"Es gibt seit den 1990er Jahren schöne Metastudien über das sogenannte Natrium-Bicarbonate-Loadings. Die Studien belegen, dass in Bereichen von kurzen Belastungen auch diese Leistungsverbesserung durch die Einnahme von Backpulver oder Natron messbar ist", sagt die Pharmazeutin und Ernährungsexpertin Caroline Rauscher im Deutschlandfunk.
Hintergrund ist, dass wenn Muskeln stark beansprucht werden, durch den Abbau von Glykogen Laktat entsteht. Dadurch übersäuern die Muskeln und ermüden. Die Einnahme von Backpulver verzögert die Übersäuerung der Muskeln und damit auch die Übermüdung der Muskulatur. Hier kann der Einsatz von Backpulver etwas bewirken, sagte die Pharmazeutin.
Nur bei kurzer Belastung sinnvoll
"Wichtig ist hier aber die Länge der Belastung zu berücksichtigen", sagte Rauscher. Nur bei kurzen, schnellen Sprints und bei einer Belastung von einer bis fünf Minuten, könne Backpulver überhaupt einen Effekt haben.
"Es könnte hilfreich sein für eben richtig kraftintensive kurze Belastungen wie Sprinten, wie Rudern, wie Kanufahren und gerade im Bereich Kanu, da hat das ein Topathlet von uns, der Tom Liebscher, der mit seinen drei anderen Kollegen im Vierer in Paris für Deutschland Gold gewonnen, er hat das im Vorfeld im Training natürlich intensiv ausprobiert, ausgetestet und dann auch hinführend im Wettkampf verwendet und mit der Rückmeldung, er denkt, es hat ihm gut getan", sagte Rauscher, die sich mit ihrer Firma, um diverse Olympiasieger und Weltmeister kümmert.
Vorab müsse aber erst einmal eine Anamnese stattfinden, ob das Natrium-Bicarbonate-Loading überhaupt für die Person geeignet ist oder eine zu hohe Natrium-Dicarbonat-Belastung dem System gesundheitlich schaden könnte, sagte Rauscher. Zudem sei eine individuelle Anpassung an das Körpergewicht wichtig und Test in entsprechenden Einheiten, ob die Dosierung vertragen wird.
Unschöne Nebenwirkungen
"Die Nebenwirkungsrate, die ist relativ hoch, man sagt zwischen 25 bis eher 50 Prozent der Athleten haben Probleme damit", sagte Rauscher. Das Spektrum der Nebenwirkungen reicht dabei von leichten Magen-Darm-Verstimmungen bis hin zu Blähungen, Erbrechen, Durchfall, aber auch Krämpfe und Muskelschwäche können auftreten.
Sie rät gerade Breiten- und Freizeitsportlern von der Verwendung von Backpulver ab: "Ganz ehrlich, ich würde dem Freizeitsportler sowieso den Tipp geben, lass die Finger weg." Die Leistungssteigerung sei zu gering im Verhältnis zum Risiko.
Für sie persönlich gehört Backpulver auch nicht auf die Dopingliste, weil es ein körpereigenes System ist, welches diese Übersäuerung in Balance hält, also helfe, den pH-Wert im Körper stabil zu halten. "Hier wird ein körpereigenes System unterstützt", sagte Rauscher.