofern sollten wir nicht nur durch die Gegend laufen und Asche auf unser Haupt streuen und wir sollten auch erst recht nicht glauben, dass alles was in den USA stattfindet nun das Ideal ist, das wir kopieren wollen.

    Gaethegens ist davon überzeugt: Viele gutausgebildete junge Menschen gehen nicht nur wegen der Hochschulausbildung in die USA. Die Berufsmöglichkeiten, die Chance dort etwas aufzubauen, überzeugt viele der sogenannten High-Potentials. Anders gesagt: In den USA kann man nicht nur gut studieren, sondern anschließend lässt sich auch das erworbene Wissen leichter vermarkten. In Deutschland haben viele hochqualifizierte Ausländer aber Probleme. Dazu gehört immer noch andauernde politische Streit über ein Zuwanderungsgesetz. Auf der Internetseite des deutschen Bundesinnenministerium steht es: Derzeit können Arbeitsplätze für Hochqualifizierte vielfach auf dem inländischen Arbeitsmarkt nicht besetzt werden. Und das schadet der deutschen Wirtschaft und hemmt die Arbeitsmarktentwicklung.

    Bildung als Motor für die Wirtschaft, als ökonomische Triebfeder: Auch die europäischen Wissenschaftspolitiker wissen, dass nicht nur in der Entwicklung von Schlüsseltechnologien Potential liegt, sondern dass auch Bildung ein vermarktbarer Exportartikel ist. Wobei hier einige brisante Fragen zu klären wären: Viele Länder bieten ihre Hochschul-Ausbildung nur gegen bare Münze an. Deutschland hat aber ein Verbot für Erststudien-Gebühren im Hochschul-Rahmengesetz festschreiben lassen. Wie hier eine transnationale Kompatibilität geschaffen werden kann, ist noch nicht klar. Allerdings glauben inzwischen viele Experten, dass im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess andere Finanzierungsmodelle in Deutschland etabliert werden könnten. So auch ein noch auszuarbeitendes Modell studentischer Beteiligung an der Studienfinanzierung.

    Klar ist: Dazu müsste natürlich das Produkt, in diesem Fall der erreichte Abschluss, die Investition lohnen. Bezahlt wird schließlich nur für etwas, was einem Nutzen bringt. Der Trend hin zur Ergebnis-, oder Output-Orientierung ist schon lange da. Mittelfristig sollen alle Abschlüsse mit vergleichbaren Expertisen ergänzt werden. Das heißt in sogenannten Diploma-Supplements, einer Art Examensbericht, wird ausführlich festgehalten, WAS der einzelne Studierende WIE kann.

    Robert Wagenaar, von der niederländischen Universität Gröningen, ist einer der Koordinatoren von 'Tuning’. Dieses EU-Projekt, unterstützt von über 100 Hochschulen, will die Angleichung der Ausbildungsstrukturen 'tunen’, also beschleunigen.

    Wir haben eine Methode entwickelt um Abschlüsse vergleichbar zu machen, wir haben uns darauf konzentriert, was der Graduierte nach dem Studium an Kompetenzen hat. Die kann man nämlich vergleichen, auch wenn die Studieninhalte sehr unterschiedlich sind, diese generellen Ergebnisse kann man vergleichen und das scheint auf europäischer Ebene, der einzig praktizierbare Weg zu sein.

    So wird konkret überprüft, ob jemand beispielsweise im Chemiestudium gelernt hat, Datenmaterial auszuwerten. Je nach Leistung erhält der Student zwischen ein bis vier Punkten. Diese Punkte können dann im ECTS, im europäischen Kreditpunktesystem, verglichen werden. Dabei werden sowohl die jeweilige Leistung als auch allgemeine Erfolge addiert.

    Es sind noch viele bürokratische Hürden zu überwinden, Studierende, Hochschullehrer und Politiker müssen immer wieder ihre Wünsche und Vorstellung miteinander abstimmen. Jüngstes Beispiel für eine offenbar schwierige Absprache ist der vorgelegte Entwurf für eine Europäische Verfassung. Während es zum Beispiel im deutschen Grundgesetz in Artikel 5 heißt: "Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei", steht es im europäischen Verfassungsentwurf nur in erheblich verkürzter Form. "Kunst und Forschung sind frei. Die akademische Freiheit wird geachtet", heißt es dort Die Lehre wird überhaupt nicht erwähnt, damit würde die humboldtsche Tradition aufgekündigt werden. Professor Mariano Gago, ehemaliger portugiesischer Bildungsminister.

    Wenn wir uns zum Beispiel den Europäischen Konvent anschauen, der gerade versucht sich eine europäische Verfassung zu einigen, wir müssen leider feststellen, dass im aktuellen Entwurf Hochschulen vollkommen fehlen. Es muss etwas getan werden ! Es kann nicht sein, dass Hochschulen im geplanten Europäischen Rechtsrahmen fehlen.

    Die Hochschulvertreter haben nur noch wenig Zeit, entsprechende Forderungen zu formulieren. Mitte September treffen sich die europäischen Bildungsminister in Berlin um den Bologna-Prozess, die Realisierung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums, weiter voranzutreiben.