Ein Buch unterm Arm, Kaffee in der Hand und der Blick auf die Uhr. Sarah Reuther hat wenig Zeit.
"Generell brauchst du nur einen Master, wenn du schnell aufsteigen willst."
Die 24-Jährige studiert nicht nur den Masterstudiengang Management, sie arbeitet auch nebenbei - so wie nahezu alle ihre Kommilitonen. Das Masterstudium allein reicht nämlich bei weitem nicht aus, um einen guten Job zu finden, sagt sie:
"Ich war auch im Ausland gewesen, will noch ein Praktikum machen, hab Berufserfahrung, mache jetzt diesen Master. Hauptsache du hast das Gesamtpackage irgendwie erfüllt. Im Endeffekt ist einem dann auch egal, wo man studiert hat."
Als sie sich aber noch beworben hatte um einen Masterplatz, war ihr der Standort ganz und gar nicht egal. Von jeder deutschen Uni - und es sollte für sie unbedingt eine Universität sein - kannte sie das Angebot an Wirtschaftsmastern nahezu auswendig. Wichtige Kriterien waren für sie das Renommee der Hochschule und der Aufbau während der vier Semester:
"Es war ein Hauptanliegen, dass ich mir mehr Wissen aneigne. Weil wenn du erst mal arbeitest und dann den Master machen willst - das würde ich eher nicht machen. Deswegen wollte ich es auch direkt an den Bachelor anschließen."
Ihr Bachelorabschluss im Fach Moderne Fremdsprachen und Wirtschaft schien geradezu prädestiniert für einen Master:
"Weil ich mich dadurch eben gut abgrenzen kann von denen, die halt nur Wirtschaft studiert haben und dann in anderen Sachen also nicht so affin sind, wie in den Sprachen zum Beispiel. Den Weg, den ich gegangen bin, der weckt auch das Interesse bei den Unternehmen."
Eine attraktive Kombination aus Bachelor und Master will aber gut durchdacht sein. Deswegen eint alle Masterstudierenden: Sie haben bereits während des Abiturs ihren wissenschaftlichen Werdegang geplant. Die Frage ist dann nur noch: arbeitet man während des Studiums als Hilfskraft an der Hochschule, oder als Werkstudent in einem Unternehmen - so wie Sara Reuther bei einem Automobilkonzern?
Ärgerlich sei nur, dass sich die Zulassungsvoraussetzungen für einen Masterstudienplatz so oft ändern würden, sagt sie. Denn so stehe man permanent unter dem Druck, die besten Noten schreiben zu müssen.
"Das ist für uns schon voll der Stress, weil diese Noten, die zählen ja. Und im Diplomstudiengang - also so stelle ich es mir vor - dass man wirklich Lust hatte zu lernen. Lust hatte, sich die Module auszusuchen, einfach rein aus Interesse. Und das machen wir ja gar nicht."
Die Uni aber einfach mit einem Bachelor zu verlassen, käme für sie trotzdem nie in Frage.
"Es hat so den Ruf als Studienabbrecher-Abschluss."
Insofern lautet Sarah Reuthers persönliches Fazit zum Bologna-Prozess:
"Das Diplom war viel angesehener als das Ganze hier. Und man konnte sich vorher auch alles im Ausland anerkennen lassen. Also ich finde das nicht gut. Ich hätte lieber einen Diplom-Abschluss."