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Badetote
DLRG beklagt fehlende Unterstützung

Seit Wochen ist es richtig heiß - Abkühlung verspricht das kühle Nass. Doch immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, häufig betroffen sind auch ältere Menschen. An vielen Badeseen sind Helfer der DLRG präsent. Deren Arbeit wird aber angesichts sinkender Zuwendungen immer schwieriger.

Von Thomas Wagner |
    Ein Schild mit der Aufschrift "Betreten verboten Badeverbot" neben einer Luftmatratze an einem See.
    Gerade in der Sommerzeit werden die ehrenamtlichen Helfer von der DLRG häufig zu Sucheinsätzen in Seen oder Flüssen gerufen. (picture alliance / dpa / Marc Müller)
    Mächtig was los im Strandbad Friedrichshafen-Fischbach, direkt am Bodensee. Rudi Krafczyk, Ortsvorsitzender der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG, schaut angestrengt mit dem Fernglas auf den See hinaus. Denn da ist seine Frau unterwegs, ebenfalls eine DLRG-Helferin.
    "Die ist gerade rausgeschwommen auf ein Floß und hat da gerade zwei Jugendlichen, die da ziemlich rumgetollt haben auf dem Floß, etwas Einhalt geboten. Manchmal musst Du die Ansage wieder deutlich machen. Ich hatte heute gerade junge Eltern mit dem Kind an der Hand, die über die Absperrleine gegangen sind. Die hab' ich dann gefragt: Ist Euch schon bewusst, was ihr macht? Da draußen ist das Wasser durch den aufgewühlten Grund trüb. Wenn Euch das Kind aus der Hand rutscht, dann ist es weg."
    Übertrieben sind solche Vorsichtsmaßnahmen keineswegs. Das zeigt ein Blick in die Unfallprotokolle der Wasserschutzpolizei Friedrichshafen.
    "Die Eltern sind mit ihren drei Kindern zum Baden gegangen. Die Eltern haben sich unterhalb eines Steges aufgehalten, im Wasser, haben geplanscht. Und plötzlich ist ein Kind, ein sechsjähriger Junge, untergegangen. Keiner hat's gemerkt zunächst. Und dann waren Rettung und Reanimation zu spät."
    So Christoph Mandalka, Leiter der Wasserschutzpolizei Friedrichshafen, über den jüngsten tödlichen Badeunfall am Bodensee. Und der war kein Einzelfall:
    "Seit Anfang Juni, seitdem haben wir ja auch diese hohen Temperaturen, haben wir insgesamt neun Badeunfälle mit tödlichem Ausgang. Meistens waren davon ältere Personen betroffen."
    Und viele der tödlichen Unfälle spielten sich nach immer demselben Schema ab, so Christoph Mandalka von der Wasserschutzpolizei:
    "Also diese neun Unfälle, das ist natürlich eine enorm hohe Zahl. Wir haben Temperaturen über 30 Grad. Ältere Leute, häufig überhitzt natürlich oder nach dem Essen, gehen ins Wasser, um sich abzukühlen. Das ist für den Organismus eine große Kraftanstrengung. Teilweise sind bei den älteren Herrschaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorher festzustellen gewesen, die dann auch zum tragischen Unfall führten."
    Ein freiwilliges Mitglied der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) blickt am 19.08.2013 mit einem Fernglas von der Station auf den Strand von Eckernförde (Schleswig-Holstein).
    Ein freiwilliges Mitglied der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). (picture-alliance / dpa / Carsten Rehder)
    So sehr sich die ehrenamtlichen Helfer der Wasserrettung auch Mühe geben, von morgens früh bis abends spät in den Bädern präsent zu sein – solche Unfallszenarien können auch sie nicht in jedem Fall verhindern. Hinzu kommt: Bei manchen DLRG-Mitgliedern macht sich Frust breit. Denn die öffentliche Unterstützung fällt von Jahr zu Jahr immer magerer aus. Für den Kauf von Ausrüstung und Rettungsbooten habe das Land Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren immer weniger Geld locker gemacht, so die Klage von Rudi Krafczyk von der DLRG Friedrichshafen. Er führt das Beispiel des württembergischen Landesverbandes ins Feld. Anfang der 2000er-Jahre ....
    "Bekam die DLRG noch eine Million Mark pro Jahr. Und jetzt sind wir bei 80.000 Euro pro Jahr in Württemberg. Für uns ist das frustrierend."
    Hinzu kommen aus Sicht der Wasserretter vom Bodensee nicht nachvollziehbare Regelungen: Gerade während der zurückliegenden Hitzetage wurden die ehrenamtlichen Helfer häufig zu Sucheinsätzen gerufen, darunter etliche Fehlalarme.
    "Wenn wir jetzt da draußen einen halben Tag umeinander sind und suchen und niemanden finden, dann haben wir auch niemanden, dem wir eine Rechnung schicken können."
    In solchen Fällen, beklagt sich Rudi Krafczyk, bleibe die DLRG auf den Kosten für den Einsatz sitzen – und das müsse sich ändern. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Die baden-württembergische Landesregierung will mit den Wasserrettern eine neues Konzept "Wasserrettung Bodensee" erarbeiten. Und dabei soll auch über eine verbesserte Kostenerstattung geredet werden, beispielsweise für die Beschaffung der Ausrüstung. Doch wenn es um mehr Sicherheit an den Badestränden am Bodensee geht, ist nach Ansicht von DLRG-Funktionär Rudi Krafczyk noch vor dem Gang ins Schwimmbad auch eine bessere Aufklärungsarbeit gefragt – und zwar bereits an den Schulen. Hier allerdings sieht er ebenfalls Defizite, die in den vergangenen Jahren nicht kleiner, sondern im Gegenteil erheblich größer geworden sind:
    "Der Schwimmunterricht wird immer weniger. Es wird immer weniger Schwimmen in der Schule gelehrt, aus Lehrermangel, aus Bädermangel. Viele Bäder machen zu. Die öffentlichen Bäder in manchen Städten machen einfach dicht, weil sie nicht mehr finanzierbar sind. Und so fällt natürlich auch der Schwimmunterricht für die Schüler aus."