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Baden-Württemberg
Kultusministerium reagiert auf dopingnahe Forschung

Eine Forschung zu Medikamenten, die auf der Dopingliste stehen, kann problematisch sein. Das hat die Berichterstattung des Deutschlandfunks zu einem geplanten Projekt der Universitätsklinik Ulm deutlich gemacht. Das Kultusministerium in Baden-Württemberg will mit der Einrichtung einer unabhängigen und externen Kommission dieser Problematik begegnen.

Von Ralf Meutgens | 23.03.2017
    Dopingproben in einem Labor.
    Eine Gruppe von externen Sachverständigen soll innerhalb von zwei Jahren ein Konzept entwickeln, das die Grundlage der sportmedizinischen Betreuung in Baden-Württemberg regelt. (imago )
    Die Grundlage für die sportmedizinische Betreuung in Baden-Württemberg ist der "Struktur- und Funktionsplan für die Sportmedizin" aus dem Jahr 1972. Dieser Plan wurde im Jahr 1996 letztmals aktualisiert. Nur zur Erinnerung: Zu der Zeit war EPO als Dopingmittel bereits verboten, aber nicht nachweisbar. Wegen wissenschaftlicher Neuerungen und Fortschritte sei eine erneute Fortschreibung des Struktur- und Funktionsplans notwendig, teilt das Kultusministerium auf Anfrage mit. Zudem gebe es zunehmende Anforderungen im Leistungssport, insbesondere auch im Nachwuchs- und Behindertenleistungssport.
    Die Weiterentwicklung des Plans setzt die Zustimmung des Ministerrats voraus. Danach solle unter anderem eine Gruppe von externen Sachverständigen innerhalb von zwei Jahren ein Konzept entwickeln, das die Grundlage der sportmedizinischen Betreuung in Baden-Württemberg regelt, so das Kultusministerium. Auf dieser Basis sollen mögliche Interessenskonflikte zwischen der Sportlerbetreuung auf der einen Seite und wissenschaftlichen Projektvorhaben auf der anderen Seite überprüft werden. Ziel dabei sei es, einem Missbrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Dopingzwecken vorzubeugen, so das Kultusministerium weiter. Nach Meinung von Fachleuten ein richtiger und wegweisender Entschluss.
    Erstes Treffen der Kommission wurde verschoben
    Eigentlich war Ende März ein erstes Treffen mit externen Sachverständigen geplant. Das kann jetzt offenbar nicht stattfinden. Die vier Untersuchungszentren Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm hatten bereits zwei Experten benannt. Dann sorgte die Berichterstattung über die geplante Forschung an der Uniklinik Ulm hier im Deutschlandfunk offenbar für Irritationen besonderer Art.
    Auslöser ist anscheinend Professor Jürgen Steinacker. Der ist nicht nur Chef des sportärztlichen Untersuchungszentrums, sondern er leitet gleichzeitig eine geplante und umstrittene Studie zu Asthmasprays, die auf der Dopingliste stehen. Er soll einen der beiden international renommierten Sachverständigen in E-Mails derart polemisch angegriffen haben, dass dieser daraufhin seine Bereitschaft widerrufen hat, Mitglied der geplanten Kommission zu werden. Derzeit werde nach einem neuen Termin für ein erstes Treffen mit den Experten gesucht, hieß es von offizieller Seite.