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Bäderschließungen
Goldener Plan für Deutschlands Schwimmbäder

Etwa alle vier Tage schließt in Deutschland ein Hallen- oder Freibad. Sportminister Horst Seehofer (CSU) hat nun eine Offensive gegen das Schwimmbadsterben angekündigt. Doch eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion offenbart: Im Innenministerium weiß man gar nicht, wie viele Bäder betroffen sind.

Von Moritz Küpper |
Ein Junge nimmt an einem Schwimmkurs für Kinder der DLRG im Monte Mare Schwimmbad in Bedburg (Nordrhein-Westfalen) teil.
Schwimmunterricht für Grundschulkinder (dpa-Bildfunk / Rolf Vennenbernd)
Es war eine überraschende, milliardenschwere Ankündigung, die Innenminister Horst Seehofer, CSU, vor gut zwei Monaten auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes, kurz DOSB, machte.
"Einen neuen goldenen Plan, wo ich bereit bin, als Bundesinnenministerium in sehr überschaubarer Zeit, eine Konzeption zu entwickeln, auf deren Grundlage wir dann in der Koalition, in der Regierung und mit dem Finanzminister reden können, über welchen Zeitraum ein solcher goldener Plan realisiert werden kann."
Sportstätten im ganzen Land sollen modernisiert werden, so das Versprechen. Denn, so Sportminister Seehofer:
"Nur mit erstklassigen Sportstätten können wir auch dem Breitensport, den Spitzensport, weiterhin als tragendes Element unserer Gesellschaft erhalten."
Bundesregierung weiß nicht, wie viele Bäder betroffen sind
Denn vor allem beim gesellschaftlich wichtigen Thema Schwimmen, kommt der Infrastruktur eine besondere Bedeutung zu. Etwa alle vier Tage schließt in Deutschland ein Hallen- oder Freibad – und zwar für immer. 80 pro Jahr sind es, so die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Doch eine, diesem Sender exklusiv vorliegende Antwort, auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, offenbart nun: Die Bundesregierung weiß gar nicht, wie viele Schwimmbäder es in Deutschland gibt, wie viele in den letzten zehn Jahren schließen mussten und wie viele von einer Schließung bedroht sind:
"Es scheitert also schon an der Daten-Grundlage und Herr Seehofer, der auf der Mitgliederversammlung des DOSB den goldenen Plan angekündigt hat, hat keinerlei Erkenntnisse über konkrete Zustände und die Frage, die wir uns stellen: Wie will er da ein vernünftiges Strukturförderprogramm auf den Weg bringen und wie will er für die notwendige Finanzierung sorgen, wenn er nicht mal weiß, wie viele Schwimmbäder betroffen sind?" Sagt Britta Dassler, auf deren Initiative die Kleine Anfrage zurückgeht.
Dassler (FDP): "Wir brauchen dringend Zahlen"
Die FDP-Bundestagsabgeordnete aus Bayern, Mitglied im Bundestags-Sportausschuss, glaubt zwar schon, dass der Ernst der Lage erkannt sei, "…, aber wichtig ist, dass jetzt ganz schnell, mit der Kraft seines Ministeriums, einmal herausfindet, um wie viele Schwimmbäder handelt es sich, um wie viel Reparatur-Stau handelt es sich, um dann die Gelder entsprechend zu verteilen."
Dassler sieht ein grundsätzliches Problem in der Umsetzung: "Schon 2015, damals im Rahmen der Flüchtlingskrise, wurden ja schon mal 300 Millionen aufgelegt. Das Programm wird nicht verlängert und ist auch nicht vollständig abgerufen worden und ausgezahlt worden. Und insofern brauchen wir jetzt dringend Zahlen, damit man sagen: Es kann nicht weiter dem Bädersterben zugeschaut werden, weil auf der anderen Seite sagen wir ja auch: Schwimmen ist unendlich wichtig für Gesundheit, zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und von Diabetes2 und dann ist jetzt der Zeitpunkt, wo ich handeln muss."
Dassler: Beruf des Bademeisters verliert an Attraktivität
Das Innenministerium bestätigt das Ende des Programmes, verweist in der aktuellen Antwort aber auch darauf, dass die Förderung des Breitensports – Zitat – "in erster Linie Angelegenheit der Länder" sei. Dies will Dassler aber nicht gelten lassen. Denn das Bädersterben würde bereits weitere Konsequenzen mit sich bringen, so FDP-Frau Dassler:
"Der Beruf des Bademeisters wird kaum noch gelernt, weil man eben diese Tendenz sieht, zur Schließung der Schwimmbäder, weil die Kommunen und Länder das alleine nicht mehr stemmen können."