Auf zwei Autoren war man im Vorfeld besonders gespannt: Daniel Heitzler, ein Autor, der - keine Veröffentlichungen, Preise oder Stipendien - auf der literarische Bühne bisher in keiner Weise aufgetreten ist. Und Journalist und Autor Tom Kummer, der im Jahr 2000 - aufgrund gefälschter Interviews - für einen Medienskandal verantwortlich war.
Kummers Text sei im Kern eine Totenklage gewesen, fasst Katrin Schumacher, Literaturchefin des MDR, zusammen. "Er erzählt im Grunde davon, dass da ein Taxidriver, ein Mann durch die Nacht fährt und seine Passagiere an ihre Ziele bringt, aber sein Fahrt geht in die Vergangenheit. Er trauert um seine verstorbene Frau, die hat er als Foto ans Armaturenbrett geklebt, zusammen mit den beiden Kindern." Die Erzählung vom Jenseits, von jemandem der um jemanden trauere, sei "fast schon eine Bachmannkategorie", so Schumacher.
Requiem auf die verstorbene Ehefrau
Als Referenz auf Tom Kummers Vergangenheit, in der Kummer Interviews gefälscht hatte, trug sich die Behauptung durch Klagenfurt, dass an diesem vom ihm vorgetragenen Text jedoch "alles stimmt". Gerrit Bartels, Literaturchef des Berliner Tagesspiegel, weiß nicht, ob man das glauben soll: "Das trägt vielleicht zur Legende Tom Kummer bei, solche Aussagen, aber das, was er in diesem Text geschrieben hat - um jetzt auf die Geschichte Tom Kummer zurück zukommen - ist eigentlich eine Nachfolgeerzählung seines letzten Buches "Nina und Tom". Das ist eine Art Requiem auf seine verstorbene Ehefrau." Katrin Schumacher, die besonders die Vortragsweise als gelungen ansah, fügte noch an, dass "es übrigens total egal ist, ob da irgendwas erfunden ist oder nicht. Es ist ja Literatur und kein journalistischer Text."
Verschrobene Adjektive
Die erste Frau des Tages war Ronya Othmann. Sie las auf Einladung von Insa Wilke einen Text über den Genozid des Islamischen Staats in Shingal. Ein eindrücklicher Text kurz vor der literarischen Reportage. Die Jury traf kein direktes Urteil, hat dann aber vor allem darüber gesprochen, ob man so einen Text mit literaturkritischen Mitteln bewerten kann, wie Schumacher erläutert.
Daniel Heitzler schrieb bisher für die Schublade, und deswegen war man gespannt auf seinen Auftritt, da "ja niemand hier ohne Grund nach Klagenfurt eingeladen" wird, so Schumacher, die seine in Mexiko angesiedelte "Jungsgeschichte" sehr mochte. Heitzler verwende besonders verschrobene Adjektive zwischen Parodie und Pathos, die Katrin Schumacher lobte, Gerrit Bartels jedoch wusste nicht, "ob ich mich jetzt auf den Arm genommen fühlen soll oder ob ich diesen Text wirklich ernstnehmen soll. Ich hatte so meine Probleme mit dem Text."